Bremer Mahnmal zur „Arisierung“
Eine Initiative, die von der taz ausging
Das Logistik- und Gütertransportunternehmen Kühne+Nagel war in der NS-Zeit maßgeblich am Abtransport des Besitzes der aus Westeuropa deportierten Jüdinnen und Juden beteiligt. Die taz hat mit ihren Recherchen ein Mahnmal in Bremen initiiert. Im September 2023 wurde es eingeweiht.
Chronologie
2015 bis 2022: Von der taz-Kampagne „4 Qm Wahrheit“ bis zum Bau des Arisierungsmahnmal in Bremen
2015: Kühne+Nagel mit lückenhafter Aufarbeitung
Kühne+Nagel: Das Logistikunternehmen Kühne+Nagel (K+N) feiert 2015 auf dem Bremer Marktplatz sein 125-jähriges Jubiläum und stellt dabei die Firmengeschichte zur Schau. Die taz recherchiert die fehlenden Fakten, u.a. die maßgebliche Beteiligung der Firma am Abtransport der Wohnungseinrichtungen der deportierten jüdischen Bevölkerung in ganz Westeuropa.
2015: taz startet Crowdfunding
Crowdfunding: Unter dem Motto „4 Qm Wahrheit“ werden 27.003 Euro für den Kauf von 4 Quadratmeter Boden auf dem Platz gesammelt, auf dem K+N in Bremen seinen Neubau errichten will – als Standort für ein Mahnmal.
Kaufangebot für Mahnmal-Standort
Kaufangebot: Die taz bietet der Stadt Bremen den doppelten Quadratmeterpreis wie K+N. Das Angebot wird abgelehnt, involviert aber Finanz- und Bauausschuss in die Thematik.
2016: Gestaltungs-Wettbewerb für ein Mahnmal
Gestaltungs-Wettbewerb: Die taz sammelt Ideen, wie „die Totalität der,Verwertung' jüdischen Eigentums in Gestalt eines Mahnmals visualisiert werden könnte. Unter den 60 Teilnehmenden des Gestaltungs-Wettbewerbs aus ganz Deutschland und Österreich sind sowohl bekannte Künstler:innen als auch Schulklassen. Der Wettbewerb löst zahlreiche familienbiographische Nachfragen und Auseinandersetzung aus. Der Entwurf von Evin Oettingshausen kommt auf Platz 1.
2016: Ausstellung in der Bremischen Bürgerschaft
• Ausstellung in der Bremischen Bürgerschaft: „Spuren der Beraubung – Ideen für ein Bremer,Arisierungs'-Mahnmal“.
2016: Die taz veranstaltet ein Symposium
Die taz veranstaltet am 3. November 2016 ein Symposium in der Bremischen Bürgerschaft: „Arisierung“ – über den Umgang mit dem Unrechts-Erbe.
2016: Bürgerschaft beschließt Bau des Mahnmals
Alle Fraktionen der Bremischen Bürgerschaft beschließen im November 2016 den Bau des Mahnmals.
Ringen um den Mahnmal-Standort
Langes Ringen um den „richtigen“ Standort in Bremen: Soll das Mahnmal bei Kühne+Nagel, am Europahafen, an der Jugendherberge oder irgendwo dazwischen verortet werden?
Gesellschaftliche Auseinandersetzung und Debatte entfacht
Dynamik: Parallel zum politischen Prozess entstehen, ausgelöst von der Kampagne „4 qm Wahrheit“, künstlerische Aktionen, temporäre Mahnmale, Masterarbeiten, internationale Ausstellungsbeiträge, Radioreportagen und Regionalromane.
2022: Bremer Senat beschließt Bau des Mahnmals
Ergebnis: Am 1. Februar 2022 beschließt der Bremer Senat den Bau des Mahnmals – zwischen Kaisenbrücke und den Bremer Weserarkaden, schräg unterhalb des Firmengebäudes von Kühne+Nagel.
2023: Mahnmal wird eröffnet
Eröffnung: Am 10. September 2023 wurde das „Arisierungs“-Mahnmal eröffnet. Begleitinformationen finden sich auf der Webseite: geraubt.de