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Schulleiter über Schulbrandbrief in Berlin"Keine alltägliche Gewalt"

Gibt es eine neue Rütli-Schule? Wieder liegt dem Berliner Senat ein Brandbrief von Lehrern aus Berlin-Neukölln vor. Der Leiter der Heinrich-Mann-Schule wiegelt ab.

Generation Rütli: Schüler im Jahr 2006. Bild: reuters
Martin Rank
Interview von Martin Rank

taz: Herr Kemmer, sie sind der neue Leiter der Heinrich-Mann-Schule. Ihre Kollegen hatten sich in einem Brief an den Senat gewandt und sich über gewalttätige Schüler beklagt. Hat Berlin jetzt die nächste Rütli-Schule?

Rudolf Kemmer: Nein, das haben die Medien übertrieben dargestellt. Es war kein öffentlicher Notruf, den die Lehrer im Juni verfasst haben, sondern eine interne Auseinandersetzung zwischen Schule und Senat. Das Kollegium war mit dem Kräften am Ende, einem wurde Gewalt von einem Schüler angedroht - es gibt aber keine alltägliche Gewalt.

In dem Brief war von Schülern die Rede, die in Aufgänge urinieren. Stimmt das?

Ja, aber es wurde ja nicht täglich in das Treppenhaus uriniert - das sind Ausnahmen. In vielen Familien unserer Schüler gibt es soziale Probleme, viele Eltern sind arbeitslos. Durch die doppelten Jahrgänge hatten wir eine zusätzliche Klasse bekommen, mit Kindern vom Hermannplatz. Das ist schon eine Herausforderung.

Dazu kommt die fragwürdige Praxis, dass Schüler, die immer wieder Probleme machen, von einer Schule zur nächsten "strafversetzt" werden, anstatt sich mehr um sie zu kümmern. Dadurch haben wir sehr schwierige Schüler bekommen. Und allgemein wird der Ton der Schüler von Jahr zu Jahr rauer.

In Berlin wurde die Hauptschule abgeschafft und mit der Realschule zusammengelegt. Sollte das nicht die Probleme lösen?

Die Heinrich-Mann-Schule war auch vorher schon eine Gesamtschule. Es wurden im vergangenen Jahr aber einige neue Konzepte eingeführt wie die "Lernbüros", in denen Schüler zwei Stunden am Tag selbstständig lernen können - das hat die ganze Kraft der Lehrer gefordert. Wir waren jedoch organisatorisch schlecht aufgestellt, die Schule konnte nur kommissarisch geleitet werden. Zwei der vier Sozialarbeiter waren krank.

Das klappt jetzt alles besser. Es sind zwei neue Erzieherstellen bewilligt worden. Dazu kommt ein neuer Sozialarbeiter. Jetzt haben wir insgesamt fünf, mehr, als uns eigentlich zustehen. Der Senat hat auf den Hilferuf reagiert. Im November werden wir in der Schule eine Zukunftskonferenz organisieren.

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10 Kommentare

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  • F
    Flori

    Realität statt Ideologie gefällig? Gugg a mol do:http://www.welt.de/politik/deutschland/article13437242/So-chaotisch-geht-es-an-deutschen-Schulen-zu.html.

  • S
    sellerie

    @ Dirk Jäckel

    Tja, und ich dachte hier würde sich mit dem Thema des Artikels beschäftigt, so kannste Dich täuschen.

     

    Arme kleine Wurst!

  • DJ
    Dirk Jäckel

    Ana Nym: Und ich habe bis vor kurzem den Gender_gap noch für eine überspitzte Satire gehalten! Nur noch lächerlich.

  • B
    broxx

    @ Anna Nym

    Vielleicht sind Leute, die alles verstehen und immer Entschuldigungen suchen, Schuld an diesen Problemen.

    Aber nee, es sind ja immer Nazis und Rechtspopulisten.

  • W
    Wenstruba

    Sprachlosigkeit erzeugt Gewalt!

     

    Europa- und Levanteschulen

     

    Wir müssen auf die Kinder und Jugendlichen in ihrer Sprache zugehen. Wir müssen sie aus der Sprachisolation rausholen. Darum sollten wir Deutsch-Türkische Europaschulen und Deutsch-Arabische Levanteschulen sofort zur Verfügung stellen. Es ist das beste Mittel, um Migranten in unserem System zu binden.

     

    • Die Herkunfts- oder meist Muttersprache der Kinder von Migranten, wird zunächst richtig gelernt. Diese Vorraussetzung ermöglicht es erst auch weitere Sprachen zu lernen. Ohne Muttersprache kann keine weitere Sprache richtig gelernt werden, das ist wissenschaftlich fundiert.

    • Die Kinder lernen in „ihrer“ Sprache lesen und schreiben, mit „ihrem“ kulturellem Background, den sie in Deutschland nur vom Hörensagen kennen. Auch die landeseigene Kultur wird in einer bilingualen Schule vermittelt.

    • Vom Hörensagen werden oft Märchen und Fehlinterpretationen über geschichtliche Ereignisse überliefert. Es führt zu romantisierten Vorstellungen von den Herkunftsorten und zu beschönigenden Gräueltaten der Vergangenheit, die wir selbst kennen. Es gibt in jedem Volk die „guten, alten und bessere Zeiten“.

    • Selbstverständlich lernen die Kinder spätestens ab der zweiten Klasse unser deutsches Alphabet und nebenher die deutsche Schrift- und die richtige Sprachweise.

    • Sie lernen z. Z. in deutscher Sprache die Mathematik, was m. M. n. völlige unlogisch erscheint, da fast alle anderen Sprachen die Zahlen in ihrer tatsächlichen Reihenfolge sprechen. Fast nur in der deutschen Sprache wird zuerst die letzte und dann die vordere Zahl genannt, ab der Ziffer 13.

    • Die Kinder von bisher nicht integrierten Migranten könnten in „ihrer“ Sprache lernen. Dadurch wird verhindert, dass sie eine „fremde“ Sprache neu, falsch und brüchig lernen, so wie es bisher für sie der Fall ist.

    • Sei hätten mehr Erfolgserlebnisse und wären viel entspannter und weniger frustriert.

    • Sie könnten mehr zum Erfolg der Klassen beitragen und fühlten sich wahr genommen.

    • Gewalt wird durch Beachtung unnötig, was dem friedlichen Miteinander dienen würde.

    • Die Eltern dürften nun endlich ihre Kultur an uns herantragen. Durch das Geben und Nehmen erhielten die Erwachsenen Respekt, denn bisher prägen uns mehr Vorurteile als kultureller Austausch obwohl wir uns seit mehr als vierzig Jahren begegnen. Die Wertschätzung, die Migranten zusteht, ist ihnen bedingt durch die Stellung als Bittsteller in unserer Gesellschaft bisher fast völlig versagt worden.

    • Da Ansehen immer im Gegenzug erbracht wird, könnten wir das Selbe nun auch von ihnen erwarten. Ein besseres Aufeinanderzugehen ist die Folge der Europa- und Levanteschulen.

    • Viele Kinder könnten sich durch diese hervorragende Ausbildung bis zum Abitur und darüber hinaus weiterbilden und das sogar in „ihrer“ Sprache.

    • Mädchen könnten diese Chancen nutzen und den Männern das Kopftuchtragen überlassen, so sie wollen. Gute Bildung schafft „Aufklärung“ und persönliche Freiheit.

    • Die Kinder hätten als Erwachsene die Wahl, ob sie vielleicht in ihre Herkunftsländer zurückgehen möchten, die haben sie bislang nicht, weil sie auch in ihren Herkunftsländern faktisch marginalisiert und Migranten sind. Bisher kam niemand auf die Idee, sie zu fragen, ob sie hier bei uns Deutschen leben möchten, sie wurden qua ihrer Eltern dazu gezwungen.

    • Die Kinder könnten in den Genuss besserer Berufsausbildungen und Studien kommen.

    • Sie würden nicht mehr beim Sozialamt oder schlimmer noch, chancenlos als Kriminelle enden.

     

    Es kommt kein Mensch auf die Welt und behauptet, er möchte gerne Hartz-IV-Empfänger oder Rechtswidriger werden. Jeder Mensch will Prinzessin oder Ritter, Feuerwehrmann oder Krankenschwester, Lehrerin oder Kindergärtner werden und vor allen Dingen will jeder Mensch in seiner Kindheit eine Familie mit einem „Haus am See“ haben.

     

    So viel zu den Vorteilen für die Kinder von türkischen und arabischen Migranten.

     

    Und was haben wir Deutsche davon?

     

    • Wenn die deutschen Kinder in den Europa- und Levante-Schulen in Türkisch u. Arabisch ausgebildet werden, können unsere Kinder nach dem Studium oder nach der Ausbildung mit den reichsten Staaten - Vereinigten Arabischen Emiraten oder Kuwait - der Welt muttersprachlich verhandeln.

    • Die türkische Sprache dient dabei als Brückenschlag zwischen unserer und der muslimisch- islamischen Gesellschaft.

    • Die arabische Sprache bringt uns direkt zu den reichsten Handelspartnern der Welt.

    • Die Europa- und Levante-Schulen werden uns mit den Arabischen und Türkischen Migranten ins Gespräch bringen.

    • Die kommenden Kriege werden wegen der letzten Ölreserven geführt werden. Durch unser Engagement könnte das verhindert werden.

     

    Vielleicht fällt Ihnen selbst noch etwas ein, Sie dürfen gerne ergänzen.

     

    Ich meine, dass die o. g. Argumente ausreichen, um mindestens vier der jeweils genannten Schulen sofort zu gründen. Möglichst in den Brennpunkten der Städte Berlin, Köln und Frankfurt am Main.

     

    Zuerst muss Überzeugungsarbeit bei den jeweils betroffenen Direktoren, Migrantenverbänden und bei Deutschen Eltern geleistet werden. Migranten mit denen ich gesprochen habe, haben Angst ihre Kinder ihre Sprache in Deutschland lernen zu lassen. Wir sagen ihnen, lernt Deutsch, lernt Deutsch… aber das ist nicht der richtige Weg für diese Kinder. Wir leben in der Europäische Union und die Globalisierung steht im Vordergrund bei Berufschancen, wir können das Rad nicht zurückdrehen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir unseren Wohlstand Ali u. Eiche zu verdanken haben. Sie kamen zu uns und haben ihre Heimat hinter sich gelassen, sie waren und sind fleißig. Jedes Kind in der Gesellschaft hat es verdient, dass es in Würde beschult wird und nicht seines wichtigsten Instrumentariums beraubt wird, seiner Herkunftssprache. Wenn wir weiterhin massenweise Kinder und deren Zukunft ab dem fünften Lebensjahr „mundtot“ machen, werden sie uns als Erwachsene schelten, weil sie sich lange Zeit nicht artikulieren durften.

     

    Ich vertraue auf die Mitmenschlichkeit und die Liebe, die uns alle trägt, wir sind alle aufeinander angewiesen. Die Liebe ist ein Teil unseres Grundwertes, dass als Grundgesetz von Menschen niedergeschrieben wurde, die nach dem zweiten Weltkrieg hohe Verantwortung trugen. Und weil ich unser Grundgesetz liebe und achte, werde ich für dieses Grundgesetz eintreten und wie für einen heiligen Gral kämpfen.

     

    Unser Grundgesetz in vielen Sprachen gibt es hier:

     

    http://www.spd.de/Partei/Material/12368/grundgesetz_in_zehn_sprachen.html

     

    „Break down the wall!“

  • E
    ExSchüler

    Komisch, bei uns in der Schule hat tatsächlich nie jemand in den Flur uriniert. Auch nicht täglich. Haben wir irgendwas falsch gemacht ?

    Wir hatten aber auch keinen Schulleiter, der sich so zum Hanswurst machte.

  • AN
    Anna Nym

    Ich war beruflich zuletzt an verschiedenen Schulen in Berlin - auch an verschiedenen sogenannten Problemschulen. Wie es hier zugeht, ist tatsächlich furchtbar traurig. Aber meines Erachtens aus einer anderen Perspektive heraus.

     

    An vielen Schulen mangelt es an Lehrer_innen, die Schüle sind frustriert, sie haben teilweise ein halbes Jahr kein Mathe, Deutsch oder Englisch. Der Lehrermangel ist dabei nicht nur auf mangeldne Gelder, sondern auch auf fehlende Lehrkräfte zurückzuführen. Viele wandern aufgrund besserer Bedingungen und der Möglichkeit der Verbeamtung nach Brandenburg ab und die Berliner Schulen gehen leer aus.

     

    Zudem war es oft so, dass die Schüler gut mit "frischen" Lehrkräften klarkamen, hier keine Gewalt auftrat. Nur dann, wenn Lehrer_innen ausgebrannt sind, kam es zu solchen Auseinandersetzungen.

     

    Die Problematik ist komplex. Zum Einen bedarf es einer besserern Förderung der Lehrkräfte. Kleinere Klassen, Möglichkeiten der Supervision, etc. Zum Anderen kritisiere ich die Unterichtsform in vielen Fällen scharf. Es gibt viele gute Beispiele, in denen aus Problemschulen gut funktionierende Schulen werden, weil die Verantwortlichen neue, unkonventionelle Maßnahmen erdenken und die Schüler_innen fördern.

     

    Zudem wächst die Frustration bei den Schüler_innen in unserer heutigen Gesellschaft. Ständig erleben sie Ausgrenzung und Fremdenhass. Seien es Bild-Überschriften, NPD-Plakate oder Rechtspopulismus aus der "Mitte der Gesellschaft". Sie wissen, dass sie mit einem Hauptschulabschluss kaum eine Perspektive haben. Solange eine Gesellschaft Menschen systematisch ausgenzt, muss man sich nicht wundern, wenn diese Menschen dann in dem System nicht mehr "funktionieren". Dafür muss es nicht erst so weit kommen wie in England, um zu sehen, dass hier etwas gewaltig schief läuft!

     

    Ich hoffe, dass irgenwann auch Politik und die 'breite Masse' in der Lage sind, Probleme als komplex wahrzunehmen und zu erkennn, dass Gewalt auch immer eine Ursache hat.

  • WB
    Wolfgang Banse

    gewalt ist Tagesordnungspunkt an vielen Schulen

    Es vergeht kaum ein Tagin den schulen,wo es nicht zu Gewaltausbrüchen kommt.Es ist ein Phänomen unserer Zeit,dass Gewalt in den Schulen ihren Einzug gehalten hat.Rüttli Schule auf dfer einen seite,Heinrich-Mann-schule auf der anderen Seite.präventationsmaßnahmen müssen ergriffen werden,von Seiten der Schule,der lehrer,Eltern,Schülerschaft,sowie vom Senat,um der Gewalt in den schuzlen zu begegnen.

    Auffallend ist,dass in konfessionellen Schulen die Gewalt nicht zum Tagesordnungspunkt zählt.Dies sollte Anlass geben,darüber einmal intensiv darüber nach zu denken.

  • B
    broxx

    Was für ein jämmerlicher Leiter. Kein Wunder das da keiner mehr Respekt hat. Und die Gesellschaft läßt sich von solchen rasierten Affen auf der Nase rumtanzen! Ausschaffen das Gesindel!

  • E
    Eddie

    Alles Einzelfälle. Keine Panik, hier gibt es nichts zu sehen. Gehen Sie bitte weiter ;)