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Sächsischer VerfassungsschutzchefAlter Herr beim Geheimdienst

Der neue Verfassungsschutzchef in Dresden gehört einer Bonner Burschenschaft an. Er hält diese Verbindung für eine „reine Privatsache“.

Gordian Meyer-Plath, Präsident des Sächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz – und Burschenschafter. Bild: dpa

HAMBURG taz | Im Sommer 2013 stieg Gordian Meyer-Plath zum Präsidenten des Landesamts für Verfassungsschutz Sachsen auf. Seit seiner Studienzeit gehört er auch der Burschenschaft Marchia Bonn an: „Ja, ich bin Mitglied der Burschenschaft“, bestätigte Meyer-Plath der taz. Er räumte zugleich ein, auch als „Alter Herr“ aktiv zu sein.

Rechtsextremismusexperten sehen die Nähe von Burschenschaften und Sicherheitsstrukturen mit Sorge. Sie befürchten, dass sie zu falscher Zurückhaltung führt. „Die Verfassungsschutzbehörden der Länder und des Bundes haben mit Rücksichtnahme auf einflussreiche Alte Herren die extrem rechten Umtriebe in den studentischen Verbindungen immer wieder geleugnet oder kleingeredet“, sagt Felix Krebs, Autor von Studien zu Burschenschaften.

Anfragen in Parlamenten seien ausweichend oder gar nicht beantwortet worden. Laut Krebs wurden sogar Wehrsportübungen militanter Neonazis mit Burschenschaftern verschwiegen.

Kerstin Köditz kennt das. „Wenn wir wegen rechten Umtrieben an sächsischen Hochschulen beim Innenministerium nachfragen, werden Burschenschaften nicht erwähnt“, sagt die Landtagsabgeordnete der Linken in Dresden.

In den 80er Jahren studierte Meyer-Plath an der Universität Bonn, schloss sich dort der Burschenschaft an. „Ich bin da familiär vorgeprägt“, sagt er zu den Beweggründen. Der 46-Jährige betont: Seine Burschenschaft sei „schon lange“ kein Mitglied der Deutschen Burschenschaft (DB) mehr. Tatsächlich verließ die Burschenschaft Marchia Bonn Ende 2011 nach einem Richtungsstreit über ultrarechte Tendenzen den Dachverband DB.

Warum Meyer-Plath die Mitgliedschaft in der Burschenschaft bisher öffentlich unerwähnt ließ, erklärt der Behördenchef so: „Für mich ist das eine reine Privatsache.“

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5 Kommentare

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  • Eine Burschi-Mitgliedschaft ist nie Privatsache, weil sich diese Männerbünde - Alte Herren, Füxe usw. - abgeschottet vom Rest der Gesellschaft die Jobs zuschieben. "Man" erhebt sich als Elite über das Leistungsprinzip. Es zählen Verbindungen, Orden, rechte Gesinnung.

     

    Dementsprechend entstammen die "Burschis" der Tradition des späten Wilhelminismus. "Reformer" heute berufen sich auf das Urburschentum 1815 und die Paulskirchen-Verfassung von 1848, können und wollen diese Tradition aber nicht genau benennen (siehe marchia-bonn.de). Tatsächlich ist die Marchia erst 1902 gegründet.

     

    Selbstverständlich dürfen Frauen in schlagenden, farbentragenden Verbindungen mit zum gemischten Abend gebracht gebracht und dort auch gevögelt werden!

     

    Auch der Chefideologe der Marchia kann nicht erklären, was in der taz Sachsens Agentenführer-Präsident, eher peinlich beschämt, als seine familiäre Belastung hinstellt: Warum erst seit 2011 die rechte Gesinnung falsch sein soll, die seit Kaiser Wilhelm stets als richtig galt - die schon immer rechtsradikal orientierte, antidemokratische Deutsche Burschenschaft (DB).

     

    O-Ton des Marchia-Chefideologen: http://www.deutschlandfunk.de/das-ist-doch-politischer-unsinn.680.de.html?dram:article_id=240573

  • Wie die SED-Parteihochschulen ihre Kader mit "Rotlicht" bestrahlt haben, so sind die braun-schwarzen Kaderschmieden seit jeher die Studentenverbindungen. Allerdings sind paramilitärische Mutproben bei ihnen sogar verpflichtend (schlagend, Mensuren).

     

    Die rechtsradikale Einstellung der Burschis besteht seit langem, aber ist in der Bundesrepublik außerhalb Sachsens eine Randgruppe:

    Z. B. schließt die Berliner Freie Universität seit ihrer Gründung 1948 farbentragende Burschenschaftler aus:

    http://www.deutschlandfunk.de/uniformierte-burschenschaftler-unerwuenscht.680.de.html?dram:article_id=228613

     

    Aus der Selbstdarstellung der marchia-bonn.de geht hervor:

    - Schlapphut-Präsident Meyer-Plath nimmt als "alter Herr" in Sachsen eine strategische Aufgabe seiner Kaderschmiede ein.

    - Die Burschis wollen alles so lassen, wie es immer war, nur ihr schlechter Ruf soll endlich weg:

    - O-Ton: "Somit sind die Verbindungen in den letzten 30 Jahren vor allem darum bemüht, sich ihren Platz in der modernen studentischen Gesellschaft zu erhalten und darauf aufbauend sogar wieder Boden gutzumachen. Bisher gelang dies allerdings nur in Mitteldeutschland."

     

    Speziell in Sachsen zusammen kommen die NSU, ihre bezahlten VS-Kader (V-Leute des Verfassungsschutzes), die Burschis und die dort komplett fehlende Aufklärung.

    - Wer im Herkunfts- und Heimatland der NSU rechte Banden bildet, Menschen wegen ihrer Herkunft tötet, Polizisten ermordet und Banken beraubt, wird dabei von den Landesbehörden geschützt und bezahlt.

    - Wer sich gegen die NSU für Demokratie einsetzt, wird von denselben Behörden bespitzelt, vor Gericht gestellt, zahlt Geldstrafen.

    - Wer z. B. in der schönen sächsischen Schweiz Urlaub macht, den schlagen Ortsansässige sogar in den Innenräumen seiner Unterkunft (Jugendherberge) zusammen - wegen einer nicht ganz hellen Hautfarbe, aber das stört in Sachsen nicht, seien Einzeltäter usw.

    - Passt: ein wixiger Burschi als oberster Agentenführer der Neonazi VS-Kader

  • Gibt es irgendwelche Anzeichen auf rechtsradikale Tendenzen innerhalb der Burschenschaft?

    Wenn nicht, scheint dies tatsächlich "reine Privatsache" zu sein, auch wenn ich selbst kein Freund vom "Verfassungsschutz" bin.

  • Und dieses Klientel schützt unsere Verfassung? Das hat für mich irgendwie den Beigeschmack von Schutzgelderpressung.

  • Nein, das ist keine Privatangelegenheit, nicht für einen Präsidenten des Landesamts für Verfassungsschutz.

    Traurig, dass man das sagen muss.