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Sacharow-Preis an "arabischen Frühling"Ehrung für den Mut

Fünf Aktivisten des Arabischen Frühlings werden mit dem Preis für Meinungsfreiheit des EU-Parlaments ausgezeichnet. Darunter ist auch Mohamed Bouazizi, der sich selbst verbrannte.

Graffiti in Tunis. Bild: reuters

STRAßBURG afp | Für ihr Engagement zugunsten politischer Veränderungen erhalten fünf Aktivisten des "Arabischen Frühlings" den diesjährigen Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit des Europaparlaments.

Wie das Parlament am Donnerstag mitteilte, ist unter den Preisträgern auch der verstorbene tunesische Straßenhändler Mohamed Bouazizi, der mit seiner Selbstverbrennung im Dezember 2010 die ersten Aufstände ausgelöst hatte.

Ausgezeichnet wurden ferner die 26 Jahre alte Ägypterin Asmaa Mahfus, die im Januar im Internet zu Massenprotesten auf dem Tahrir-Platz in Kairo aufgerufen hatte, sowie die syrische Frauenrechtsaktivistin und Journalistin Rasan Saituneh. Sie informiert in dem Blog "Syrian Human Rights Information Link" (SHRIL) über Fälle von Menschenrechtsverletzungen in Syrien. Nachdem Saituneh untergetaucht war, wurden im Frühjahr ihr Mann und dessen 20 Jahre alter Bruder in Isolationshaft genommen.

Bei den anderen Preisträgern handelt es sich um den 77 Jahre alten Dissidenten Ahmed el Subair el Sanusi, der 31 in libyschen Gefängnissen inhaftiert war, und den Syrer Ali Farzat, einen bekannten politischen Karikaturisten. Er nahm in seinen Karikaturen den syrischen Machthaber Baschar el Assad und Regierungsvertreter ins Visier. Im August wurde er von maskierten Bewaffneten mitten in Damaskus brutal niedergeschlagen.

Mit dem Preis würdige das Europaparlament den "Mut der Völker, der zu den politischen Veränderungen geführt hat", sagte der Vorsitzende der liberalen Fraktion, Guy Verhofstadt. Das Jahr 2011 werde in die Geschichte als das Jahr eingehen, in dem die Menschen in der arabischen Welt einen neuen Weg gewählt hätten - den Weg zu Demokratie.

Konkurrenten aus Weißrussland und Kolumbien

Die Vertreter des "Arabischen Frühlings" setzten sich in der Endabstimmung in einem einstimmigen Beschluss gegen den weißrussischen Journalisten und Bürgerrechtler Dsmitri Bandarenka sowie die Bauerngemeinschaft San José de Apartadó durch, die sich in Kolumbien für Menschenrechte einsetzt.

Die Kandidaten für den Sacharow-Preis werden vom außenpolitischen Ausschuss des Parlaments nominiert. Die Entscheidung liegt dann beim Präsidium, dem der Parlamentspräsident und die Vorsitzenden der Fraktionen angehören. Die feierliche Preisübergabe ist Mitte Dezember in Straßburg geplant.

Der heute mit 50.000 Euro dotierte und nach dem sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow benannte Preis wird seit 1988 an Menschen und Organisationen verliehen, die sich besonders mutig für Menschenrechte und Meinungsfreiheit einsetzten.

Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderen der Apartheids-Gegner und spätere Staatschef von Südafrika, Nelson Mandela, der Vater des Prager Frühlings, Alexander Dubcek, die birmanische Oppositionspolitikerin Aung San Suu Kyi und der inhaftierte chinesische Bürgerrechtsaktivist Hu Jia. In den beiden vergangenen Jahren ging der Preis an die russische Menschenrechtsorganisation "Memorial" und den kubanischen Dissidenten Guillermo Fariñas.

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2 Kommentare

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  • PB
    PEter B

    Dass die taz immer noch von "Frühling" schreibt, anstelle der in der Realität statt findenden Islamisierung, ist schon ganz schön frech.

  • FD
    für den Mut

    Man bräuchte weniger Mut, wenn man anonym konstruktiv legal anonym diskutieren dürfte. Leider baut keiner sowas auf. Piraten, Gewerkschaften, Linke, Digiges usw. scheinen uninteressiert.

    Presse ebenso.

    :-((

    Es muss nicht immer ein Name+Lebenslauf an guten Ideen oder Berichten dran stehen. Die Presse erwartet das aber anscheinend. Sowas ist extrem republikanisch: Die wollen immer Anführer und Personen die sie als böse Anführer und Feinde einstufen können. Einer guten Linken sollte die Person eher egal sein sondern der Wert des Gesagten. Ein legales konstruktives! anonymes Forum wäre viel schlagkräftiger als wenn Künast oder Wagenknecht oder Nahles oder Erwin Teufel oder Gabriele Pauli den Kopf rausstecken müssen. Nur weil Konservatisten Anführern folgen wollen wie Wale dem Alpha-Tier um dann kollektiv am Strand zu ersticken, muss man das ja nicht selber machen.

    Leider gibt es keine konstruktiven Foren sondern bestenfalls nur schwache Ansätze dafür :-(

    Das nur angstfreie (=anonyme) konstruktive legale gewaltfreie Diskussion wahre Diskussion ist, interessiert viele leider nicht :-(

    Deutschland könnte viel weiter sein wenn Trittin 1999 sowas per AOL und Internet eingeführt hätte.

    NGOs, Piraten, FSF, digiges, Gewerkschaften,... sind leider nicht interessiert, Protektion für solche Projekte zu liefern :-(

     

    Und es geht nicht um hass-foren sondern konstruktive Diskussion. Das geht sehr einfach. Leider nicht wenn man abgemahnt wird nur weil irgendwer konstruktive Diskussionen nicht mag.

    Also bräuchte man jemanden als Protektor.

    Und alle die dafür bezahlt werden, interessiert es eher wenig. Nicht mal für eigene Domains wie z.b. Journalismus im eigenen Lande.