Richter rügen Slowakische Republik: Roma-Sterilisation menschenunwürdig
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Sterilisation einer jungen Roma in der Slowakei gerügt. Einer Studie zufolge teilen viele Roma-Frauen dieses Schicksal.
STRAßBURG afp | Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat die Sterilisierung einer jungen Roma in der Slowakischen Republik als menschenunwürdige Behandlung gerügt. Die damals 20-Jährige sei in einem staatlichen Krankenhaus während der Geburt ihres zweiten Kindes unter Druck gesetzt worden, stellten die Straßburger Richter am Dienstag fest.
Das Pflegepersonal habe die junge Frau gewarnt, bei einer dritten Schwangerschaft werde entweder sie oder das Baby sterben. Dem Urteil zufolge unterzeichnete die junge Frau daraufhin eine Einwilligung in die Sterilisierung. Nach eigenem Bekunden hatte sie nicht verstanden, dass sie durch den Eingriff für immer unfruchtbar werden würde.
Der Gerichtshof für Menschenrechte rügte, die Frau habe de facto keine Wahl gehabt. Sie habe dem Eingriff unter den Schmerzen der Geburtswehen zugestimmt, ohne über dessen Folgen informiert gewesen zu sein.
Die Richter verwiesen zugleich auf eine Studie des slowakischen Zentrums für Menschenrechte, wonach Roma-Frauen in der Slowakischen Republik besonders häufig Opfer von Zwangssterilisierungen sind. Die Regierung in Bratislava weist diese Anschuldigung zurück.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte über Verbot von Privat-Feuerwerk
Schluss mit dem Böllerterror
Jens Spahn
Da bringt sich einer in Stellung
Mögliches Ende des Ukrainekriegs
Frieden könnte machbar sein
Spendenrekord im Wahlkampf
CDU bekommt fast zehnmal so viele Großspenden wie SPD
Vor der Bundestagswahl
Links liegen gelassen
Wahlprogramm von CDU/CSU
Von wegen Maß und Mitte