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Regierungskrise in IsraelStreit wegen Wehrpflicht

Die Kadima-Partei scheidet aus der israelischen Regierung aus. Die Koalition konnte sich nicht auf ein neues Wehrpflichtgesetz einigen. Noch hat Netanjahu eine Mehrheit.

Wollen getrennte Wege gehen: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (l) und der Kadima-Chef Schaul Mofaz (r). Bild: dapd

JERUSALEM dpa | Nur zwei Monate nach der Bildung einer großen Koalition in Israel scheidet die Kadima-Partei wieder aus der Regierung aus. Die größte Fraktion im Parlament stimmte am Dienstag dafür, die Koalition mit dem rechtsorientierten Likud zu verlassen.

Die Regierungskoalition von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wird damit deutlich geschwächt, verliert aber nicht die Mehrheit im Parlament – sie verfügt auch ohne Kadima über 66 von 120 Sitzen. Die für Herbst kommenden Jahres angesetzten Parlamentswahlen könnten nun allerdings vorgezogen werden.

Hintergrund ist ein Streit über eine gerechtere Verteilung der Wehrpflicht in Israel. Israels Höchstes Gericht hatte sich im Februar in einer historischen Entscheidung gegen eine Freistellung tiefreligiöser Juden vom Militärdienst ausgesprochen. Das Gesetz müsse bis August geändert werden.

Mofas und Netanjahu konnten sich jedoch nicht auf die Details eines neuen Gesetzesentwurfs einigen. Mofas lehnte einen Kompromissvorschlag Netanjahus ab, Ultraorthodoxe und arabische Israelis statt mit 18 bis zum Alter von 23 Jahren einzuziehen.

Der israelische Rundfunk berichtete, 25 Abgeordnete hätten für und drei gegen ein Ausscheiden gestimmt. Der Kadima-Vorsitzende Schaul Mofas sagte: „Zu meinem großen Bedauern muss ich sagen, dass wir keine andere Wahl haben, als uns für ein Ausscheiden aus der Regierung zu entscheiden.“

Kadima war erst vor zwei Monaten in die Regierung eingetreten. Die in der politischen Mitte angesiedelte Partei stellt mit 28 Abgeordneten die größte Fraktion im Parlament.

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4 Kommentare

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  • A
    Ant-iPod

    Mir ist durch den letzten Kommentar nochmals bewusst geworden, wie einfach es ist, berechtigte Kritik abzuwürgen:

     

    Ich generalisiere einfach und sage "XX ist an allem Schuld" und dadurch versuche ich einerseits mein Gegenüber als unlauteren Verallgemeiner darzustellen und andererseits den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen ins Lächerliche zu ziehen und damit unglaubwürdig zu machen.

     

    Man muss ja nicht der Auffassung von bsw. Kommentator "Ute" sein - aber man kann ihre Argumente ja auch respektvoll aufnehmen und - sofern geboten - widerlegen.

     

    Ich denke bsw. nicht, dass der "Wirbel um Assad" ein Ablenkungsmanöver von der israelischen Expansionspolitik ist. Ich glaube tatsächlich, dass es den Syrern um ihre Befreiung und nicht um Israel geht. Und ich bin überzeugt, dass dies zuerst und vor allem ein Anliegen der Syrer und nicht irgendwelcher abstrusen Ausländer ist.

     

    Allerdings glaube ich auch, dass Gesetze grundsätzlich für alle Bürger gleich gelten sollten und somit darf man nicht aufgrund einer bestimmten religiösen Haltung Vorteile für sich herausschlagen.

     

    Es ist bei aller Kritik an Israel ein gutes Zeichen der israelischen Zivilgesellschaft, dass sie solche Fragen aufwirft und im politischen Disput zu klären sucht.

  • W
    Wie üblich

    das heißt aus dem Uteschen übersetzt:

    Israel ist an allem Schuld, weil ich mich für meinen Opa schähme (oder ggf. sogar nicht).

  • U
    Ute

    Hatte ich nicht kürzlich in den Kommentaren zur Lage in Nah-Ost etwas Auseinandersetzungen zwischen korrupten Politiker und Warlords gelesen?

     

    Man könnte fast auf die Idee kommen, damit wäre auf Mofaz und Netanjahu, dem Iraner und dem Polen in Palästina angespielt worden.

     

    Da aber bis zur Wahlentscheidung in den USA ohnehin nicht mehr viel in und um Palästina laufen wird, wenn´s nach den israelischen und den Interessen seiner Stützungsstaaten geht, könnte eine Regierungskrise oder gar ein Wahlkampf durchaus geeignet sein, um von Stillstand der „Friedensgespräche“ aufgrund der Siedlungspolitik abzulenken.

     

    Dabei macht doch Syiens Assad schon genügend Wirbel, um "abzulenken", aber das reicht vielleicht nicht.

  • T
    Theokratur

    Wie war das noch gleich mit TRENNUNG von RELIGION und STAAT..?