Regelstudienzeiten bei Studierenden: Wenige sind rechtzeitig fertig
Die wenigsten Studenten schaffen es, das Studium in der vorgeschriebenen Zeit abzuschließen. Insbesondere Diplom-Studierende tun sich schwer.
BERLIN taz | Nur vier von zehn StudentInnen haben ihr Studium 2010 innerhalb der Regelstudienzeit abgeschlossen. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Dabei gab es große Unterschiede zwischen den Prüfungsarten: BachelorstudentInnen hielten die Studiendauer eher ein, DiplomandInnen in spe brauchten länger.
Die aktuellen Zahlen stammen aus dem Prüfungsjahr 2010. Demzufolge schafften 60 Prozent der Bachelorstudierenden den Abschluss in der Regelstudienzeit, bei traditionellen Universitätsdiplomen waren es nur 20 Prozent. Unter den Studierenden, die nach dem Bachelor den Master anstreben, hielten knapp 50 Prozent die gesetzte Studienzeit ein. Von den Lehramtsprüfungen wurde hingegen nur ein Drittel innerhalb der vorgegebenen Studiendauer abgelegt.
In den Bachelorstudiengängen gilt eine Regelstudienzeit von sechs Semestern, in den meisten Masterstudiengängen sind vier Semestern üblich. Für Diplomstudiengänge sind bis zu zehn Semester Regelstudienzeit vorgesehen. Die Studiendauer ist für den Anspruch auf Bafög-Geld wichtig, denn das wird nur unter engen Voraussetzungen über die Regelstudienzeit hinaus gewährt.
Erik Marquardt, vom Vorstand des freien Zusammenschlusses von StudentInnenschaften (fzs), verwies im Gespräch mit der taz darauf, dass es durch die Umstellung der alten Magister- und Diplomstudiengänge auf die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge für Diplomstudierende unter Umständen schwieriger geworden sei, ihr Studium zu Ende zu führen. Das Lehrangebot für diese Studentengruppe sei teilweise „vermindert“ worden, sagte Marquardt.
In den Ausbildungsgängen zum Bachelor gebe es zudem mehr Instrumente, die Studierende dazu anzuhalten, ihre Ausbildung schneller zu absolvieren. In diesen Studiengängen herrsche eine stärkere Anwesenheitspflicht; wer bestimmte Prüfungen und Klausuren nicht innerhalb der vorgeschriebenen Zeit schaffe, müsse oft eine verpflichtende Beratung in Anspruch nehmen.
Saarland lernt fleißiger als Schleswig-Holstein
Regional und zwischen den Fächern gibt es der Statistik zufolge große Unterschiede: im Saarland konnten über 50 Prozent der Absolventen ihr Erst-, Zweit- oder Masterstudium innerhalb der Regelstudienzeit 2010 erfolgreich beenden, in Schleswig-Holstein nur ein Viertel. Die vorgegebene Studiendauer hielten 80 Prozent der Bachelorstudierenden im Fach Biologie ein, bei den Informatikern schaffte es nur knapp die Hälfte.
Erfahrungsgemäß verzögern auch Nebenjobs den Abschluss eines Studiums. Zwei Drittel der Studierenden sind während des Studium erwerbstätig, ergibt sich aus den Zahlen der Hochschul-Informationssystem GmbH (HIS).
35 Prozent der Studienanfänger in der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften blieben ganz ohne Abschluss, bei den Sprach- und Kulturwissenschaften waren es 30 Prozent, so die Statistiker. Was erfreulich ist: Der Anteil der Frauen an allen Promotionen lag im Jahr 2010 bei 44 Prozent. Das war ein Anstieg um 10 Prozentpunkte gegenüber dem Jahre 2000.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Krieg in der Ukraine
„Weihnachtsgrüße“ aus Moskau