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Rechtsextremismusexpertin über NPD"Stammwähler mobilisiert"

In Mecklenburg-Vorpommern hat die NPD eine feste Wählerschaft. Ein Teil wählt die Partei aus Überzeugung, sagt die Rechtsextremismusexpertin Gudrun Heinrich.

"Kaum ein Ort in dem nicht gleich mehrere Plakate an einer Straßenlaterne befestigt waren". Bild: imago/Bildwerk
Andreas Speit
Interview von Andreas Speit

Die NPD ist wieder in dem Landtag. Gelang der Partei sich festzusetzen?

Das Wahlergebnis von 6 Prozent zeigt das realistische Bild des Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern. Der Partei gelang ihr Stammwählerpotential zu mobilisieren. Das lässt sich auf etwa 3 Prozent im Land schätzen. Die Partei blieb aber unter ihren eigenen Erwartungen und hat etwa ein Drittel ihrer Wählerschaft von 2006 verloren. Das kann in der Arbeit gegen Rechtsextremismus Mut machen.

Führte die NPD einen besonderen Wahlkampf?

Die NPD hat es geschafft, flächendeckend einen sehr aggressiven und massiven Plakatwahlkampf zu führen. Kaum ein Ort in dem nicht gleich mehrere Plakate an einer Straßenlaterne befestigt waren. Gezielt sind sie zudem dort, wo sie schon größeren Wahlzuspruch erfuhren, sehr engagiert mit Infoständen aufgetreten.

Wer wählt die NPD?

Die Wahlanalysen zeigen, dass gerade junge Männer mit mittlerer Schulbildung im ländlichen Raum die NPD wählen. Die Motivation zur Stimmabgabe für die NPD scheint in einer Mischung aus rechtsextremen Ressentiments und dem Gefühl, von der Politik vernachlässigt zu werden, zu liegen.

GUDRUN HEINRICH

ist Dozentin am Institut für Politik- und Verwaltung der Universität Rostock. Sie ist Mitherausgeberin des Buchs "Rechtsextremismus in Ostdeutschland. Demokratie und Rechtsextremismus im ländlichen Raum", Wochenschau-Verlag.

Auf Flyern warben NPD-Kandidaten damit, dass sie sich nicht wie andere Abgeordnete nur zur Wahl zeigen würden. In der von ihnen mit herausgegebenen Studie zu Rechtsextremismus im ländlichen Raum zeichnen sie eine differenziertere Wirklichkeit.

Die Partei geriert sich gerne als jene, die sich um die Belange der Menschen kümmert. Ihre Antworten sind aber nur Scheinantworten, ihr kommunales Engagement ein nur symbolisches. Gerade im ländlichen Raum, in Dörfern und Kleinstädten, zeigt sich das Problem, dass die demokratischen Kräfte zu wenig präsent sind und damit dem Rechtsextremismus zu viel Raum lassen.

"Sei kein Frosch. Wähl Deutsch". Die NPD hat doch auch mit sehr eindeutigen Parolen geworben?

Ja. Die NPD um Udo Pastörs tritt seit der vergangenen Legislaturperiode sehr bürgernah auf und vertritt dennoch teilweise ganz offen neonazistische Positionen.

Sie sprechen trotzdem von einer Stammwählerschaft?

Die Partei wird nicht nur aus Protest gewählt. Sie hat sich hier eine Stammwählerschaft erarbeitet. Insgesamt muss man beim Blick auf die NPD unterscheiden zwischen den Kadern, dem direkten Sympathisantenumfeld und den Wählerinnen und Wählern, die aufgrund einer Mischung aus Überzeugung und Protest ihr Kreuz bei der NPD machen.

Hat die letzte Gruppe ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild?

Aus den sozialwissenschaftlichen Studien wissen wir, dass sich die Wählerinnen und Wähler mit solch einem geschlossenen Weltbild auf nahezu alle Parteien verteilen. Wir wissen in der Wissenschaft bis heute aber noch nicht genau, warum in der Wählkabine der Wähler da oder dort sein Kreuz macht. Zu komplex ist die Motivlage. Jenseits der Überzeugung wirken auch andere Ursachen. Ideologie ist nicht gleich Wahlverhalten. Ohne eine Nähe zu rechtsextremen Einstellungen ist die Wahl der NPD aber nicht vorstellbar.

Ist dieses Wählerpotential für die demokratischen Parteien verloren?

Die Kader sind es schon! Aber nicht jene Wähler die aus fragmentarischer rechter Überzeugung und temporärem Protestverhalten die Partei wählen. Die Politik müsste dafür aber endlich die tiefergehenden gesellschaftlichen Ursachen des Rechtsextremismus angehen.

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6 Kommentare

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  • K
    KOpflos
  • V
    vic

    Ca. 40.000 Wählerstimmen, las ich an anderer Stelle-beängstigend.

    MeckPomm ist ein Bundesland, das ich meiden werde.

  • C
    Carsten

    Sechs Prozent NPD machen Euch Angst? Da wählen sechZEHN Prozent die Linken! Das ist zehn Prozent schlimmer!

  • HL
    Hauke Laging

    Man kann sich über viele Details des Wahlkampfs unterhalten, um auszuloten, warum die NPD nun so und nicht besser oder schlechter abgeschnitten hat. Aber bringt das etwas?

     

    Das Grundproblem ist meines Erachtens, dass unsere Demokratie eben nicht "wehrhaft" ist, sondern sich von Juristen totbürokratisieren lässt. Was soll denn einen Nazi davon abhalten, aktiv zu werden, auch illegal? Was passiert ihm denn hierzulande? Inzwischen kann man sogar auf einer angemeldeten Demo ungestört Gegendemonstranten verprügeln.

     

    Der Staat setzt kein Zeichen, dass er es nicht akzeptiert, in seiner Existenz herausgefordert zu werden. Er muss jedem Herausforderer wie ein schlapper Idiot vorkommen.

     

    Mecker kann jeder, aber was ist zu tun? Ein Verbotsverfahren erscheint unrealistisch. Inzwischen liegt aber der interessante Vorschlag auf dem Tisch, die NPD zwar nicht zu verbieten, ihr aber die Parteienfinanzierung zu streichen.

     

    Diesen Ansatz sollte man von der Organisation auf ihre Unterstützer ausdehnen. Man sollte sie im Rahmen dessen, was rechtsstaatlich gerade noch vertretbar erscheint, so behandeln, wie sie gern mit den "Volksfeinden" umgehen würden. Mein Vorschlag: Nazis Hartz 4 streichen (bzw. später nicht gewähren). Das ist zielgruppengerecht, eine passende Botschaft und würde die Hilflosigkeit dieses aggressiven Pöbels demonstrieren. Natürlich kriegt man damit nicht die NPD-Wählerschaft insgesamt, aber man kann damit einen großen Anreiz schaffen, nicht wegen rechtsextrem motivierter Straftaten verurteilt zu werden.

  • TF
    Thomas Fluhr

    'Ist dieses Wählerpotential für die demokratischen Parteien verloren? '

     

    Ist die NPD keine demokratische Partei? So lange sie nicht verboten ist, finde ich diese Diffamierungen nicht demokratisch. Wir können doch nicht unsere Meinungsfreiheit opfern und dadurch die gleichen Fußspuren hinterlassen, wie wir der NPD unterstellen.

    Am Beispiel vom 'Krieg gegen den Terror' sieht man, dass der Zweck keinesfalls die Mittel rechtfertigt.

     

    Die Toleranz gegenüber anders Denkenden nimmt beängstigend ab, schnell werden diese für dumm oder nicht genügend informiert dargestellt und diffamiert.

     

    Alternativlosigkeit ist die neue Neanderkeule, so lange drauf hauen, bis das gewünschte Ergebnis heraus kommt. Armes Deutschland.

     

    Vielleicht sollten die anderen Parteien einfach ein attraktiveres Angebot bieten.

  • S
    Stefan

    Die NPD verliert auch ihren Schrecken, wenn jegliches Abweichen von der linksgrünen Traumwelt gleich als Nazi bezeichnet wird.

    Interessant ist, das dieses Interview sich mit 6% rechtsextremen NPDlern beschäftigt. Die (Post-)SED hat dreimal soviel Stimmen und bringt auch jede Menge Unappetitliches.