Protest gegen Festnahme: Karikaturist in Indien verhaftet
Er zeichnete das indische Parlament als große Toilettenschüssel und protestierte gegen Korruption. Nun sitzt Asim Trivedi im Knast.
NEU-DELHI epd | In Indien sorgt die Festnahme eines regierungskritischen Karikaturisten für Empörung. Der Zeichner Asim Trivedi wurde am Montag in Mumbai (Bombay) unter dem Vorwurf der Verleumdung und Volksverhetzung verhaftet, wie indische Medien berichteten. Der 25-Jährige hatte in seinen Karikaturen das zögernde Handeln der Regierung im Kampf gegen Korruption aufgespießt.
In einer Zeichnung ist das indische Parlament als eine große Toilettenschüssel dargestellt. Der indische Presserat bezeichnete die Vorwürfe gegen Trivedi als absurd. Der Karikaturist hatte auch an den großen Protesten gegen Korruption unter Führung des Bürgerrechtlers Anna Hazare im vergangenen Jahr teilgenommen und sich an Hungerstreiks beteiligt.
Indien wurde von einer Reihe von Korruptionsskandalen erschüttert worden, unter anderem soll bei der Vergabe von Telekom-Lizenzen Staatsvermögen verschleudert worden sein.
Die Regierung seht bereits wegen der Internetzensur in der Kritik. Im Zuge ethnischer Spannungen im Nordosten des Landes waren Twitter-Accounts, die Premierminister Manmohan Singh verspotteten, blockiert worden. Trivedi kämpft als politischer Aktivist auch gegen Internetzensur. „Wenn ich ein Verräter bin, weil ich die Wahrheit sage, dann bin ich ein Verräter“, sagte er vor Gericht, als er in Untersuchungshaft genommen wurde.
Der Vorsitzende des indischen Presserates, Markandey Katju, protestierte gegen das Vorgehen der Justiz. Die Anti-Korruptions-Bewegung in Indien fordert vom Parlament, eine mächtige Ombudsstelle zu schaffen, die in der Lage ist, Bestechungsvorwürfe schnell zu untersuchen. Bestechung ist in Indien ein großes Problem, das mit dem Wirtschaftsboom stark zugenommen hat.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“