piwik no script img

Programmreform bei ArteQuoten nur als Belohnung

Arte kontert die Kritik an seinem neuen Sendeschema: Man werde auch im kommenden Jahr "intellektuell bereichern und intelligent unterhalten".

Trotz Programmreform will der Kultursender Arte auch weiterhin Fernsehen mit Anspruch machen. Bild: dpa

Entwarnung bei Arte: Auch im kommenden Jahr will der deutsch-französische Kultursender Fernsehen mit Anspruch machen. "Quoten sind für uns nur Belohnung", sagte Arte-Präsidentin Véronique Cayla in Hamburg, wo der Sender am Montag seine Programmstruktur für 2012 präsentierte. Arte sei als völkerverbindender Kanal unverzichtbarer denn je, so Cayla. "Wir brauchen mehr Europa!"

Vor der Präsentation des neuen Programmschemas hatte es von verschiedenen Seiten Kritik an der Reform gegeben. Spiegel Online zitierte unter dem Titel "Quotenoffensive bei Arte" aus internen Sendeplatzbeschreibungen des Senders, in denen unter anderem gefordert wird, der Ton des Programms müsse "freundlicher, emotionaler und zugänglicher werden". Es sei, so schrieb das Onlinemagazin, eine Verflachung zu befürchten.

Auch die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG Dok), ein Zusammenschluss von Autoren, Regisseuren und Produzenten, hatte die Befürchtung geäußert, der deutsche-französische Kanal könne sich ab nächstem Jahr zu sehr dem Mainstream hingeben. Seit Jahren stelle man bei Arte die Tendenz zur Popularisierung fest. Die AG Dok befürchtet durch die Neuformatierung weniger Aufträge.

Arte-Programmdirektor Christoph Hauser widersprach den Dokumentarfilmern am Montag. Fast 40 Prozent des neuen Programmschemas seien Dokumentationen. Zudem gebe es im kommenden Jahr 80 Stunden mehr dokumentarische Erstausstrahlungen als im laufenden Jahr.

Die von Spiegel Online zitierten Passagen seien aus dem Zusammenhang der Sendeplatzbeschreibungen gerissen. Man werde auch weiterhin "intellektuell bereichern und intelligent unterhalten", versicherte Programmchef Hauser.

Tagsüber mehr Erstausstrahlungen

Arte will den Zuschauern im kommenden Jahr durch wiederkehrende Programmelemente "klare Orientierung" bieten, um nicht im großen Angebot der Kanäle unterzugehen. Das Tagesprogramm soll aufgewertet werden: Statt Wiederholungen sollen auch tagsüber mehr Erstausstrahlungen laufen.

Zu den Programmhöhepunkten im kommenden Jahr gehören laut Arte die dritte Staffel der britisch-irischen Serie "Die Tudors", eine Dokumentation über Anna Wintour, die Chefredakteurin der Modezeitschrift Vogue, und eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Formats "24 h Berlin": Der Bayerische Rundfunk bereitet für Arte die Dokumentation "24 h Jerusalem" vor.

Trotzdem erhält die AG Dok ihre Kritik am neuen Arte-Schema aufrecht. "Darauf hinzuweisen, dass es im kommenden Jahr mehr Dokumentationen gibt, reicht nicht aus", sagt Geschäftsführer Thomas Frickel. Mehr Quantität bedeute nicht mehr Qualität.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!