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Postkarten für und gegen "Pro Köln"Falls Marke zur Hand

Um Bürgerstimmen gegen den EU-Beitritt der Türkei zu sammeln, hat die rechte Organisation "Pro Köln" Postkarten verschickt. Die Aktion könnte dank Facebook teuer werden.

Kölner Haushalte konnten sich über Post der rechtsextremen Organisation "Pro Köln" freuen. Bild: dpa

KÖLN taz | Immer wieder versucht die rechtsextreme "Bürgerbewegung Pro Köln" mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen von sich reden zu machen. Ihre neueste Idee: Die braune Truppe sammelt Unterschriften für eine Petition gegen den Beitritt der Türkei in die Europäische Union. Dafür verteilt sie Postkarten an Kölner Haushalte. Der Rücklauf könnte höher sein als erwartet. Zum Leidwesen von "Pro Köln".

Auf den ersten Blick unterscheidet die Karte nur wenig von der üblichen Propaganda, mit der "Pro Köln" schon seit Jahren in der Domstadt gegen alle hetzt, die anders denken, glauben und leben. Auf der Vorderseite wird beklagt, dass inzwischen Millionen Muslime in Westeuropa lebten. Die altbekannte Leier: Da ist die Rede davon, dass täglich "Tausende nicht integrierbare Menschen" hinzukämen und Schluss sein müsse mit der "Zuwanderung in die ohnehin überlasteten Sozialsysteme".

Auf der Rückseite können die Empfänger dann bekunden ebenfalls gegen die Aufnahme der Türkei in die EU zu sein. Außerdem sollen sie ihre Anschrift, Telefonnummer und E-Mail-Adresse angeben.

Der Hauptzweck der Sammelaktion dürfte für die selbst ernannte "Bürgerbewegung" mal wieder sein, ihre Sympathisanten-Kartei aufzufüllen. Doch es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied gegenüber früheren Verteilaktionen: Um möglichst viele Empfänger dazu zu bewegen, die Karten mit ihrer An- und Unterschrift zurückzuschicken, prangt diesmal an jener Stelle, wo gemeinhin eine Briefmarke geklebt wird, ein besonderer Vermerk: "Bitte mit 45 Cent freimachen, falls Briefmarke zur Hand."

Pro Köln pleite?

Und genau dieser kleine Hinweis könnte der rechten Gruppierung jetzt zum Verhängnis werden. Denn eine der so beschrifteten Karten landete im Briefkasten eines "Pro Köln" nicht allzu wohlgesonnenen Kölners.

Und der hatte einen Einfall: "Wenn ich eine nette Botschaft auf die Karte schreibe, wie z.B. 'Sc*****', und diese in den Briefkasten werfe, dann hat ProKöln: 1. Keinen weiteren Petitionsunterzeichner, 2. 45 Cent Porto für die Postkarte bezahlt", schrieb er auf Facebook. "Und wenn ich mir jetzt überlege, dass das vielleicht auch noch ein paar hundert oder tausend oder hunderttausend andere Menschen machen, dann wäre das irgendwie total blöd für Pro Köln und das fände ich persönlich dann irgendwie wieder total gut!!"

Die frohe Erwartung des Facebook-Users: "Vielleicht kann man ja in ein paar Wochen in der Zeitung lesen: Pro Köln pleite wegen unüberlegter Postkarten-Aktion". Ganz abwegig ist das nicht. Durch die Einschränkung "falls Marke zur Hand" sei die Organisation eine "Vorausverfügung" eingegangen und habe sich damit verpflichtet, die Portokosten für jede einzelne unfrankiert zurückgesandte Karte zu tragen, heißt es von der Post.

Der Facebook-Vorschlag, die rechten Postkarten ohne Unterschrift unfrankiert zurückzuschicken, erfreut sich denn auch bereits einiger Beliebtheit. Kölns DGB-Vorsitzender Andreas Kossiski hat ihn bereits gepostet, versehen mit der süffisanten Bemerkung: "Das kann teuer werden!"

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22 Kommentare

 / 
  • H
    Harvey

    Euer Kommentar zu den Fraktionszuwendungen ist Pro-Köln auch 45 cent wert:

     

    http://www.ruhrbarone.de/wp-content/uploads/2012/02/Postkarte_ProNRW.pdf

  • AD
    Ahmet der Doische

    Proll Köln hat bereits reagiert und auf dem PDF der Postkarte auf ihrer Webseite das „falls Marke zur Hand“ gelöscht. Somit wären sie nicht verpflichtet, der Post die Karten abzunehmen.

     

    Das kann man aber genz einfach damit aushebeln, indem man neben „Postkarte“ selbst folgenden Vermerk drauf schreibt: „Antwort“.

     

    Und schon muß PK wieder zahlen ...

  • T
    Tisat

    An alle linksextremen Leser:

    Ihr erkennt in keinster Weise die Gefahr die von islamischen Extremisten ausgeht. Ein Beitritt der Türkei zur EU vergrößert die Gefahr noch. Bitte informiert euch über:

    1. Vural Öger

    2. Boumediennes

    3. Izetbegovic

    4. Erbakan

    5. Ibrahim El-Zayat

     

    und dann überlegt genau, ob ihr wollt, das Deutschland in einigen Jahrzehnten ein islamistisches Land wird indem Frauen nur so wenig Rechte haben wie in Saudi-Arabien und in dem die Scharia eingeführt wird. Alle Linksextremisten verkennen in gefährlicher Weise den Auftrag von Islamisten, die ganze Welt zuerst freiwillig zu islamisieren und wenn dies nicht gelingt, dies mit Gewalt zu tun. Ihr werdet euch noch wundern, das böse Erwachen bezüglich der ja eurer Meinung nach so friedfertigen bisher wenigen Islamisten wird noch kommen.

  • A
    Andrea

    Auf der Website von Pro Köln kann man in der Suche "Postkarte" eingeben und findet diese dann zum Downloaden :)

  • TS
    Thomas Sch.

    10022012Die "rechte" Organisation pro-Köln. Soso. Die CDU ist allerdings auch eine "rechte" Organisation, ebenso die CSU. Also wollen wir die jetzt auch bekämpfen, oder was ? Kann es sein, lieber Herr Beucker, daß Sie trotz Ihrer Tätigkeit bei einer Zeitung, d.h. einem Medium, daß sich genauer Sprachnutzung bedienen sollte, Sie da mit der Nutzung der Begriffe Schwierigkeiten haben ? Die SPD ist beispielsweise ganz sicher eine "linke" Organisation, aber eben -ganz wichtiger Unterschied- keine linksradikale, oder ? Es ist ja wohl ein Unterschied, ob ich "links" wähle, also eine mithin demokratische Partei oder ob ich eine linksradikale wähle, z. Bsp. KPD oder sowas. Durch die schwammige Nutzung Ihrer Begrifflichkeit verschwimmen (vermutlich absichtlich) rechts und rechtsradikal zu einem gemeinsamen Begriff. Sprachlich machen Sie zwischen einem Hitleristen und einem CDU-Mitglied keinen Unterschied. Hallo, geht´s noch ?

  • J
    Jan

    gefällt mir!

  • B
    broxx

    Ach wie süß! Pro ist also rechtsextrem? So wie Teile der CDU? Putziges Weltbild habt ihr...

  • PK
    Pro Köln Kontra

    Und damit dass Passiert möchten Wir jeden ermuntern sich die Karte die es im Original auch auf der Pro Köln Website gibt herunterzuladen und auszudrucken.... hier noch ein Link für eine bereits "modifizierte" Karte mit einem netten Gruß!

     

    Also Ausdrucken und in den Snailmailkasten einwerfen! Viel Spass und vielen Dank!

  • TS
    Thomas Sch.

    Die "rechte" Organisation pro-Köln. Soso. Die CDU ist auch eine "rechte" Organisatin, ebenso die CSU. Also wollen wir die jetzt auch bekämpfen, oder was ? Kann es sein, lieber Herr Beucker, daß Sie trotz Ihrer Tätigkeit bei einer Zeitung, d.h. einem Medium, daß sich genauer Sprachnutzung bedienen sollte, Sie da mit der Nutzung der Begriffe Schwierigkeiten haben ? Die SPD ist beispielsweise ganz sicher eine "linke" Organisation, aber eben -ganz wichtiger Unterschied:- keine linksradikale, oder ? Es ist ja wohl ein Unterschied, ob ich "links" wähle, also eine mithin demokratische Partei oder ob ich eine linksradikale wähle, z. Bsp. KPD oder sowas. Durch die schwammige Nutzung Ihrer Begrifflichkeit verschwimmen (vermutlich absichtlich) rechts und rechtsradikal zu einem gemeinsamen Begriff. Sprachlich machen Sie zwischen einem Hitleristen und einem CDU-Mitglied keinen Unterschied. Hallo, geht´s noch ?

  • S
    Steff

    Wunderbar.

     

    Benötige jetzt dringend ein paar dieser Postkarten.

     

    Habe ProKöln nämlich einiges mitzuteilen.

  • N
    noevil

    Find ich... irgendwie total cool!

  • B
    Ben

    Herrlich! Kommt bitte als nächstes die NPD auf diese glorreiche Idee?

  • AD
    Ahmet der Doische

    Erst mal abwarten, liebe Tazianer - der Deutsche ist im allgemeinen recht behäbig.

    Die Vorstellung, sich so eine Karte zu besorgen und zum Briefkasten zu bringen, ist bei einem gemächlichen Deutschen kaum vorstellbar, der die 300m zum nächsten Zigarettenautomaten schon mit dem Auto fährt.

     

    Es wird wohl auch kaum Deutsche geben, die diese Postkarten dann auch noch clevererweise duplizieren, um freundlicherweise den Wirkungsgrad für "Pro(ll) Köln" zu erweitern ...

  • E
    Empoerungsreflexe

    Dass sich eine Zeitung wie die Ihre für den Beitritt der islamistischen Türkei stark macht, ist schon verwunderlich:

    freie Meinungsäußerung, freie Liebe, Frauenrechte, Pressefreiheit, sexuelle Selbstbestimmung, Opposition ... all das und vieles mehr gibt es im Islam und der Türkei nicht.

     

    Aber da kneift man gerne mal ein Auge zu. Es geht ja gegen den vermeindlichen Klassenfeind auf der rechten Seite.

     

    Im Antisemitismus ist man vereint, genauso wie in der Ablehnung des Staates, sowie den USA. So gegensätzlich scheinen Links und Rechts in ihren Extremen gar nicht zu sein. War auch nie anders.

     

    Oder geht es womöglich gar nicht gegen Rechts?

    Sondern schlichtweg um Opportunismus - den schließlich wachsen nicht zu letzt und zu Recht die Resentiments der Bürger gegen den radikalen Islam in diesem Land.

    Aber in Deutschland argumentiert man gerne mit der Nazi-Keule. Der Bürger stumpft ab und stimmt ab.

    Döner-Morde interessiert keinen mehr.

    Die Linke als Steigbügelhalter für ein erstarkenden Rechtsradikalismus. Mal wieder. Schade.

  • IE
    inter essierter

    Kann man die Karte auch irgendwo als PDF herunterladen ;)

  • T
    Theomann

    "...üblichen Propaganda, mit der "Pro Köln" schon seit Jahren in der Domstadt gegen alle hetzt, die anders denken, glauben und leben."

     

    Gehts nicht noch ein bißchen dümmer???

    ProK ist eine Partei wie jede andere auch. Die Grünen "hetzten" demnach auch gegen alle, die nicht links und grün denken, glauben und handeln.

     

    Bitte zukünftig mehr Differenzierung und Nivau, liebe taz.

  • V
    vic

    Ein Jammer, das die das nicht bundesweit machen;-)

  • LL
    Luca L.

    Ich würde sagen: Pech gehabt.

  • W
    Webmarxist

    Ja mei, dann meldet ProKöln Konkurs an und die Mitglieder gründen eine neue Partei. Ist doch in der BRD GmbH gang und gebe nur beschränkt zu haften.

  • A
    Andreas

    Dann aber die Karte auch so entwerten, dass sie nicht mehr angekreuzt werden kann. Sonst machen sie es selbst.

     

    Das geht auch prima mit den Rosa-Zetteln, die es manchmal von Scientology gibt. Aber die haben genug Geld, die juckt das wohl nicht.

  • C
    Claas

    Die Kosten je Karte belaufen sich sogar auf 0,55 €, da 0,10 € für das Erheben eines Nachentgeltes fällig werden.

  • I
    imation

    Kölns DGB-Vorsitzender Andreas Kossiski: "Das kann teuer werden!"

     

    Immer noch billiger als die Türkei in der EU.