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Piusbrüder schließen Williamson ausDer mit den kruden Thesen

Vor vier Jahren leugnete Richard Williamson im Fernsehen den Holocaust. Den Piusbrüdern ist das nun aufgefallen – sie haben ihn ausgeschlossen.

Soll sich seit Jahren von der Bruderschaft entfernt haben: Bischof Williamson. Bild: ap

Er ist selbst für die erzkonservative Piusbruderschaft zu reaktionär. Der umstrittene Bischof Richard Williamson ist Mittwoch von den frommen Brüdern ausgeschlossen worden. Er habe sich seit Jahren von der Bruderschaft entfernt, sagte ein Sprecher. Außerdem habe er im schwedischen Fernsehen den Holocaust geleugnet.

Das ist freilich nicht neu. Williamson hatte das Interview, in dem er den Mord an sechs Millionen Juden und die Existenz von Gaskammern bestritt, bereits 2008 in einem Priesterseminar bei Regensburg gegeben. Verantworten muss er sich dafür im kommenden Jahr wegen Volksverhetzung vor dem Amtsgericht Regensburg.

Williamson wurde 1940 in London geboren, seine Eltern waren Anglikaner. Er machte mehrere Magisterabschlüsse in Cambridge und unterrichtete englische Literatur. Mit 30 konvertierte er zum Katholizismus. Vor fast genau 40 Jahren trat Williamson der Piusbruderschaft bei und wurde vier Jahre später von Erzbischof Marcel Lefebvre zum Priester geweiht.

Als Lefebvre ihn und vier weitere Priester 1988 gegen den Willen des Vatikans zum Bischof ernannte, wurden sie von Papst Johannes Paul II. exkommuniziert. 2009 hob Josef Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation auf, was einen Sturm der Entrüstung nicht nur bei jüdischen Organisationen, sondern auch innerhalb der Kirche auslöste.

Seit 2003 war Williamson Regens eines Priesterseminars in Argentinien. Im Februar 2009 gab ihm die Regierung wegen seiner Holocaust-Leugnung zehn Tage Zeit, das Land zu verlassen. Seitdem zieht er in der Welt herum und verbreitet seine kruden Ideen.

So behauptet Williamson, dass Protestanten ihre Befehle vom Teufel bekommen, der Vatikan seine Seele an den Liberalismus verkauft habe und die USA die Anschläge vom 11. September 2001 selbst organisiert haben. Frauen können seiner Meinung nach nicht vernünftig denken, weshalb sie nicht an Universitäten gehörten. „Hat die Rechtsanwältin ihre Frisur überprüft“, fragte er einmal, „bevor sie den Gerichtssaal betrat? Dann ist sie eine verwirrte Anwältin. Hat sie es nicht getan, ist sie eine verkehrte Frau.“

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3 Kommentare

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  • WB
    Wolfgang Banse

    getroffene Entscheidung kommt viel zu spät

    Bschof Richard Williamson aus der Pius-Bruderschaft

    aus zu schließen kommt viel zu spät.

    Der Schaden den er angerichtete hat auf Grund seiner entgleisten Äußerungen sind fürdie Pius-Bruderschaft und der römisch-katholischen kirche imens.

    Es wird viel Aufbauarbeit im Bezug auf die Glaubwürdigkeit investiert werden müssen.Hängen bleibt auf jeden Fall etwas.

  • W
    wauz

    Obacht - Missverständnisse

     

     

    Die katholische Kirche als Ganzes und viele Organisationen ihrer Teile und ihres Umfeldes agieren nach Spielregeln, die sich zum Teil recht stark von denen bürgerlicher Organisationen unterscheiden.

     

    Mitgliedschaft:

     

    "Mitglied" der katholischen Kirche wird man durch Taufe und bleibt es, bis man sich eindeutig lossagt oder (in ganz seltenen Fällen) tatsächlich für ausgeschlossen erklärt wird.

    "Exkommunikation" ist KEIN Ausschluss aus der Kirche, sondern ein Verbot, an der eucharistischen Gemeinschaft teilzuhaben. Man darf an der Eucharistiefeier nicht teilnehmen und darf als Priester das Sakrament der Eucharistie nicht spenden. Ein Exkommunizierter bleibt katholisch und ist teil der Kirche.

    In Deutschland gibt es einen Streit darüber, ob ein Katholik, der gegenüber dem Standesamt den Austritt aus der Körperschaft öffentlichen Rechts erklärt, gegenüber der Kirche selbst aber bekennt, dass er katholischen Glaubens bleibe, automatisch exkommuniziert ist oder gar definitiv als von der Kirche abgefallen angesehen werden muss.

     

    Lefebre und sein Klüngel waren also immer katholisch, durften aber nicht am ganzen Kirchenleben teilhaben. Dadurch gibt es auch einen immer noch fortdauernden Streit über die Gültigkeit von Priesterweihen.

    Wenn die Piusbrüderschaft ein Mitglied ausschließt, hat das keinen Einfluss auf die katholische Kirche. Es ist lediglich ein internes Vorgehen eben jener Organisation.

    Priester- und Bischofsweihen

    Nach katholischem Kirchenrecht bleiben Weihen bestehen, auch wenn der Betreffende sich nicht adäquat verhält. Wenn so etwas eintritt, werden meist dem betreffenden die Ausübung solcher mit der Weihe verbundenen Ämter verboten. Nur im Fall schwerster Verbrechen kann (nicht muss!) ein Priester in den Laienstand zurück versetzt werden, oder wenn derjenige das selbst wünscht.

    Dieses ganz andere Verständnis beruht eben auf der Unterscheidung zwischen Weihe und Amt.

    In den lutherischen Kirchen ist Bischof ein Amt, in das man eingesetzt wird, und von dem man daher zurücktreten oder auch abgesetzt werden kann. Nach katholischem Verständnis bleibt ein abgesetzter Bischof ein geweihter Bischof, bloß ohne Amt.

  • T
    T.V.

    Nur 4 Jahre haben sie gebraucht, um auf ein Interview aufmerksam zu werden, daß dann doch das Image gefährden könnte. Was Gott wohl dazu sagen würde?

     

    Da er nun nicht mehr in dem Verein ist, könnte er sich ja dem nächstpassenden anschließend und sich als nächster Papst bewerben. Innozenz XIV. wäre doch passend!