Piratenpolitikerin Anke Domscheit-Berg: Der übliche Karrieristenalarm
Nur sehr knapp haben Brandenburgs Piraten Anke Domscheit-Berg zur Landeschefin gewählt. Die Ex-Grüne hat einen schweren Stand in der Partei.
Ein bescheidener Dank: Mit gerade mal 32 von 63 Stimmen haben die Brandenburger Piraten am Wochenende die ehemals grüne Netzaktivistin Anke Domscheit-Berg zur neuen Landeschefin gewählt. Jene Piratin also, die seit Auffliegen des NSA-Spähskandals fast täglich in Talkshows oder Interviews mit Eloquenz und Fachkompetenz besticht.
Die 45-Jährige hat in den vergangenen Wochen mehr für ihre Partei geworben als viele andere Bundestagskandidaten der Piraten zusammen. Und das, obwohl sie selbst auf dem aussichtslosen Listenplatz zwei in Brandenburg kandidiert. Falls die Piraten doch noch knapp die 5-Prozent-Hürde nehmen und in den Bundestag einziehen sollten, wird dort also nicht die ehemalige Microsoft-Führungskraft Domscheit-Berg mitmischen, sondern die offizielle Nummer eins der Landesliste. Hat schon mal jemand von Veit Göritz gehört?
Die Personalie sagt einiges über das Verhältnis der Piraten zu machtbewussten Politprofis in ihren Reihen. Sie werden nicht gepusht, sondern stattdessen gerne skeptisch beäugt. Wer zu routiniert ist, macht sich verdächtig – vor allem dann, wenn er oder sie, so wie Anke Domscheit-Berg, zwar den Politik- und Medienbetrieb kennt, aber relativ neu ist in der Partei. Karrieristenalarm!
Zum Auftakt des Bundestagswahlkampfs im Juli intrigierte ausgerechnet der Pressebeauftragte der Brandenburger Piraten massiv gegen die Promipiratin, zog deren Vita in Zweifel und unterstellte eine Verschleierung ihrer DDR-Vergangenheit. Schwierig zu sagen, was bemerkenswerter ist: die Hartnäckigkeit, mit der Piraten die Bundestagskandidatin aus dem Havelland auszubremsen versuchen – oder Domscheit-Bergs Durchhaltevermögen.
Auf Twitter wurde der neuen Landeschefin prompt „zu einem der beknacktesten Jobs“ in der Partei gratuliert. Sie //twitter.com/anked/status/366474149994037248:dankte und bestätigte: Ein wenig verrückt müsse man wohl sein für diese Mission. Auf mindestens einen Verbündeten im neuen Landesvorstand kann Anke Domscheit-Berg immerhin setzen: Ihr Mann, der Ex-Wikileaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg, wurde zum Politischen Geschäftsführer gewählt.
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