Piraten mit neuem Vorstand: Lauter neue Köpfe
Die Piraten in Schleswig-Holstein wechseln ihren Vorstand fast komplett aus. Der neue Landesvorsitzende Sven Stückelschweiger will weitere Ortsverbände gründen.
KIEL taz | „Piratengrillen“ nennen es die Mitglieder der Partei, wenn sie Bewerber um Ämter verbal in die Zange nehmen. Besonders gern bohren sie nach, wenn jemand erst kurz dabei ist, aber bereits auf Spitzenposten drängt. Sven Stückelschweiger hat den Grillabend beim Flensburger Parteitag gut überstanden: 105 der 137 PiratInnen wählten den 34-Jährigen zum neuen Landesvorsitzenden der Partei in Schleswig-Holstein. Stückelschweiger löst Hans-Heinrich Piepgras ab, der nicht mehr antrat.
Auch auf die meisten anderen Vorstandsposten wählte der Parteitag neue Köpfe: Stellvertretender Landesvorsitzender ist Frank Walle aus Bad Segeberg, neuer Generalsekretär ist Heiko Schulze – der auch dem alten Vorstand angehörte –, als Schatzmeister arbeitet künftig Stefan Bartels aus Kiel, und politischer Geschäftsführer wurde Michael Kröger. Die früheren Amtsinhaber hatten nicht erneut kandidiert. Damit wollen der Landtagsabgeordnete Torge Schmidt und der Geschäftsführer der Landtagsfraktion, Patrick Ratzmann, Ämtertrennung wahren – das sei zwar kein Muss bei den Piraten, sollte aber in Schleswig-Holstein eingehalten werden, sagt Sprecher Torsten Krahn. Krahn war neben Heiko Schulze als einziger Vertreter des alten Vorstands erneut angetreten, wurde aber nicht wieder gewählt.
Stückelschweiger, der aus dem Kreis Segeberg stammt, trat „in der Berlinwelle“ ein, also kurz nach dem ersten großen Erfolg der Partei, dem Einzug in den Berliner Senat, sagt Krahn. „Aber er hat sich in dieser Zeit Anerkennung verschafft.“ Unter anderem organisierte der selbstständige Computer- und Internetfachmann die Plakatwerbung der Partei, gemeinsam mit seinem neuen Stellvertreter Walle, der als Grafiker den Auftritt mit gestaltete. „Auch ohne Ämter haben beide Verantwortung übernommen“, lobt Krahn.
Stückelschweiger selbst war früher „politisch eher beiläufig interessiert“, sagt er. Bei den Piraten habe ihn das „offene Modell“ überzeugt: „Man muss nicht jahrelang Parteischäfchen gewesen sein, um sich einbringen zu dürfen. Man kann eine AG gründen und Positionen erarbeiten.“
Als Vorsitzender will er die Neumitglieder stärker einbeziehen. Darüber hinaus liegt ihm die Organisation der rasch gewachsenen Partei am Herzen: Er hält die Gründung von Untergliederungen wie Kreis-, Regional- oder Ortsverbänden für notwendig – unter anderem, weil im kommenden Jahr Kommunalwahlen anstehen.
Die Piraten werden antreten, „nicht auf Krampf überall, aber da, wo kommunalpolitisch aktive Leute sind“, so der neue Vorsitzende. Und die Zusammenarbeit zwischen Basis und Landtagsfraktion müsse sich verbessern: „Na klar müssen die Mitglieder der Fraktion allein entscheiden, aber auch sie sind Piraten und vertreten die Basis.“ Daher müsse es schneller als bisher möglich sein, Meinungsbilder an die Abgeordneten zu liefern.
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