piwik no script img

Öffentlicher NahverkehrWenn Bus und Bahn zu weit weg sind

Jeder Vierte in Mecklenburg-Vorpommern ist vom öffentlichen Verkehr abgehängt. In Hessen und den Stadtstaaten sieht es besser aus.

Abgehängt, wenn die nächste Haltestelle zu weit weg ist Foto: dpa

Berlin taz | In Mecklenburg-Vorpommern ist mehr als ein Viertel der BürgerInnen faktisch vom öffentlichen Verkehr abgehängt. Nur 74,6 Prozent der Menschen dort wohnen weniger als 600 Meter Luftlinie von einer Bushaltestelle oder 1.200 Meter Luftlinie von einem Bahnhof entfernt. In den Stadtstaaten und in Hessen sind Bus und Bahn dagegen vergleichsweise gut zu erreichen. Das geht aus dem erstmals veröffentlichten Länderranking zum Anschluss an den öffentlichen Nah- und Fernverkehr der Allianz pro Schiene hervor.

„Ein dichtes, flächendeckendes Netz an Bahnhöfen und Haltestellen ist zwingende Voraussetzung für die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des Verbands. Die Allianz pro Schiene besteht aus 23 Organisationen, darunter Naturschutzverbände wie der BUND oder der Nabu, die Eisenbahngewerkschaften GDL und EVG, ökologisch orientierte Verkehrsclubs sowie Hochschulen.

Für das Ranking hat Allianz pro Schiene Angaben des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung ausgewertet. Danach ist die Anbindung für die EinwohnerInnen in Hessen im bundesweiten Vergleich der Flächenländer am besten: 96,1 Prozent der BürgerInnen wohnen maximal 600 Meter Luftlinie von der nächsten Bushaltestelle oder höchstens 1.200 Meter Luftlinie vom nächsten Bahnhof entfernt. Dabei haben sie mindestens 20 Fahrmöglichkeiten am Tag. Die Allianz pro Schiene geht davon aus, dass diese Entfernung zu Fuß zu bewältigen ist. Der Wert ist auch in der Wissenschaft etabliert. Luftlinie bedeutet allerdings nicht Wegstrecke. Die tatsächlich zu laufende Entfernung kann länger sein.

Im bundesweiten Schnitt können 89,9 Prozent der BundesbürgerInnen eine Haltestelle oder einen Bahnhof mit mindestens 20 Abfahrten am Tag zu Fuß erreichen. Sehr gut ist die Lage in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg. Dort können 99 Prozent der EinwohnerInnen Bus und Bahn gut erreichen.

Viele Bus- und Bahnstrecken gestrichen

In Bayern sind es dagegen nur 79 Prozent. Auch Niedersachsen, Brandenburg, Thüringen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt liegen unter dem Bundesdurchschnitt. Darüber liegen das Saarland, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen.

Viele Bus- und Bahnstrecken sind in den vergangenen Jahren gestrichen worden. „Vor allem die Bundesländer am Schluss des Rankings müssen ihr Netz an Bahnhöfen und Haltestellen wieder deutlich verdichten, um den Menschen einen attraktiven öffentlichen Verkehr zu bieten“, sagt Flege. Überall solle für mindestens neun von zehn EinwohnerInnen die nächste Haltestelle oder der nächste Bahnhof zu Fuß erreichbar sein. „Das muss die Politik schaffen, wenn sie den Klima- und Umweltschutz ernst nimmt.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Die Anbindung an den Nahverkehr ist gerade im ländlichen Raum ungenügend. Viele Pendler würden gerne ihr Auto stehen lassen, wenn sie mit dem öffentlichen Nahverkehr ihren Arbeitsplatz erreichen könnten. Wer im Schichtbetrieb arbeitet hat meist gar keine Alternative zum Auto. Bezahlbare Wohnungen gibt es in dem Ballungsräumen nicht, was bleibt dann übrig?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Zven:

      Kosten sind keine Argument. Ein Auto kostet im Monat so um die 400€, wenn sie ein Stück draußen wohnen.



      Wenn sie Familie haben brauchen Sie zwei und müssen für jede Rolle Klopapier weit fahren.



      Davon können Sie locker das Mehr an Kosten für eine Wohnung im Ballungsraum bezahlen.



      Das Dorfleben ist doch nur umweltfreundlich, wenn da auch ihr Lebensmittelpunkt ist.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Die Fahrten zur Arbeit kann ich steuerlich geltend machen, eine höhere Miete nicht. Außerdem bedeutet eine Wohnung im Ballungsraum nicht, dass man kein Auto hat. Wenn Sie in Frankfurt ein Wohnung für eine 5-köpfige Familie finden, die ziemlich genau 1000 Euro kostet, sollten Sie Makler werden. Die Kunden rennen Ihnen gewiss die Bude ein.