Odonkor in 2. Liga: Rasender Rechtsaußen reloaded

Während des "Sommermärchens" WM-Held, jetzt in der zweiten Liga bei Alemannia Aachen: David Odonkor kehrt zurück in den deutschen Profi-Fußball.

So jubelte er einst für Deutschland: David Odonkor. Bild: ap

AACHEN taz | Plötzlich stand er vergangene Woche auf dem Trainingsplatz. Erik Meijer, Alemannia Aachens Sportdirektor, witzelte: "Der ist vom Himmel gefallen." Jüngeren musste er erst vorgestellt werden: Odonkor, David, mittlerweile 27, Rechtsaußen alter Schule, früher Borussia Dortmund, zeitweilig triumphaler WM-Teilnehmer 2006. Danach bald untergetaucht, lange schwer verletzt. Und jetzt wieder da. In der Provinz.

Peter Hyballa, Aachens Trainer, hatte den Himmelsfall ausgelöst. "Wir haben überlegt: Wen gibt es noch? Da fiel mir Odonkor ein. Ich habe gute Dortmund-Connections, habe nen Freund angerufen, dann hatten wir abends Davids Telefonnummer, und am Morgen war er da." Meijer sagt: "Sein Tempo war früher Weltklasse."

Tatsächlich: Odonkor war Jürgen Klinsmanns Überraschungsnominierung zur WM 2006. Kurz vor dem Heimturnier debütierte er. Gegen Polen, im zweiten Gruppenspiel, wurde er eingewechselt, raste ein paarmal fulminant die rechte Seite entlang und bereitete in der Nachspielzeit grandios Oliver Neuvilles 1:0-Siegtor vor. Dieser Treffer gilt in der Geschichtsschreibung als Initialzündung für das damalige Sommermärchen und Geburtsstunde des Staates Schland.

Odonkor wechselte zu Betis Sevilla, wo er sich bald schwer am Knie verletzte, immer wieder für Monate ausfiel, sich Infektionen im Knie einfing und komplett in der Versenkung verschwand. Ende Juli war er beim Probetraining in Glasgow. Rangers-Coach Ally McCoist sagte: "David hat sich gut präsentisiert, aber wir haben Zweifel, ob er noch genügend Matchfitness aufbauen kann nach seinen langen, schweren Verletzungen." Back to Germany.

Der "flankende Monchichi"

Alemannia ist desaströs in die Zweitligasaison gestartet. Bilanz nach sechs Spielen: Tabellenletzter, unterirdische Vorstellungen, zwei Punkte, ein einziges Tor, dazu das Pokalaus. Ein Rekonvaleszent als Hoffnungsträger.

Aachens Fangemeinde ist stolz auf den Prominenten - und gespalten. Odonkor, der "flankende Monchichi" (11 Freunde), kann eines sehr gut: explodieren, die Linie runterrasen, wirbeln, flanken. 10,7 Sekunden über 100 Meter lief er mal - ein "Usain Bolt in Fußballschuhen", wie Erik Meijer gleich scherzte. Nur ein Toreschießer ist er nicht. Ein Treffer pro Saison steht karriereübergreifend zu Buche. Insofern passt Odonkor gut nach Aachen. Beim Training am Dienstag erfüllte er exakt das Soll: ein Tor.

Aachens Medizinmänner haben ihn sehr lange sehr gründlich durchgecheckt. Am Dienstag, am Tag, als wieder ein Polen-Länderspiel anstand, unterschrieb Odonkor bis Saisonende. "Ein toller Moment", sagte er, "ich hab noch den Hunger in mir, ich bin froh, ich bin dankbar, das Glück ist zurück. Wieder in der Heimat, das hatte ich mir so gewünscht." Und was einem als Fußballer alles fehlen kann: "Schon die Busfahrt zum Spiel, Hotel, all das hatte ich ja lange nicht mehr."

"Wir erwarten keine Wunder", lautete das erste Posting im Fanforum an den Neuen, "aber erfülle sie trotzdem."

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