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Nordkoreas Staatschef gestorbenKim Jong Il ist tot

Mehr als 15 Jahre lang regierte Kim Jong Il das kommunistische Nordkorea. Nun ist er gestorben. Keine Überraschung: Der Nachfolger steht bereits fest.

Kim Jong Il im Jahr 2011. Bild: dpa

SEOUL dapd | Der langjährige Staatschef von Nordkorea, Kim Jong Il, ist tot. Wie die nordkoreanischen Staatsmedien am Montag meldeten, verstarb der 69-Jährige bereits am Samstagmorgen um 8.30 Uhr Ortszeit während einer Zugfahrt an einem Herzinfarkt. Zum Nachfolger an der Staatsspitze wurde Kims Sohn Kim Jong Un ernannt, der bereits seit einiger Zeit als möglicher Nachfolger galt.

KCNA meldete, der Staatschef sei nach einem "großen mentalen und physischen Leiden dahingeschieden". Kim sei außerhalb der Hauptstadt Pjöngjang in einem Zug verstorben, als er sich auf einer seiner Reisen durchs Land befunden habe. Am Sonntag sei eine Autopsie der Leiche vorgenommen worden.

Die Staatsspitze ordnete eine Trauerphase bis zum 29. Dezember an. Die Beisetzung soll am 28. Dezember in Pjöngjang stattfinden. Ausländische Delegationen würden dazu nicht eingeladen, meldete die Agentur.

"Alle Parteimitglieder, Soldaten und die Öffentlichkeit sollten nun treu der Führerschaft von Kamerad Kim Jong Un folgen und die vereinigte Front der Partei, der Streitkräfte und der Öffentlichkeit schützen und weiter stärken", hieß es in der KCNA-Meldung, die im Fernsehen von einem weinenden Sprecher vorgetragen wurde.

Seit 1994 an der Macht

Kim Jong Il hatte 1994 die Macht in dem abgeschotteten kommunistischen Staat von seinem Vater, Staatsgründer Kim Il Sung, übernommen. Er hatte wie sein Vater einen Personenkult um sich aufgebaut. Kim Jong Il galt seit Längerem als gesundheitlich angeschlagen. Im Jahr 2008 hatte er einen Hirnschlag erlitten, infolge dessen seine Bewegungen des linken Armes und linken Beines beeinträchtigt waren.

In der Folge hatte Kim seinen 1983 oder 1984 geborenen Sohn Kim Jong Un offenbar systematisch zum Nachfolger aufgebaut. Kim Jong Un hatte wichtige Posten in der Kommunistischen Partei erhalten und offizielle Termine wahrgenommen.

In Südkorea meldete die Nachrichtenagentur Yonhap, die südkoreanischen Truppen seien in Alarmbereitschaft nach der Todesnachricht versetzt worden. Für Montag wurde eine Dringlichkeitssitzung des nationalen südkoreanischen Sicherheitsrates anberaumt. Staatspräsident Lee Myung Bak habe alle Termine abgesagt. Die Börse in Seoul reagierte mit Kursstürzen auf den Tod des Machthabers im Nachbarland. Die Aktienkurse brachen in den Minuten nach der Nachricht um 4,87 Prozent ein.

USA aufmerksam

Das Weiße Haus in Washington erklärte, es verfolge die Berichte aus Nordkorea aufmerksam. Die US-Regierung sei weiter entschlossen, sich für die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen. In Japan berief die Regierung eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitskabinetts ein.

Nord- und Südkorea befinden sich formal noch immer im Kriegszustand. Der Korea-Krieg wurde 1953 mit einem Waffenstillstand beendet. Immer wieder kommt es im Grenzgebiet zwischen beiden Staaten zu militärischen Zwischenfällen. Der Verdacht, dass Nordkorea heimlich eine Atombombe baut, heizte die Spannungen in den vergangenen Jahren zusätzlich an.

Pjöngjang stieg im April 2009 aus den Sechs-Nationen-Gesprächen über sein Atomprogramm aus, an denen die USA, Japan, Russland, China und Südkorea beteiligt sind. Während Pjöngjang weiter in sein Atomprogramm investiert, leidet die Bevölkerung Nordkoreas immer wieder unter Lebensmittelmangel. Laut einer Schätzung der Vereinten Nationen sind ein Drittel der nordkoreanischen Kinder von Mangelernährung betroffen.

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24 Kommentare

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  • P
    Phil

    @naussauer

     

    Ludwig der XIV. war ja auch gut genährt, zu der Zeit hungerte das Volk bekanntlich auch nicht...

     

    Zum Artikel, endlich mal ne gute Nachricht, hoffentlich bricht dieser Steinzeitkommunismus in sich zusammen.

    An alle die den Kommunismus verteidigen:

    Kommunismus hat noch NIE funktioniert und wird auch nie funktionieren, es gibt nicht EIN (ich wiederhole EIN!) Positivbeispiel wo es mal geklappt hätte. Aber Beispiele für Verfolgung, Unfreiheit, Armut, Folter etc. in solchen Diktaturen gibt es zuhauf.

  • A
    amnoru

    @nassauer:

     

    Was genau wollen Sie mit Ihrem Kommentar jetzt sagen?!

    Der Sohn des Führers, ein Mitglied der sich in der Minderheit befindenden nordkoreanischen "Elite" ist wohlgenährt, ergo ist es der Rest der Bevölkerung auch?!...

  • N
    Nassauer

    Die in Nordkorea übliche Unterernährung sieht man dem "Großen Nachfolger" gar nicht an - Kann also soo schlimm nicht sein!

  • M
    Martin

    @Hiramas

     

    wann verstehen Leute wie Sie endlich das jeder Kommunistische Sozialistische Weg in die Diktatur führt....

  • H
    Hiramas

    Wann verstehen die Leute endlich, dass sowohl die alten Kommunisten und Sozialisten sowie auch die aktuellen mit den Idealen nichts zu tun haben?

    Nordkorea ist kein Kommunismus sondern eine Diktatur. Punkt.

    Nur weil sie es sich selber dran schreiben, muss es doch nicht stimmen.

     

    Al Jazeera spricht in der Übersetzung übrigens von "great mental and physical strain", was mitnichten auf eine Geisteskrankheit hindeutet sondern eher auf Stress. Insofern erklärt das Parteitreue Fernsehen den Typen nicht posthum für irre.

    Große Verbesserungen in der Situation dürfen wir wohl nicht erwarten. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • K
    Koreaschnecke

    Warum ist im Artikel kein Link zu einem Video von den Millionen Nordkoreanern, die sich ab jetzt bis zum Jahre 2028 aus Trauer freiwillig zu Tode hungern ?

    Etwa weil Die Familie Kim's die Rechte der Heulerei-Sounds nicht an die GEMA vekauft hat ?

  • I
    Ill

    So so, "das kommunistische Nordkorea". Weshalb wird bei Ländern, in denen marktgewirtschaftet (Handel) wird, das eigentlich nicht dazugesagt?

     

    Man könnte doch z.B. sagen

    -im marktwirtschaftlichen Afghanistan haben Taliban mit einer Bombe 20 Menschen getötet

    -Im marktwirtschaftlichen Bangladesh sind bei Überschwemmungen 1000 Menschen ums Leben gekommen

    -im marktwirtschaftlichen Haiti sind 100 Menschen an Cholera gestorben

     

    usw. usf.

  • T
    Torben

    Unser aufrichtiges Beileid sollte Herrn Ills Hinterbliebenen gelten. Neben seiner umstrittenen beruflichen Tätigkeit war Herr Ill unbestreitbar auch Familienvater und Mensch.

  • MD
    Martin D.

    darf sich merkel jetzt wieder freuen?

  • B
    Branko

    Genau deswegen ersticken SPD, Union und "Liberale" völlig zu recht jeden Ansatz von sozialistischen Ideen bereits im Keim.

    Denn im Gegensatz zum Personenkult repräsentativer Demokratien ist der wesentliche Kerngedanke des Kommunismus die klare Nachfolgeregelung der Macht einzelner Personen.

  • H
    Happes

    Haben sich eigentlich unsere geliebten und erhabenen Führer Fitch, Moodys, Standard & "Poors" (sic!) schon zur künftigen Kreditwürdigkeit Un-Koreas geäußert?

  • P
    peter

    Und warum kommt in dem text nicht einmal das Wort "Salami" vor?

  • J
    Jonas

    Warum kommt in dem Text eigentlich kein einziges Mal das Wort "Diktator" vor?

  • N
    Nolo

    Scherzkeks, Cheong :D

  • W
    Wolkengeist

    Der liebe große neue Führer tritt genau zu dem Zeitpunkt auf, zu dem in der westlchen Welt der große Führer Jesus Christus auf die Welt gekommen ist.

     

    Hoch dem Messias Kim Jong Un ;-)

  • A
    Altfred

    Nordkorea trauert????

    6! Setzen!

  • PR
    Peter Remakowski

    Nordkorea trauert?! Kommunistisches Land?!

  • S
    Sondermann

    Ich finde es schon bemerkenswert, dass KCNA dem verstorbenen nordkoreanischen Führer u.a. ein großes mentales Leiden attestiert. Wird hier der umstrittene Diktator eines verarmten ostasiatischen Landes posthum zum Psychopathen erklärt?

  • M
    Martin

    @Cheong

     

    Das haben Sie aber schön auswendig gelernt

  • TW
    Thoralf Will

    Ich hoffe, dass der Kommentar von Cheong beißend böser Sarkasmus sein soll. Keinem Menschen wünsche ich es so leben zu müssen wie die Nordkoreaner.

  • T
    Torsten

    @Cheong: In Nordkorea gibt es keine Armut?

    Das ist Blödsinn. Ich selbst bin mehrmals in der DPRK gewesen und ich habe in meinem Leben noch nie soviel Armut und Hunger gesehen, wie in Nordkorea.

    Kein Koreaner sollte unter dem Sozialismus/Kommunismus weiter leiden!!

  • C
    Christoph

    Wie können sie schreiben, das "Nordkorea trauert"? Glaube sie wirklich, dass so viele Nordkoreaner Kim Jong Il vermissen werden? Im übrigen fällt in ihrem Artikel nicht ein einziges mal das Wort "Diktator" bzw. "Diktatur". Zwar wird sein Tod vermutlich nicht besonders viel ändern. Den Lebensmittelmangel erwähnen Sie ja ganz am Ende, und damit auch in ausreichendem Maße, aber was ist mit den anderen Repressionen denen die Nordkoreaner unterworfen sind?

  • M
    Martin

    REST IN HELL

  • C
    Cheong

    Ich bin mir sicher das sein großartiger Sohn die Geschäfte ohne Probleme weiter führen wird und endlich die Wiedervereinigung vorrantreibt. Es wird Zeit das der Imperialismus im Süden zerschlagen wird. Im Gegensatz zum Süden gibt es bei uns keine Armut, kein Koreaner soll unter dem Kapitalismus weiter leiden!!