piwik no script img

Nach Lynch-Angriff in Pariser VorortJunger Roma liegt im Koma

Rache an einem vermeintlichen Einbrecher: Der 16-Jährige wurde bewusstlos in einem Einkaufswagen aufgefunden, nachdem ihn ein Mob verschleppt und misshandelt hatte.

Roma-Familien aus Osteuropa müssen in Frankreich oft in provisorischen Camps leben und werden von der Umgebung angefeindet. Hier ein Lager in Trier-sur-Seine (Archivbild vom Oktober 2013) Bild: reuters

PIERREFITTE-SUR-SEINE afp | Nach einem Lynch-Angriff in einem Pariser Vorort kämpft ein Roma-Junge um sein Leben. Der 16-Jährige liege im Koma, sein Leben sei in Gefahr, hieß es am Dienstag aus Justizkreisen in der französischen Hauptstadt. Ein Polizeivertreter sagte, der Jugendliche sei am vergangenen Freitag in einem Viertel im Norden von Paris bewusstlos in einem Einkaufswagen gefunden worden. Er sei zuvor von „einem Dutzend“ Menschen, die ihn für einen Einbruch in eine Wohnung verantwortlich machten, gewaltsam verschleppt und in einem Keller brutal misshandelt worden.

Seine Mutter alarmierte die Polizei, weil sie ihren Sohn vermisste. Er lebte zusammen mit seiner Familie und anderen Roma in einem Lager rings um ein verlassenes Haus.

Michel Fourcade, der Bürgermeister der Stadt Pierrefitte-sur-Seine, wo sich der Angriff ereignete, sagte, der Jugendliche sei in den vergangenen Wochen wiederholt von der Polizei wegen Einbrüchen in der Wohnsiedlung befragt worden. Die Einbrüche sorgten bei den Anwohnern für Ärger. In Frankreich gibt es immer wieder Spannungen mit Gruppen von Roma, die vielfach in illegalen Lagern am Rand von Städten wohnen.

Der Anwohner Ion Vardu sagte, die Roma seien vor drei Wochen plötzlich aufgetaucht. Nach dem Angriff auf den Jugendlichen hätten sie aber ihr Lager sofort geräumt. Am Montag lagen an ihrem früheren Wohnort nur noch vereinzelt Kleidungsstücke und Matratzen herum. Bürgerrechtsgruppen haben immer wieder vor zunehmendem Rassismus gegen die Minderheit gewarnt. Der Vorsitzende des Bezirksrats, Stephane Troussel, verurteilte „ein abscheuliches Verbrechen unter dem Mantel der Rache“. Der Staat schulde allen Schutz, „egal wo sie leben oder woher sie stammen“.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Liebe TAZ, zu so einem Artikel einen so saloppen Reim als Titel zu wählen, ist ja wohl das Letzte. Hat zumindest mich gerade davon abgehalten, den Artikel zu teilen.

  • Der Anwohner Ion Vardu sagte, die Roma seien vor drei Wochen plötzlich aufgetaucht. Nach dem Angriff auf den Jugendlichen hätten sie aber ihr Lager sofort geräumt.

    Wenn solche Taten Schule machen entfernen wir uns Stück für Stück von unseren Werten. Warum müssen die Roma in sochen Behausungen wie auf dem Foto leben, warum versuchen sie aber auch nicht selber etwas gegen ihre Lage zu tuen?

    Hier was vergleichbares aus dem Fernsehen Sat1.

    http://www.youtube.com/watch?v=utZPH-uyrS0