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Mögliche Nominierung von Beate KlarsfeldAuf keinen Fall eine „Anti-Gauck“

Die Nazi-Jägerin Klarsfeld will bei einer möglichen Nominierung als Bundespräsidentin keine „Anti-Gauck“-Kandidatin sein. Eine Nominierung sähe sie als Anerkennung ihrer Arbeit.

Hält Gauck für einen „sehr moralischen Kandidaten“: Beate Klarsfeld Bild: dapd

BERLIN dpa | Die Nazi-Jägerin Beate Klarsfeld will bei einer Nominierung für die Bundespräsidentenwahl nicht als „Anti-Gauck“ auftreten. „Das will ich nicht. Auf gar keinen Fall“, sagte die 73-jährige Deutsch-Französin der Online-Ausgabe des Berliner Tagesspiegels. Eine Nominierung würde sie als Anerkennung ihrer Arbeit an sehen. Die Politik der Linken vertrete sie allerdings nicht.

Auch im Gespräch mit Zeit Online machte Beate Klarsfeld deutlich, dass sie für eine Kandidatur zur Verfügung stehe. Joachim Gauck bezeichnete sie als „sehr moralischen Kandidaten“.

Die Linke wollte am Nachmittag in einer Spitzenrunde entscheiden, ob sie Gauck als dem Kandidaten von Union, SPD, FDP und Grünen einen eigenen Personalvorschlag entgegensetzt. Klarsfeld war am Wochenende von Parteichefin Gesine Lötzsch in einer Parteitagsrede ins Gespräch gebracht worden.

Die in Paris lebende gebürtige Berlinerin meldete sich daraufhin nach eigenen Angaben selbst bei Lötzsch. „Ich habe gehört, dass Gesine Lötzsch am Samstag auf einem Parteitag in einer Rede über mich gesprochen hat. Daraufhin habe ich sie angerufen“, sagte sie Zeit Online.

Klarsfeld räumte ein, dass sie bei einigen Vertretern der Linken auch Skepsis hervorrufe. „Meine Solidarität mit Israel wird in manchen Parteikreisen kritisch gesehen. Ich bekomme unfreundliche E-Mails.“

Die berühmte Ohrfeige

Der Parteivorsitzende Klaus Ernst bezeichnete Klarsfeld im NDR als eine „absolut respektable Persönlichkeit“. In der Linken gibt es aber auch Stimmen, die für einen Verzicht auf eine eigene Kandidatur oder für den Boykott der Bundespräsidentenwahl plädieren. Die Partei stellt etwa 10 Prozent der Wahlleute in der Bundesversammlung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sie von der Suche nach einem Konsenskandidaten ausgeschlossen.

Klarsfeld hatte 1968 Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auf einem CDU-Parteitag geohrfeigt und ihn wegen seiner NSDAP-Vergangenheit als Nazi beschimpft. Später bemühte sie sich zusammen mit ihrem Mann Serge Klarsfeld um die Auslieferung von Nazi-Verbrechern wie den ehemaligen Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie.

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11 Kommentare

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  • P
    Pink

    Langsam, langsam :-)

    1968 erlebte ich ( Jahrgang '45 )Beate Klarsfeld und ich staunte nicht schlecht, als sie Kurt Georg Kiesinger ein warmes Ohr verpasste. Eine richtig dolle Ohrfeige.

     

    Da rötelte die Nation erstmal in allen Tonlagen.

     

    Es war damals nicht einfach, die Hintergründe zu erfahren, aber ganz so schwer wars eigentlich auch nicht. Beate und Serge Klarsfeld waren nicht Müller, Maier oder Huber.

     

    Und die beiden hatten Recht.

     

    Welche Typen schlichen sich in der Republik in Ämter und "Würden". Filbinger, Kiesinger und noch viele andere.

     

    Wenn Frau Klarsfeld Gesine Lötzsch vertraut, ist das einzig und allein Sache der ersteren. Ich, anstelle von Frau Klarsfeld, wäre vorsichtig. Mehr ist nicht zu sagen.

  • E
    Erich

    Also, Margot Honecker faende ich die beste Loesung. Bekennende Antifaschistin, koennte Bildung zu ihrem Schwerpunktthema machen, waere ne Frau und Ostdeutsch, und vor allem immer offen und ehrlich...

     

    Hat Gesinchen schonmal angerufen in Chile?

  • C
    Chris

    Zitat aus dem Artikel: "Joachim Gauck bezeichnete sie als ´sehr moralischen Kandidaten´."

     

    Und genau deswegen wurde sie heute doch nicht nominiert und wird auch nicht am Montag die Kandidatin der Linken.

  • TT
    Thomas Trasolt

    Klarsfeld,-super Idee! Warum nicht gleich Lea Rosh? Oder Michel "Koksnase" Friedman! Das wär doch lustig!

  • V
    viccy

    @ hatem

    Die Linke hat 2010 Gauck gewählt, soso, ist ja interessant. Stimmt das auch? ^^

  • H
    Hatem

    Arme Linkspartei: Vor zwei Jahren Wulff mitgewählt und nun wollen sich weder Georg Schramm noch Beate Klarsfeld von ihr instrumentalisieren lassen.

    Wie gemein!

     

    Vielleicht doch noch mal Peter Sodann fragen?

     

    Zur Not bleibt immer noch Margot Honecker!

  • P
    peshtigo

    Zum einen kann ich Beate Klarsfeld nur zu ihrer Einstellung gratulieren: ich würde mich auch nicht als Notstopfen für die Linke zum Kasper machen lassen, nur weil die wieder aus Profilneurose einen eigenen chancenlosen Kandidaten aufstellen muss. Und dabei ist der Parteispitze ein "Spiegel"-Artikel von dieser Woche in die Finger geraten und man hat sich daran erinnert, dass Beate Klarsfeld auch noch lebt und gut ins Kalkül passt.

     

    Gut dass sich die Frau für solche abgeschmackten Winkelzüge zu schade ist.

     

    Allerdings: eines sollte auch die Parteiführung der Linken wissen: Beates Mann Serge ist offizieller Berater von Sarkozy. Ob den Linken das gefallen würde?

  • H
    hamlet

    Abgesehen davon, daß im Artikel der Begriff "Nazi-Jägerin" unangenehm spielerisch boulevardesk ist, gälte es, Frau Klarsfeld höflich darauf hinzuweisen, daß es keine Schande ist, - im Gegenteil es reichlich und gute Gründe gibt - eine "Anti-Gauck" zu sein. "Anti" kann auch "Pro" sein. Für Menschlichkeit, für Soldarität mit den Schwachen, für Schutz der Bürgerrechte.

  • K
    Kaboom

    Frau Klarsfeld ist für die deutsche Rechte, auch für die demokratische, immer noch ein rotes Tuch. Nichts belegt dies anschaulicher, als die schlichte Tatsache, dass Hans Filbinger ein Bundes- verdienstkreuz sein eigen nannte, und sie bis heute keines hat.

    Achja, einer der zwei Aussenminister, die Klarsfeld diese Ehrung verweigerten, heisst Joschka Fischer.

    Irgenwie muss ich gerade an das Zitat von Max Lieberman denken. Wird wohl Zufall sein.

  • R
    Roderic

    Anti-Gauck wäre auch Quatsch. Er ist nämlich gar nicht so schlimm, alles nur falsch verstandene, böswillige, aus dem Zusammenhang ... usw.

     

    Das Wahrheitsministerium macht fix aus Schwarz Weiß und die Grünen reanimieren die Liberalen.Ach ja, die gute, alte Freiheit: Für Frau Künast vertritt Gauck nun genau die Freiheit, die wir meinen (Welt online). Vor allem aber: die Freiheit, sich nicht korrigieren zu müssen und lieber linksgrüne Wähler zu entsorgen.

  • G
    gippslandshelf

    Klingt eher nach einem Schuss ins eigene Knie für die Linke...