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Modellregionen für ElektromobilitätNicht genug Geld für die Besten

Vier Modellregionen sollen das Image von Elektroautos aufpolieren. Doch im Etat fehlen 20 Millionen Euro – nun könnten Einzelprojekte in jeder Region gestrichen werden.

Elektroautos sollen beliebter werden – über die Zahlen wird später nachgedacht. Bild: ap

BERLIN taz | Die Finanzierung der vier Schaufensterregionen für Elektromobilität stiftet bei den Gewinnern Verwirrung. In den kommenden drei Jahren fließen insgesamt 180 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt in die Zukunftskonzepte von Baden-Württemberg, Bayern/Sachsen, Berlin/Brandenburg und Niedersachsen.

Doch die Summe zur Förderung scheint nicht vollständig abgesichert. In den kommenden Wochen wird die Bundesregierung abwägen, welche der konkreten Einzelprojekte die Elektromobilität in den Gewinnerregionen etablieren sollen. Bis zu einer endgültigen Klärung könnten laut Bundesverkehrsministerium noch mindestens sechs Monate vergehen.

Die Bundesregierung hatte jüngst die vier Schaufensterregionen für Elektromobilität bekannt gegeben. Ziel der Großprojekte ist es, öffentlichkeitswirksam neue Verkehrskonzepte zu entwickeln und sie der Bevölkerung nahezubringen. Bis 2020 will die Bundesregierung eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen bringen. Dazu hatte sie den zukünftigen Schaufensterregionen jeweils bis zu 50 Millionen Euro Förderung versprochen. 23 Bewerber hatten darauf gehofft, unter die Auserwählten zu kommen.

Das bayerisch-sächsische Team ging mit einem Zusammenschluss aus 150 Unternehmen unter öffentlichen Institutionen ins Rennen – darunter die Technische Universität Dresden sowie die Uni Augsburg, Audi, BMW und die Regierungen beider Länder. Berlin hatte eigens für die Bewerbung die Berliner Agentur für Elektromobilität gegründet.

In Niedersachsen bewarb sich ein Verbund aus Land, der Metropolregion Hannover Braunschweig Göttingen Wolfsburg GmbH und der Volkswagen AG für den Wettbewerb. In Baden-Württemberg erarbeitete die Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie ein Konzept mit Vertretern aus öffentlichen Institutionen und Industrie.

Neben dem Netzausbau der Ladestationen für Elektrofahrzeuge sehen die Konzepte der Gewinner vor, die Produktion von Elektroautos zu fördern. Gewerbliche Fahrzeugflotten sollen zusehends auf Elektromobilität umgestellt werden. Vorgesehen ist auch, den öffentlichen Nahverkehr stärker auf Elektrofahrräder und Car-Sharing-Modelle auszurichten. Niedersachsen will bis 2050 alle der neuen Mobilitätsformen mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen versorgen.

Etat aufstocken?

„Die Fachjury hat bekannt gegeben, dass jede Gewinnerregion 50 Millionen Euro erhalten soll. Bei 180 Millionen Etat und vier Modellregionen geht die Rechnung nicht auf“, wundert sich Stephan Laske von der Sächsischen Energieagentur, die Teil des bayerisch-sächsischen Gewinnerteam ist. Laske hofft nun auf eine Aufstockung des Gesamtetats.

„Wir können den Etat nicht erhöhen“, sagt Matthias Schmoll, Sprecher des Bundesverkehrsministeriums. Es sei schon schwierig, die vorgesehenen 180 Millionen Förderung sicherzustellen. Hinzu komme, dass die vollständige Umsetzung jedes Gewinnerkonzepts etwa 80 Millionen Euro verschlingen würde. Man müsse abwägen, welche der Unterprojekte eines jeden Konzepts umgesetzt werden.

Ursprünglich sollte das Vorhaben mit dem Energie- und Klimafonds im Bundeshaushalt finanziert werden. Der Fonds setzte sich vor allem aus Einnahmen durch den Handel mit CO2-Emissionszertifikaten zusammen. „Durch den unerwartet starken Einbruch des Emissionshandels bestand die Gefahr, die E-Mobilitäts-Projekte nicht ausreichend finanzieren zu können“, erklärte Schmoll.

Mit einem Darlehen des Finanzministeriums wurde der Fonds vorläufig aufgefüllt. Wie das dadurch entstandene Loch im Haushalt nun wieder gestopft werden könne, sei noch unklar. „Eventuell müssen dann geplante Projekte auf anderen Gebieten sterben“, so der Sprecher.

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3 Kommentare

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  • S
    Stephan

    Elektrofahrräder erhöhen die Reichweite und Flexibilität des Einsatzes. Unverschwitzt am Zielort anzukommen, hat eine ganz eigene Qualität, egal ob am Arbeitsplatz oder an anderen Zielorten. Viele Städte mit hügeligem Gelände, haben nur deshalb keinen so hohen Fahrradfahreranteil wie Kopenhagen, Erlangen oder Amsterdam, weil sie nicht so brettl-eben sind. Das Elektrofahrrad macht diese bergigen Städte zu flachen Hollandstädchen, Entfernungen in Großstädten schrumpfen auf die 2/3 zusammen. Nicht nur ältere Bürger hätten von der Nutzung von Fahrrädern mit Elektrounterstützung einen Vorteil. Beim Transport von Einkäufen mit Packtaschen oder Anhängern wären auch Jüngere einer kleinen Anschubhilfe gegenüber sicher nicht abgeneigt. Wenn ein Elektrofahrzeug eine Förderung verdient, dann das Pedelec (Elektro-Fahrrad). Wieviele Autos und entsprechender Parkraum gespart werden kann spricht für sich. Volkswirtschaftlich wäre hier ein sicherer Gewinn zu verzeichnen. Das Konzept der Pedelecs ist im Übrigen schon ausgereift. Die Akkus halten für fast jede Alltagsstrecke. Den Akku kann man bequem in der Wohnung aufladen. Lediglich an der großen Verbreitung fehlt es noch (ähnlich wie die sparsame Heizungspumpe im Keller!), weil der Anschaffungspreis derzeit noch deutlich höher ist als bei Fahrrädern ohne Elektrounterstützung. ärmeren Bevölkerungsschichten wird so die Anschaffung verwehrt. Letztlich wäre hier wohl auch ein guter, sozialer Effekt mit einem riesigen CO2-Einspareffekt verbunden. 180 Millionen Euro zur Förderung der Elektromobilität entspricht ca. 180.000 Elektrofahrrädern für die angedachten 4 Modellregionen. Gigantisch - und das alles, ohne zusätzlich Infrastruktur zu schaffen!

  • DQ
    Der Querulant

    Problem erkannt, Problem gebannt? Mitnichten!

     

    Elektroautos werden erst dann ausreichend nachgefragt werden, wenn sie konkurrenzfähig sind. Reichweiten von 100 oder 200 Kilometern und stundenlanges "Nachtanken" sowie die Kosten der Akkus stehen dem im Wege. Und dabei wäre die Lösung doch so naheliegend.

     

    Würden die Hersteller sich auf ein genormtes Akkupaket einigen, welches an "Tankstellen" schnell und einfach zu wechseln wäre, das Problem wäre erheblich gemindert. Dabei könnte die Zahl der Akkus durchaus variieren, hauptsache sie sind schnell und einfach zu kombinieren. Der Ladepreis würde den Akkuverschleiß beinhalten, so daß der Käufer eines Elektroautos nicht alle paar Jahre neue und teure auf sein Automodell beschränkte Akkus kaufen müßte. Verbrauchte Akkus würden durch die "Tankstellen" automatisch ersetzt.

     

    So, wie es momentan gehandhabt wird, wird keine Subvention der Welt dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen können. Da bin ich mir als Autofahrer ganz sicher.

  • E
    emil

    "den öffentlichen Nahverkehr stärker auf Elektrofahrräder[...]"

     

    also bei autos sehe ich ja noch ein, dass nicht im fred feuerstein-stil mit eigener kraft gefahren werden kann.

    aber unnötigerweise elektroräder auf den markt drücken?

    das fahrrad bietet für den menschlichen körper eine geniale energieumsetzungsmöglichkeit. da braucht es keinen zusätzlichen motor und somit weiteren unnötigen stromverbrauch.