piwik no script img

Marketingseminare für MedizinerLukrativ für den Arzt, teuer für Patienten

Die Regierung subventioniert Verkaufstrainings für Ärzte, bei denen teure Gesundheitschecks an den Patienten gebracht werden sollen. Diese Förderpraxis wird nun überprüft.

Vorsorge ist besser - besonders wenn sie bar bezahlt wird. Bild: dpa

BERLIN dpa/dapd | Die Bundesregierung überprüft ihre Förderung von Marketingseminaren, in denen Ärzte für den Verkauf der umstrittenen individuellen Gesundheitsleistungen (Igel) geschult werden. Diese müssen von Patienten selbst bezahlt werden, viele gelten als überflüssig.

Grundlage für die bisherige Förderpraxis sei eine Richtlinie zur Entwicklung unternehmerischen Know-hows für kleine und mittlere Betriebe sowie Freie Berufe, erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag in Berlin.

Danach könnten auch Seminare für Ärzte gefördert werden, in denen es um das Angebot von Igel-Leistungen gehe. Dies enthebe die Ärzte aber nicht von ihrer Pflicht, den Patienten nur medizinisch sinnvolle Leistungen anzubieten, betonte die Sprecherin. Genau aus diesem Grund überprüfe das Wirtschaftsministerium derzeit zusammen mit dem Gesundheitsministerium die bisherige Förderpraxis.

Nutzen ist nicht belegt

Die häufigsten Igel-Leistungen sind das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. Wissenschaftliche Studien, die einen Nutzen belegen, gibt es nicht, berichtet die Berliner Zeitung. Im Gegenteil: Viele der Igel-Untersuchungen führten zu falschen Befunden und unnötigen Eingriffen.

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Biggi Bender forderte, derartige Beratungen nicht mehr zu fördern. Solche Verkaufstrainings unterstützten eine tendenziöse „Aufklärung“ der Patienten, sie zerstörten das Arzt-Patient-Verhältnis und richteten gesundheitlichen und finanziellen Schaden an.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 /