Linker wird Bürgermeister von Bogotá: Von der Guerilla bis ins Rathaus
In Kolumbiens Hauptstadt Bogotá gewinnt der ehemalige Guerillero Gustavo Petro die Wahl zum Bürgermeister. Er will gegen die Mafia und für soziale Gerechtigkeit kämpfen.
Gustavo Petro ist einer der profiliertesten Linken Kolumbiens - und zukünftiger Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá. Am Sonntag erhielt der 51-Jährige rund 32 Prozent der Wahlstimmen. Seine Versprechen: Kampf gegen die Mafia und gegen die soziale Ungleichheit. Und das nicht in einer fernen Zukunft, sondern jetzt.
Als Sohn einer Bauernfamilie wird Petro am 19. April 1960 in Ciénaga de Oro, in der Provinz Córdoba, geboren. Seine Schulausbildung erhält er in Zipaquirá, knapp 50 Kilometer von Bogotá. Mit 22 sitzt er als Gemeinderat im Kommunalparlament. An der Universität macht er den Abschluss als Volkswirt und Spezialist für öffentliche Verwaltung. Er schließt sich dem linken Flügel der M-19 an.
Das Movimiento 19 de Abril, kurz M-19, steht für ein Bündnis, das sich als Konsequenz des Wahlbetrugs bei der Präsidentschaftswahl am 19. April 1970 zunächst politisch organisierte und später einen bewaffneten Arm hervorbrachte. Petro saß im Gefängnis und ging danach in den Untergrund. Anfang 1990 gab die Gruppe die Waffen ab und bildete die Alianza Democrática M-19, später fusionierte sie zum Polo Democrático Alternativo (PDA).
Nichts mit der aktuellen Guerilla zu tun
Zweimal, 1991 und 1995, zog Petro als Abgeordneter ins Unterhaus des Kongresses ein. Bei der Wahl 2006 kandidierte er erfolgreich für den Senat, wo er sich als einer der Oppositionsführer profilierte. Sein Meisterstück: die Aufdeckung der Verbindungen der Paramilitärs und des Präsidenten Álvaro Uribe. Ein Kongressmitglied nach dem anderen wanderte ins Gefängnis.
Der Stempel "Exguerillero" ist fest auf seine politische Laufbahn gepresst. Aber der heutige Konflikt mit der Farc-Guerilla habe mit den Auseinandersetzungen der 70er und 80er Jahre nichts zu tun und sei immer mehr von der Drogenmafia bestimmt, so Petro.
Im Vorfeld der Bürgermeisterwahl hat Petro mit dem PDA gebrochen, der mit Samuel Moreno den Bürgermeister stellte. Petro warf ihm schlechte Amtsführung und Korruption vor. Im März wurde Moreno seines Amtes enthoben. Ab Januar übernimmt Gustavo Petro.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu