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Kommentar zu Chen GuangchengAufatmen für Chen

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng wollte auf die Willkür seiner Peiniger aufmerksam machen. Auch wenn er erpresst wurde, hat er sein Ziel erreicht.

S echs Tage beherbergen die USA den entflohenen chinesischen Bürgerrechtler Chen Guangcheng in ihrem Botschaftsgebäude in Peking – und das ausgerechnet kurz vor einem ohnehin schwierigen Besuch von US-Außenministerin Hillary Clinton in der Volksrepublik. Was normalerweise die schwierigen Beziehungen der beiden Großmächte noch mehr zerrüttet hätte, hat Clinton noch einmal geschickt aufgefangen.

Auch wenn dem blinden Bürgerrechtler nach eigenen Angaben mit der Tötung seiner Frau gedroht wurde, falls er die US-Botschaft nicht verlasse – immerhin haben die USA der chinesischen Seite abringen können, dass dem blinden Bürgerrechtler Chen Guangcheng und seiner Familie künftig kein Leid angetan wird.

Der blinde Aktivist soll mit seiner Familie nicht nur vor seinen bisherigen Peinigern geschützt werden, das heißt vor der Polizei in der Provinz Schandong. Die Zentralregierung in Peking hat auch versprochen, Chen den Besuch einer Universität zu ermöglichen. Bricht sie dieses Versprechen, macht sie sich auch in ihren eigenen Reihen unglaubwürdig.

Bild: privat
FELIX LEE

ist China-Korrespondent der taz.

Chen selbst hat stets betont, dass er die Volksrepublik nicht verlassen will. Es gehe ihm einzig und allein darum, auf die Willkür seiner Peiniger aufmerksam zu machen und dass er auch nach chinesischem Recht illegal in seinem Haus festgehalten wurde. Auch wenn er sich auf die Erpressung einlassen musste – diese Vermittlung ist ihm immerhin gelungen.

Wenige Monate vor dem Führungswechsel innerhalb der chinesischen Zentralregierung scheint der noch amtierende Premierminister Wen Jiabao mit sich reden zu lassen. Das hat er auch dringend nötig. Was die Menschenrechte in China betrifft, hat sich die Lage entgegen anderslautenden Versprechen zuletzt wieder deutlich verschärft. Ob die Übereinkunft mit den USA insgesamt einen Richtungswechsel einleiten wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Dafür bleibt die Volksrepublik zu sehr Diktatur.

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Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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2 Kommentare

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  • MF
    Mi Fu

    Leid zufügen", "Peiniger" ...

    da wird eine hochgradig emotionale Anti-China Kampagne initiiert, und die ganze westlich Welt macht mit.

     

    Hat jemand mal eine offizielle Stellungnahme der Behörden der Provinz Shandong eingeholt, um beide Seiten zu hören?

     

    Wer in der eigenen Heimat kein Gehör findet, sollte nicht ausländische Mächte mit hineinziehen. Was immer Hr. Chen vertritt, Glaubwürdigkeit hat er in China nicht gewonnen.

  • K
    KFR

    was scheert Frau Clinton & Co Ltd die Menschenrechte oder das Zauber-Wort "Asyl" ?? Hauptsache die Kasse und PR stimmt !

    Kommt alles auf die Liste für THE HAGUE Frau Clinton !