Kommentar Treibhausgase: Die Krise als Chance für das Klima
Nach der Krise wurde zwar über eine andere Wirtschaftspolitik diskutiert. Verabschiedet aber wurden Maßnahmen ohne klimapolitischen Sinn und Verstand.
M itten in der Eurokrise kommt eine schockierende Nachricht: Der Ausstoß von Treibhausgasen steigt so schnell wie nie zuvor. Das ist eine alarmierende Erinnerung daran, dass die Welt sich auch in einer tiefen ökologischen Krise befindet. Doch ob beim G-20-Treffen oder bei den diversen Krisengipfeln der EU: Der Klimawandel spielt keine Rolle.
Dabei bietet die Wirtschaftskrise Chancen für das Klima. In der tiefsten Rezession sanken die Emissionen 2009 deutlich. Was bislang kein Klimaabkommen geschafft hat, schaffte der Zusammenbruch großer Teile der Ökonomie.
Es wäre natürlich zynisch, daraus zu schlussfolgern, man müsste die Welt nur tiefer in die Rezession treiben. Das würde zu einer sozialen Katastrophe führen. Trotzdem wird deutlich: Wirtschaftskrise und Klimaproblematik hängen eng miteinander zusammen.
ist Autor der Redaktion Wirtschaft und Umwelt der taz.
Bisher sind alle Ansätze zur Krisenlösung an dieser Stelle völlig blind. 2010 ging es mit der Wirtschaft wieder aufwärts - und folgerichtig auch mit den Emissionen. Zwar wurde eine andere Wirtschaftspolitik, ein "Green New Deal", andiskutiert.
Verabschiedet aber wurden durch die Bank Maßnahmen ohne klimapolitischen Sinn und Verstand. Ein besonders absurdes Beispiel: die als "Umweltprämie" getarnte massive Subventionierung der deutschen Autoindustrie.
Echte Lösungsansätze müssten im Blick haben, dass die Welt mit einer Vielzahl ineinander verwobener Krisen konfrontiert ist. Neben der Finanzkrise geht es - Stichwort "Peak Oil" - um die Endlichkeit fossiler Rohstoffe. Und die Klimakrise zeigt die Grenzen der Belastbarkeit der Erdatmosphäre an.
Doch dass dieser Krisenmix von Politik und Wirtschaft erkannt wird, muss bezweifelt werden. Denn dann würden die Verantwortlichen kaum umhinkommen, den Fetisch Wirtschaftswachstum generell in Frage zu stellen.
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