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Kommentar Toulouse-AttentatserieDer nützliche Waffensammler

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Gegen radikalisierte Einzeltäter kann sich eine Gesellschaft schwer wappnen. Dagegen, dass Politiker derartige Taten für ihre Agenda instrumentalisieren, auch nicht.

N ach allem, was man bisher weiß, handelte es sich bei dem mutmaßlichen Serienmörder von Toulouse um einen Einzeltäter. Das heißt, er ging auf eigene Faust vor und hatte keine Mitwisser.

Das verbindet ihn mit islamistischen Attentätern wie Mohammed Bouyeri, der 2004 in den Niederlanden den Filmemacher Theo van Gogh ermordete, aber auch mit dem Rechtsradikalen Anders Behring Breivik, der im vergangenen Sommer in Oslo ein Massaker verübte – und es unterscheidet ihn von den Rechtsterroristen der NSU, die über Jahre im Untergrund ihr Unwesen treiben konnten, oder jenen vier Selbstmordattentätern, die 2005 ihre Bomben in Londoner Bussen und Bahnen zündeten.

Gegen Einzeltäter, die sich über Hassseiten radikalisieren, bevor sie zur Tat schreiten, kann sich eine Gesellschaft schwer wappnen. Immerhin kamen die französischen Sicherheitsbehörden dem Täter von Toulouse nach dem letzten Mord schnell auf die Spur. Wenn es aber stimmt, dass Merah in afghanischen Terrorcamps unterwegs war und sogar auf einer Verdächtigenliste der USA stand, stellt sich die Frage, wie er sich unbehelligt ein Waffenlager anlegen konnte. Die Antwort ist wichtig, um vergleichbare Taten zu verhindern.

Bild: taz
Daniel Bax

ist Redakteur für Migration und Integration im Inlandsressort der taz.

Dass hier der Kern des Problems liegt, hält allerdings keinen Politiker davon ab, die Tragödie für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. In Israel nutzt Netanjahu die Gelegenheit, sein Land als den sichersten Ort für Juden aus aller Welt anzupreisen – der er nicht ist. Die Rechtsextreme Marine Le Pen schürt die Angst vor Muslimen, wofür ihr sowieso jedes Mittel recht ist.

Und Präsident Nicolas Sarkozy verspricht, stärker gegen extremistische Ideologien im Netz vorzugehen, was immer eine gute Idee ist. Besser wäre es, mehr im Blick zu haben, wer wo welche Waffen hortet – und wozu.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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17 Kommentare

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  • K
    Karl

    Vonwegen "Einzeltäter":

     

    Da streuen u.a. DTS und ähnliche Einrichtungen nun aber ganz andere "Informationen"....

     

    http://www.ladepeche.fr/article/2012/03/27/1316372-les-considerations-mediatiques-l-ont-emporte-sur-tout-le-reste.html

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • D
    Dirk

    Liebe taz,

     

    einerseits schätze ich es sehr, dass Sie so gut wie keine Zensur betreiben. Andererseits ist es schade, dass teils bis zu zwei Tagen bis zur Veröffentlichung der Kommentare verstreichen (so auch hier).

  • H
    Helga

    Ein sehr schlechter Kommentar - auch finde ich es schlimm, dass die taz die feigen Morde jetzt für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren will. Dann doch lieber Sarkozy, der ist in Gegensatz zur taz zumindest ehrlich.

  • H
    hschweizer

    Wieder ein "bedauerlicher Einzelfall", wieder werden Tat und Täter pathologisiert und die islamisch antisemitische Komponente in den Hintergrund gerückt. Ungeschminkter äussert sich da Redaktionskollegin Knäul: " Die schlichte Existenz Israels bleibt für viele Muslime (nicht Islamisten!) weiter ein Grund für Terror."

  • M
    Mudda

    Also dann will ich mal die Taz-typische Interpretation der Ereignisse zusammenfassen.

     

    Einige Berichte triefen vor Verständnis für einen deprivierten, armen, verrückten und verblendeten radikalisierten (also zwangsweise radikal gewordenen) Einzeltäter. Warum radikalisierter (sehr passive Beschreibung für einen so aktiv Handelnden) und nicht radikal - ist der Mensch ein Opfer und wenn ja von wem? Wurde er von fremden bösen radikalisiert, vielleicht wie Frau Knaul meinte irgendwie in Bezug zu israelische Siedlungen?

     

    Nun denn, schauen wir uns ihre anderen Beiträge zum Thema an. Hier wird davin gesprochen, dass der Kapitalismus schuld sei an den “Taten von Menschen ohne Zukunft” (Ambros Waibel)” [1], oder sie monieren einen Rückfall in die Barbarei (Rudolf Balmer) [2]. Wobei diese Barbarei jedoch nicht beim eigentlichen Attentat gesehen wird, sondern in den Reaktionen darauf. Als ob Juden bewusst Attentate auf sich herbeiführen um dann irgendwelche barbarischen Folgeerscheinungen auszulösen. Wie Susanne Knaul weiß, nützen würde das alles den “Zionisten, die an Israel als Judenstaat festhalten” – diese werden gerade mit Attentaten, wie dem in Toulouse bestärkt [3].

     

    Sie schreiben Juden o. Israel bei den Verbrechen eine sehr aktive Rolle zu und dem Täter eher die passive, fremdbestimmte, zwangsweise so handeln zu müssen. Überlegen sie, was sie damit ausdrücken wollen und welche Gedankengebäude dahinter stehen.

     

    [1] http://www.taz.de/Kommentar-Terror-in-Europa/!90173/

     

    [2] http://www.taz.de/Kommentar-Attentat-in-Toulouse/!90084/

     

    [3] http://www.taz.de/Kommentar-Toulouse-und-Israel/!90118/

  • M
    Müller-Ewert

    Man sollte illegale Waffen SOFORT verbieten!

  • D
    Demokratin

    Der Moslem algerischen Urpsrungs war kein Einzeltäter. Er wurde in einem Terroristen-Camp ausgebildet und hatte Militärwaffen, die er sich kaum selbst gebaut haben wird. Allein deshalb muß er vernetzt gewesen sein.

  • MK
    Michael K.

    Die Methode "regelmäßige Besucher von Hass-Seiten" zu verfolgen, die Sakrosy vorschlägt, mag für den Laien vernünftig klingen. Wer sich allerdings nur mal als durchschnittlich Inteligneter mal ein Stunde mit der Sprache beschäftigt hat, in der Internetseiten aufgebaut sind, nämlich HTML, kann schon das Problem erkennen:

    Bilder, Formatauszeichnungen (CSS) oder Javaskript wird da nachträglich geladen. Und das kann von einem völlig anderen Computer (Server) sein, als dem der das HTML geliefert hat. Weiterhin kann man z.B. mit der HTML-Anweisung Bilder nachzuladen nicht nur Bilder nachachladen, sonder wieder HTML. Dass es kein Bild ist, erkennt der eigene Compuer ja erst, nachdem es geladen ist. Außerdem ist es möglich, Anweisung in HTML und CSS zu formulieren um nachgeladene Bilder dem Benutzer nicht darzustellen.

    Das ist alles Standardverhalten, keine Ausnützung von Sicherheitslücken.

    Man kann also eine Webseite bauen, die für die Nutzer völlig harmlos erscheint, die aber dazu führt, das der Computer des Benutzers Zugriffe auf andere Seiten macht.

    Und wenn das dann Hasspredigerseiten, Kinderpornoseiten oder was auch immer sind, bekommt der völlig unschuldige Nutzer Ärger mit der Justiz.

    Und wehe der Richter ist dann genauso unwillige sich mit technischen Tatsachen zu beschäftigen wie die Mehrzahl der Politiker, Journalisten und ganz normalen Bürger.

    Man kann natürlich einen Journalisten oder Politiker eine Email schicken mit den Hinweis, dass es da etwas interessantes gäbe über das es zu berichten lohnt. D.h. man kann so auch gezielt einzelnen Journalisten und Politiker in Verdacht bringen.

    Daher ist Sarkosys Vorschlag eine Gefahr für Meinungsfreiheit und Demokratie.

    Ich bin darum entsetzt, wenn das von einem Journalisten als gute Idee angesehen wird.

  • AM
    Andreas Müller

    In der Tat verhält es sich so, wie Sie sagen, Herr Bax, mit terroristischen Anschlägen dieser Art lässt sich vortrefflich Politik machen; und das geschieht in erster Linie von den Fanatikern der Gewalt in staatlichen Ämtern. Der moderne (Rechts-)Staat ist in seinem Ursprung ein Produkt der Gewalt und prominent als "das Monopol physischer Gewaltsamkeit" definiert. In der liberalistischen Gesellschaftstheorie hat er die Funktion eine machtneutralisierte Sphäre der Marktgesellschaft zu schützen, in der jedermann mit dem ihm zu Gebote stehenden Mitteln sein Glück verfolgen kann. Unterschlagen wird dabei, wie die kritische Gesellschaftstheorie seit der französischen Revolution aufgewiesen hat, dass die egalitäre Gesellschaft in Wahrheit eine Klassenstruktur prägt, die mit kraft der Verfügung über das produktive Privateigentum die Masse der Bevölkerung von der Nutznießung des gesellschaftlichen Reichtums ausschließt. Die ultima ratio staatlichen Handelns ist deshalb die Anwendung von Gewalt, die aber der herrschenden Ideologie wegen immer unter Rechtfertigungszwang steht. Da kommt der Gewaltfanatismus terroristischer Gesinnungstäter gerade recht, um den Gewaltapparat des Staates in Bewegung zu setzen, woran kein 'Führer' der freien Welt auch nur den geringsten Zweifel lässt.

    In erster Linie legitimieren sich die terroristischen Gewaltfanatiker heutzutage religiös. Aber eben nicht nur aus einem fundamentalistisch anverwandelten Islam, sondern gleichermaßen aus fundamentalistischen Strömungen der beiden anderen monotheistischen Religionen. Die haben bzw. hatten zweifellos eine wichtige historische Funktion bei der Konstituierung einer Kultur, welche an der menschlichen Vernunft ihren Maßstab hat. Von Anfang an aber sind alle drei monotheistischen Religion - im Unterschied zum Buddhismus etwa - durch und durch gewaltförmig. Davon legt ihre Geschichte ein unwiderlegbares Zeugnis ab.

    Mit freundlichen Grüßen

    Andreas Müller

  • D
    D.J.

    Ein wichtiger Aspekt ist das Überdenken einer geradezu aberwitzigen Einwanderungspolitik der letzten Jahrzehnte - und sich dabei von der hohlen Phrase "Rechtspopulismus" nicht irre machen lassen. Es geht um den Erhalt unserer hart erkämpften Traditionen der Aufklärung und Menschenrechte. Wer meint, diese Ideale bei einer hohen Anzahl nachkommender Personen, die sie nicht oder kaum anerkennen, adäquat vermitteln zu können, übernimmt sich gewaltig - eben das ist eine ganz wesentliche linke Lebenslüge.

    Aufschlussreich dazu:

     

    http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4206655,00.html

  • S
    Stefan

    ... und Bax intrumentalisiert überhaupt nicht. Wen interessieren den Täter und Hintergründe? Meine aufrigtige Anteilnahme, dass es kein Nazi war, sonst hätte Bax wieder mal voll vom Leder ziehen dürfen. So erfreut er uns mit einem Eiertanz. Vielleicht sollte sich der Autor mal die Reaktionen in der muslimischen Comunity anschauen. Da sorgt man sich um die Befindlichkeiten der Muslime, die jetzt Angst vor irgendeiner Angst hätten. Das geht von eher harmlosen "das ist doch vieeel zu früh um Rückschlüsse zu ziehen" bis Verschwörung Israel-USA-Frankreich. Und da geht es weiter mit "die [Juden] müssen sich nicht [über Judenhass] wundern, wenn die sowas [Verschwörung] machen". Tja, Bax, und da schließt sich der Kreis. Das ist der Nährboden, auf dem deine "Einzeltäter" heranwachsen.

  • S
    Stefan

    Die Gesellschaft könnte sich aber sehr wohl dagegen wappnen, auf sowas reinzufallen.

    Will sie aber nicht.

    Und die Wähler am allerwenigsten

  • K
    Karl

    Sehr geherter Herr Bax,

     

    warum können Straftäter sich immer wieder Schusswaffen verschaffen?

     

    Wer diese Frage zufriedenstellend beantworten kann, dürfte zum König der kriminologischen Forschung aufsteigen..

     

    Für den Mittelmeerraum gibt es seit der libyschen "Revolution" eine Schwemme an Militärwaffen und Kampfmitteln auf dem Schwarzmarkt.

     

    Allem Anschein nach war dagegen die Flutwelle im Gefolge der Balkankrieg nur ein bischen Brandungsrauschen......

     

    Aber der Zugang zu diesen konventionellen Mitteln ist, für eine Person die wirklich in einem "Camp" gut ausgebildet wurde, schlicht nicht erforderlich.

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • FK
    Fritz Kahn

    "stärker gegen extremistische Ideologien im Netz vorzugehen, was immer eine gute Idee ist"

     

    Genau, super Idee. Kommt immer gut. Mehr überwachen und strafen. Auch Gedanken!

  • B
    broxx

    Bitte aufhören uns immer zu erzählen das das Einzeltäter wären! Der Mann war Mitglied eines internationalen Terrorringes!

    Ach ja, und Mitglied einer terroristischen Religion!

  • R
    Rotarmist

    "Dagegen, dass die Politik soetwas für ihre Zwecke instrumentalisiert"

     

    Meinen Sie damit die NSU?

     

    Gewalt entsteht im Kopf und nicht durch die Waffe.

     

    Man muß die Köpfe verändern und religiöse Chips umprogrammieren.

  • GN
    Graf Nitz

    Dem letzten Satz schliesse ich mich an!

     

    Also: Registrierungspflicht für Kriminelle! Die sollen sagen, wieviel illegal erbeutete Waffen sie horten! Bei Zuwiderhandlung Ermahnung! Ggf. Sozialstunden!