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Kommentar SambiaDas Ende von Schwarz-Gelb

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Ein Lob ist dafür fällig, dass in Sambia durch eine demokratische Wahl eines der wichtigsten Zukunftsthemen Afrikas oben auf der Agenda steht: der Umgang mit China.

D er Wahlsieg des langjährigen Oppositionsführers Michael Sata in Sambia ist ein Schicksalstag für ganz Afrika. Kaum ein Land des Kontinents hat sich in den vergangenen zehn Jahren stärker für ausländische Investoren vor allem aus Asien geöffnet; Unternehmen aus China und Indien dominieren den sambischen Copperbelt, eines der ertragreichsten Bergbaugebiete der Welt. Nun erhält Sambia mit Sata einen Wortführer der Unzufriedenen als Präsident.

Er hat seine Karriere auf die Ablehnung des immer stärkeren chinesischen Einflusses gegründet. Sambias marginalisierte Jugend, die trotz des Bergbaubooms nicht aus dem Elend herausfindet, hat den Populisten zum Vertreter der eigenen Interessen gegenüber den chinesischen Bonzen erkoren und sich damit durchgesetzt.

Es ist die erste erfolgreiche antichinesische Protestwahl in Afrika, wenn nicht weltweit. Andere afrikanische Herrscher, die die Abkehr vom gönnerhaften Westen und die Hinwendung zum angeblich auf Augenhöhe auftretenden China zum Programm gemacht haben, sind gewarnt. Betroffen sind gleich mehrere Nachbarn Sambias: Simbabwe, Namibia, Angola und die Demokratische Republik Kongo.

Bild: taz
Dominic Johnson

iat Co-Leiter und Afrika-Redakteur im taz-Auslandsressort.

Deren Präsidenten verfolgen alle mehr oder weniger das asiatische Modell einer autoritär geführten Hochgeschwindigkeitsmodernisierung - wobei die Menschen meistens das Autoritäre stärker zu spüren bekommen als die versprochene Modernisierung.

Vielleicht entpuppt sich der alte Populist Sata nun als Willkürherrscher. Vielleicht ändert er auch überhaupt nichts, weil der sambische Staat gegenüber Investoren schwach ist. Aber erst einmal ist ein Lob dafür fällig, dass im bitterarmen Sambia nun durch eine demokratische Wahl eines der wichtigsten Zukunftsthemen Afrikas, der Umgang mit China, an oberster Stelle auf der Tagesordnung steht.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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1 Kommentar

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  • SK
    Simone Knapp

    Mit seinem Beitrag liegt Dominik Johnson ziemlich daneben. Mehr noch: Er beleidigt das sambische Volk, indem er die komplexen Motive der Wählerinnen und Wähler auf anti-chinesische Ressentiments verkürzt.

    Die Sambier haben die bisherige Regierungspartei MMD (Bewegung für Mehrparteien-Demokratie) von Rupiah Banda nach 20 Jahren vor allem abgewählt, um stärker als bisher von der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes profitieren und an politischen Entscheidungen teilnehmen zu können. Vier Elemente stehen dabei im Vordergrund: die Reform der Verfassung, die Überarbeitung des Steuersystems, die Bekämpfung der Korruption und die Schaffung von Arbeitsplätzen.

     

    Zuletzt hatten die Menschen den Eindruck, dass der Verzicht auf politische Regulierung wirtschaftlichen Interessen Tür und Tor geöffnet, die Korruption befördert, die Kluft zwischen Arm und Reich verbreitert und zu einem Ausverkauf des Landes geführt hat. Jetzt erwarten sie, dass sich das ändert und der Staat seine Regulierungshoheit gegenüber allen Akteuren im Interesse der Bevölkerungsmehrheit wahrnimmt. An diesen Erwartungen muss sich die neue Regierung unter Michael C. Sata von der Patriotischen Front messen lassen.

     

    Mit China hat das Ganze nur am Rande zu tun, mit einer Schicksalswahl für Afrika gar nichts.

     

    Boniface Mabanza, Simone Knapp & Uwe Kleinert (KASA - Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, Heidelberg), zurzeit Lusaka (Sambia)

     

     

     

    . Die Wahlentscheidung vom 20. September zeigt, dass Sambia bei der Konsolidierung der Demokratie ein großes Stück vorangekommen ist. Unter breiter Beteiligung der Bevölkerung wurden Mechanismen etabliert, die Wahlbetrug wie bei den Wahlen 2008 verhinderten. Die Wahlen selbst verliefen geordnet und bis auf wenige Ausnahmen friedlich. Daran änderte auch die verspätete Bekanntgabe der Ergebnisse nichts. Diese schließlich wurden von allen Beteiligten und ihren Anhängern akzeptiert.