piwik no script img

Kommentar JugendgewaltDie Ursachen bekämpfen

Kaija Kutter
Kommentar von Kaija Kutter

Dass aber Jugendliche auch gegen legale Grenzen stoßen, wird sich nie ganz vermeiden lassen. Die beste Kriminalprävention ist eine gute Sozialpolitik.

F allkonferenzen gelten als ein Mittel der Verhinderung von Jugendgewalt. Kann solch eine Prävention falsch sein? Was sollen die Vorschriften im Kleingedruckten, wenn es denn darum geht, Jugendliche wieder auf die richtige Bahn zu führen?

Erst mal hört sich das gut an. Und es kann auch Beispiele für gelungene "Fallkonferenzen" geben. Aber dieses Gremium und auch das Ampel-System wurden im Zuge einer aufgeregten öffentlichen Debatte um immer mehr Jugendgewalt eingeführt. Wissenschaftliche Analysen zeigen jedoch das Gegenteil: Jugendliche treten im Lauf der Jahre immer seltener als Täter in Erscheinung. Auch die Quote sogenannter Intensivtäter ist rückläufig, und das, obwohl mehr Taten als früher zur Anzeige kommen.

Dass aber Jugendliche auch gegen legale Grenzen stoßen, wird sich nie ganz vermeiden lassen. Wichtig ist, die Ursachen dafür zu bekämpfen. Die beste Kriminalprävention ist eine gute Sozialpolitik. Man sollte etwa dafür sorgen, dass jeder einen Schulabschluss bekommt.

Aufgabe von Jugendhilfe und Jugendbewährungshilfe ist es, die Lage zu entdramatisieren. Aber wenn Jugendhilfe so eng von der Polizei eingebunden wird, kann das kontraproduktiv sein. Das gilt auch für die Ampel-Datei. Sie stempelt die Jugendlichen zu Intensivtätern ab. Das sollte unterbleiben. Der Gesetzgeber hat sich bei den strengen Datenschutzrichtlinien für die Jugendhilfe etwas gedacht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Kaija Kutter
Redakteurin taz-Hamburg
Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.
Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • GM
    Gernot Müller

    Ich widerspreche Kaija Kutter ganz entschieden!!!

    Wollen wir wieder zurück zur Steinzeit? Die Probleme der heutigen Zeit lassen sich nur durch Netzwerkarbeit lösen. Die Polizei gehört mit hinein in solche Netzwerke! Die Jugendkriminalität befindet sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Von Entspannung kann keine Rede sein!

     

    Gernot Müller

    Präventionsmanager gewaltbereite Jugendliche

  • UL
    Ubi lex, ibi poena

    "Aber wenn Jugendhilfe so eng von der Polizei eingebunden wird, kann das kontraproduktiv sein. Das gilt auch für die Ampel-Datei. Sie stempelt die Jugendlichen zu Intensivtätern ab."

     

    Nicht die Erfassung der Täter in einer Datei, nicht die "vernetzte" Zusammenarbeit aller zuständigen Behörden und Institutionnen machen aus jungen Menschen (Intensiv-)täter.

     

    Sondern deren Straftaten.

     

    Die Autorin nennt keinerlei konkrete Maßnahmen, die nicht schon seit Jahrzehnten ausgeführt und versagt haben und an der heutigen Misere Mitschuld tragen.

     

    Konsens unter Fachleuten, damit sind ausdrücklich Jugendrichter(innen), Bewährungshelfer(innen), Staatsanwält(innen)e, die Polizei und nicht zuletzt auch ehemalige Intensivtäter gemeint, ist, dass schon frühzeitig eine spürbare Sanktion auf Fehlverhalten erfolgen muss!

     

    Als Beispiel soll hier nur auf das "Neuköllner Modell" hingeweisen werden.

     

    Zudem muss auch dem demographischen Wandel Rechnung getragen werden.

    Jugendliche aus Krisengebieten mit anderen Werte und Moralvorstellungen "verstehen" unsere Sozialarbeit vielfach als Schwäche und sind mit dieser nicht zu erreichen.

     

    Die Jugendkriminalität ist zwar laut einigen Statistiken insgesamt rückläufig.

    Dies kann viele Faktoren haben, wie z.B fehlende Strafanträge, weniger Sachbeschädigungen etc.

    Das jedoch Agressions und Gewaltdelikte quantitativ und qualitativ innerhalb solcher Statistiken, explodieren und Täter eben dieser Delikte gerade muslimische Jugendliche sind,wird gern verschwiegen.

    Aber genau dies ist der Fall und eben diese sagen selbst rückblickend immer wieder, dass eine frühe Sanktion sie eher zum Umdenken gebracht hätte.

  • GM
    Gernot Müller

    Ich widerspreche Kaija Kutter ganz entschieden!!!

    Wollen wir wieder zurück zur Steinzeit? Die Probleme der heutigen Zeit lassen sich nur durch Netzwerkarbeit lösen. Die Polizei gehört mit hinein in solche Netzwerke! Die Jugendkriminalität befindet sich immer noch auf einem sehr hohen Niveau. Von Entspannung kann keine Rede sein!

     

    Gernot Müller

    Präventionsmanager gewaltbereite Jugendliche

  • UL
    Ubi lex, ibi poena

    "Aber wenn Jugendhilfe so eng von der Polizei eingebunden wird, kann das kontraproduktiv sein. Das gilt auch für die Ampel-Datei. Sie stempelt die Jugendlichen zu Intensivtätern ab."

     

    Nicht die Erfassung der Täter in einer Datei, nicht die "vernetzte" Zusammenarbeit aller zuständigen Behörden und Institutionnen machen aus jungen Menschen (Intensiv-)täter.

     

    Sondern deren Straftaten.

     

    Die Autorin nennt keinerlei konkrete Maßnahmen, die nicht schon seit Jahrzehnten ausgeführt und versagt haben und an der heutigen Misere Mitschuld tragen.

     

    Konsens unter Fachleuten, damit sind ausdrücklich Jugendrichter(innen), Bewährungshelfer(innen), Staatsanwält(innen)e, die Polizei und nicht zuletzt auch ehemalige Intensivtäter gemeint, ist, dass schon frühzeitig eine spürbare Sanktion auf Fehlverhalten erfolgen muss!

     

    Als Beispiel soll hier nur auf das "Neuköllner Modell" hingeweisen werden.

     

    Zudem muss auch dem demographischen Wandel Rechnung getragen werden.

    Jugendliche aus Krisengebieten mit anderen Werte und Moralvorstellungen "verstehen" unsere Sozialarbeit vielfach als Schwäche und sind mit dieser nicht zu erreichen.

     

    Die Jugendkriminalität ist zwar laut einigen Statistiken insgesamt rückläufig.

    Dies kann viele Faktoren haben, wie z.B fehlende Strafanträge, weniger Sachbeschädigungen etc.

    Das jedoch Agressions und Gewaltdelikte quantitativ und qualitativ innerhalb solcher Statistiken, explodieren und Täter eben dieser Delikte gerade muslimische Jugendliche sind,wird gern verschwiegen.

    Aber genau dies ist der Fall und eben diese sagen selbst rückblickend immer wieder, dass eine frühe Sanktion sie eher zum Umdenken gebracht hätte.