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Kommentar JugendarbeitslosigkeitDank dem Kinderknick

Kommentar von Steffi Dobmeier

Die deutsche Regierung tut viel, um die Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Mit Erfolg, zumindest statistisch gesehen. Kein Grund, die Füße hochzulegen.

S tudie um Studie stellt fest, dass die Deutschen mit ihrem Leben und ihrer Zukunft alles andere als zufrieden sind. Im europäischen Vergleich aber macht Deutschland eine recht manierliche Figur, etwa jüngst bei der Erwerbslosigkeit unter Jungerwachsenen.

Ganze 9,1 Prozent sind ohne Job. Zum Vergleich: In Großbritannien stehen 20 Prozent der unter Fünfundzwanzigjährigen auf der Straße und in Spanien noch mal doppelt so viele.

Traditionell ist die Angst der Politik groß, die deutsche Jugend könnte in Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit versinken. Und so versuchen die Regierungen mit etlichen Maßnahmen die Jugendlichen ohne Job von der Straße zu holen - auch wenn die Jugendlichen häufig in diesem parallelen Ausbildungssystem mehr geparkt als ausgebildet werden. Doch immerhin, sie sind erst mal raus aus der Statistik.

Bild: privat
STEFFI DOBMEIER

32, ist Redakteurin bei taz.de.

Entscheidend für das gute Abschneiden aber ist die viel bejammerte demografische Entwicklung in der Bundesrepublik. Denn die Länder mit vielen jungen Leuten ohne Arbeit haben eben auch sehr viele junge Leute: In Spanien sind rund 20 Prozent unter 25 Jahren, in Deutschland gerade mal 11 Prozent. Nachdem Deutschland das kinderärmste Land Europas ist, dürfte sich an dieser Verteilung auch nicht so schnell etwas ändern.

So wichtig es für eine friedliche und auch zukunftsfähige Gesellschaft ist, dass Jugendliche Jobs haben - die sozialen Probleme in Deutschland sind deshalb nicht vom Tisch. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung tun sich Jugendliche nämlich deutlich schwerer damit, Arbeit zu finden.

Die positiven Zahlen des EU-Vergleichs sind also kein Grund für die Politik, nachzulassen. Im Gegenteil, sie sollten weiter Ansporn sein, den Jugendlichen ausreichend und vor allem nachhaltige Perspektiven zu bieten.

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5 Kommentare

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  • N
    Naja

    Bei den jungen Leuten unter 25 sind 9,9 % arbeitslos. Jeder 10. Viele hocken in Abeitsamtmaßnahmen und werden nicht mitgerechnet. Wo ist da der Erfolg? Aber Deutschland benötigt massivste Arbeitskräftezuwanderung, sagt die taz. taz betreibt Propaganda.

  • N
    nachgedacht

    Ja für die Jugend, aber was ist mit solchen Menschen wie mir in mittleren Jahren. Ein Facharbeiterbrief in der Tasche im technischen Bereich, dann noch einen Gesellenbrief in einem Handwerkswerksberuf und andere Qualifikationen sind auch noch vorhanden plus sicherlich Berufserfahrungen. Seit über drei Jahren ohne jegliche Arbeit, da sie einen als Arbeitskraft ablehnen, ist ein tolles Gefühl wenn man auf Kosten seiner Partnerin leben muss, da unsere Ämter ja der Meinung sind wir zahlen nicht mehr für Dich. Kann ich absolut nicht verstehen, dass dann nur von unserer glorreichen Jugend und deren Probleme auf dem Arbeitsmarkt gesprochen wird. Bis 67 soll ich eigentlich arbeiten, glaube ich nicht so dran, wenn mich mit Mitte 40 schon keiner mehr haben will.Hauptsache wir beseitigen die Jugendarbeitslosigkeit, alle anderen interessieren nicht.

  • A
    alcibiades

    Also jetzt les ich's nochmal: In D sind statistisch gesehen halb so viele Jugendliche, also ist die geringere Arbeitlosigkeit auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet dann doch wieder ein Problem - platt gesagt, die paar Jugendlichen, die es noch gibt, finden trotzdem zuhauf keine Arbeit. Und die, die in Massnahmen landen, werden nur geparkt. Warum also der eher positive Grundtenor?

  • T
    Tatze

    Das durch die Autorin suggeriertes Infragestellen der vorherrschenden Unzufriedenheit durch die relativ niedrige Erwerbsolenquote unter Jugendlichen kann ich nicht nachvollziehen. Vor dem Formulieren des Artikels hätte sich die Autorin den Artikel ihrer Kollegen Ulrike Herrmann durchlesen sollen. Dort geht diese ein wenig auf die Problematik ein.

    Wie kommt diese statistische Zahl denn zustande? Wieviele Jugendliche werden aus der Statistik herausgerechnet, da sie z.B. eine (fragwürdige) Masznahme absolvieren? Wie sieht es mit den Arbeitsverhältnissen der erwerbstätigen Jugendlichen aus ...

    Ich hoffe für die Jugendlichen, dass die Politiker_innen nicht mit mehr Ansporn arbeiten, entstammt doch deren politischer Lösungsansatz für die kapitalistische produzierte Misere doch dem Neoliberalismus, der für die Erwerbslosen und Lohnarbeiter_innen niedrigere Einkommen bedeuten wird

  • H
    Hans

    Ich muss Frau Dobmeier doch klar widersprechen: Zum einen hat die ARGE/Jobcenter jahrelang ohne Sinn und Verstand Jugendliche in 1-EURO-Jobs geschickt, die praktisch ergebnislos waren, zum anderen sind viele Jugendliche doch Armut und Perspektivlosigkeit ausgesetzt, weil sie jetzt zwar häufiger Arbeit und Ausbildung finden können, aber häufig zu miesen Konditionen.

     

    Darüber steht ja nichts im Bericht und Spanien/Griechenland sind absolute Krisenländer, in deren Schatten können sich nur Idioten sonnen.

    Außerdem steht in dieser Information auch nicht, was mit Jugendlichen passiert, die eben weder Arbeit, noch Ausbildung haben. Und mein Eindruck ist, dass die positiven Entwicklungen nichts mit der Politik oder politischen Maßnahmen zu tun haben, sondern nur mit demographischen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt.