Kommentar Integrationsministerin Öney: Das Integrationsproblem der SPD
Der Integrationsministerin in BaWü, Bilkay Öney, ist ein Kunststück gelungen. Sie konnte alle Vorbehalte gegen sich und ihr Amt nicht nur bestätigen, sondern auch übertreffen.
A ls sie ihr Amt antrat unkten manche, sie bringe dafür an Qualifikation nicht viel mehr als ihren Migrationshintergrund mit. Denn in ihrer Heimatstadt Berlin war die Lokalpolitikerin bis dahin nicht durch besondere politische Vorhaben aufgefallen. Auch fragten sich viele, wozu Baden-Württemberg überhaupt ein Integrationsministerium brauche, denn Gewicht hat es wenig.
Bilkay Öney ist nun das Kunststück gelungen, alle Vorbehalte gegen sich und ihr Amt nicht nur zu bestätigen, sondern die schlimmsten Befürchtungen ihrer Kritiker sogar noch zu übertreffen. In der Welt am Sonntag redete sich die Ministerin jetzt um Kopf und Kragen.
Kleine Kostpobe: Eine Migrantenquote in der SPD, wie sie Parteichef Sigmar Gabriel vorschwebt, hält sie für überflüssig, ein eigenes Ministerium für Integration eigentlich auch.
Fragt sich, warum Bilkay Öney ihr Amt dann überhaupt angetreten hat, zumal es ihr offensichtlich an politischem Programm mangelt: Am Kopftuchverbot für Lehrerinnen in ihrem Bundesland will sie jedenfalls nicht rühren, das kommunale Wahlrecht auch nicht auf Ausländer aus Nicht-EU-Staaten ausdehnen.
Statt dessen bedient sie Vorurteile: zu viele Türken würden hierzulande für "Unruhe" sorgen, weshalb die Visumspflicht für Reisende aus der Türkei richtig sei. Eine Integrationsministerin hatte man sich irgendwie anders vorgestellt.
Während Migrantenverbände fassungslos auf diesen Offenbarungseid der Ministerin reagieren, freut sich die CDU-Opposition über die Steilvorlage. Der Ärger um Bilkay Öney offenbart einmal mehr die Malaise die SPD beim Thema Integration. Mit ihrer Berufung hoffte die Partei, sich nach dem Debakel mit Sarrazin wieder ins rechte migrationspolitische Licht zu rücken. Nun zeigt sich, wie schnell es sich rächt, wenn man statt auf Sachfragen auf reine Symbolpolitik setzt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München