Kommentar „Eppencity“: Steigbügelhalter des Investors
Politik und Verwaltung spielen das Geschäft der Baulöwen mit.
E s ist eine bemerkenswert verbreitete Meinung, die hier wieder mal bestätigt wird: Gerade diejenigen, die etwas genauer hinschauen und sich das entsprechende Wissen aneignen, kritisieren immer wieder, dass Politik und Verwaltung gerne das Geschäft der Investoren mitspielen.
Wenn es denn so ist, wie es scheint, dass der Bezirksamtsleiter Harald Rösler eine falsche Behauptung in den Raum gestellt oder gar gelogen hat, hat er vielleicht versucht, es sich leicht zu machen. „Es sich leicht machen“, heißt in diesem Fall, den Protest gegen den Abriss der Altbauten am Eppendorfer Markt abzutun, ihn einfach an sich abprallen zu lassen, weil er die längst laufenden Verhandlungen mit dem Investor stört.
Zu dumm nur für ihn, dass die Initiative mit ihrem Protest das öffentliche Interesse geweckt hat und dass seine Aussagen nun für jeden zugänglich _Kampf_um_historische_Haeuser-14055.html:im Internet dokumentiert sind. Dass Rösler dann auch noch eine Bringschuld der Initiative behauptet, wonach die nun beweisen sollen, wann und wo er vom Schwamm gesprochen habe, ist schon unverschämt. Was provoziert der Verwaltungschef mit dieser Strategie anderes als verhärtete Fronten?
Dass von einem Bezirksamt anderes erwartet wird, als Steigbügelhalter von Investoren zu sein, ist beim Bezirksamtsleiter wohl noch nicht angekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag