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Kommentar Doppelte StaatsbürgerschaftZwei Pässe, ein Zeichen

Eva Völpel
Kommentar von Eva Völpel

Das aktuelle Staatsbürgerschaftsrecht macht es vor allem den Türken schwer, sich zu integrieren. Sie müssen sich entscheiden, ob sie Deutsche oder Türken sein wollen.

B aden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney hat recht: Die doppelte Staatsbürgerschaft sollte endlich auch in Deutschland zum Regelfall werden, sofern es die Passträger wünschen.

In der Praxis existiert die Mehrstaatigkeit längst, aber eben nicht für alle: EU-Bürger, Schweizer oder anerkannte Flüchtlinge dürfen zwei Pässe besitzen. Ausnahmen werden auch gemacht, wenn die Herkunftsländer ihre Bürger nicht aus der alten Staatsangehörigkeit entlassen.

Faktisch führt Deutschlands rückwärtsgewandtes Verbot der doppelten Staatsbürgerschaft vor allem zur Diskriminierung der türkischen und damit in erster Linie der muslimischen Bürger in Deutschland. Ihnen macht man das Leben zwischen der Türkei und Deutschland so schwer wie möglich, ohne dass ein Vorteil daraus erwüchse. Denn die Behauptung, nur der eine, deutsche Pass schüfe die größere Bindung an dieses Land, ist ein Märchen. Im Gegenteil: Aus der erfahrenen Zurückweisung erwächst vielmehr die Distanz.

Bild: taz
EVA VÖLPEL

ist Redakteurin im Inlandsressort der taz.

Man muss Ministerin Öney für ihren Vorschlag also dankbar sein. Sie zeigt, wofür das neu geschaffene Integrationsministerium in Stuttgart gut sein kann: integrationspolitische Diskurse zu öffnen, statt, wie so häufig in der aktuellen Antiislamdebatte, zu verschließen.

Nicht zuletzt angesichts der Attentate von Oslo wäre ein Votum für den zweiten Pass also ein deutliches Zeichen für eine offenere Gesellschaft. Allein die Mehrheitsverhältnisse im Bundesrat sprechen gegen einen Erfolg der Initiative: In den großen Koalitionen in den Bundesländern wird die CDU schon dafür sorgen, dass kein Durchkommen ist. Ihren integrationspolitischen Populismus aufgeben? So weit geht die Modernisierung der Union nicht.

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Eva Völpel
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften
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24 Kommentare

 / 
  • BP
    BRUNO (NICHT PROBLEM BÄR)

    Tun wir doch nicht so als ob!

     

    Mal ehrlich betrachtet ist die Türkei auch nicht weniger ausländerfeindlich als Deutschland und nicht nur die, sondern überall in Europa und sogar auf der ganzen Welt gibt es gehörige ausländerfeindliche Stimmungen und Übergriffe!

     

    Deutschland hat halt nur eben mal Die Geschichtliche Bürde zu tragen und wird deshalb auch gerne auf diese reduziert!

     

    Wenn Deutschland ja so Ausländerfeindlich ist, wie auch hier, oftmals dargestellt wird, dürfte es gar keine Integrationsthemen geben, weil es diese dann nämlich gar kein Thema wären, weil wir dann gar keine Zuwanderer hätten!

     

    Das sage ich als halber Italiener und halber Deutscher, ach ja für alle weiteren Kritiker Mussolini war ja auch so ein vollwertiger Nazi,

    wird deshalb Italien auf dieses Reduziert?!?!

     

    NEIN WIRD ES NICHT!

     

    Also sollten alle hier mal den Ball gehörig flach halten und mal, dass Gehirn einschalten und Nachdenken, damit das Herz wieder sprechen kann.

     

    Ihr sogenannten Pappnasen :o( HA,HA,HA,

  • I
    Interpretator

    Eine Staatsbürgerschaft sollte nicht den Charakter einer Zweitfrau erhalten: Man(n) will sie unbedingt flachlegen, aber es auch noch mit der ersten Frau treiben.

     

    Das sage ich als jemand, der eng mit der eigentlichen türkischen Kultur (in der Türkei, nicht mit deren teilweise beschämenden Ablegern in Deutschland) verbunden ist, beruflich und privat.

     

    Wenn die erste und zweite Generation nicht wählen will, ist das ihr Problem. Deutschland ist ein derart ausländerfreundliches Land, dass man auch ohne Staatsbürgerschaft an den meisten Rechten partizipieren kann, das heißt, es besteht offensichtlich keine Notwendigkeit, diese zu beantragen.

     

    Auf einen anderen Punkt möchte ich noch aufmerksam machen: Unter denjenigen, die sehr an der Einbürgerung interessiert sind, befinden sich auch nicht wenige radikale Islamisten. Man sollte endlich mal wagen, über Ausbürgerung zu sprechen, wenn Menschen unsere Kultur radikal ablehnen.

     

    Was das Ganze aber mit Oslo zu tun hat, sollte man aber noch mal klären. Ich denke, die vielen Morde, die im Namen des Islams begangen werden (Sudan, Nigeria, Pakistan, London, Madrid, New York und und und) haben nix mit dem Islam zu tun. Warum sollen dann plötzlich vage islamfeindliche Tendenzen von jemandem, der bei seinem Massenmord nicht einen Muslim umgebracht hat, mit der Islamkritik an sich zu tun haben?

     

    Kusura bakmayin, ama Eva cok sacma yazmis. Artik akilli yazarlar bulun lütfen!

     

    Iyi geceler!

  • YM
    yo Mensch,

    Ihren Kommentar hier eingebenSeit Deniz Yücels Kolumnen habe ich mir das Wundern über taz-Leser schon etwas abgewöhnt. Trotzdem. Es kann ja jeder seine Meinung haben. Aber mit der eigenen Meinung zu argumentieren, dass wirkt dann doch etwas plump.

    Ob nun die Meinung der eigenen Frau, die ja auch Ausländerin ist, ausreicht, um doppelte Staatbürgerschaft als falsch zu widerlegen - fraglich.

    Dass Türken unterstellt wird, sie nerven immer nur rum und jammern, dass sie nur Opfer sind - sich selbst dann wohl ins Aus geschossen?

    Auf kurdischen Hochzeiten feiern und Analogien ziehen zwischen politischen Entscheidungen und der Abendgestaltung der Gäste?

    Nun gut.

    Einwanderer, die aus wirtschaftlichen gründen nach Deutschland gekommen oder höchstpersönlich eingeladen wurden, mit politischen Flüchtlingen und Diskriminierten zu vergleichen - ...

    Mal davon abgesehen, dass einige Kommentare hier etwas abstrus geraten sind, muss ich mal ein Wort an alle Ur-Deutschen richten. Ich habe 13 Jahre im Ausland gelebt und wohne jetzt wieder in Deutschland. Für mein Empfinden sind Äusserungen und Meinungen von Deutschen über andere Nationalitäten und Kulturen recht häufig arrogant und überheblich. In all den Diskussionen, die der unsäglichen Sarrazin-Debatte folgten, habe ich nicht einmal ein freundliches oder anerkennendes Wort von Deutsch-Deutschen gegenüber der türkischen oder arabischen Kultur gehört. Zum Beispiel: ´sehr schönes Land und Sprache´, ´tolles Essen´ oder ´unheimlich reiche Kultur´. Für manche mag das nur ein Detail sein, für mich demaskiert es die Grundeinstellung. Immer ein bisschen lehrmeisterhaft und von oben herab. Und mag es auch Probleme geben beim Zusammenleben und Aufeinandertreffen von verschiedenen Kulturen, will ich ja nicht leugnen, aber es gehört sicher auch dazu, mal vor der eigenen Haustür zu kehren. Ein selbstreflektiertes Schuldbekenntnis habe ich so wirklich noch von keinem Deutschen gehört. ich denke nicht, dass irgendeine Kultur und Nationalität besser oder schlechter sei als eine andere. Es gibt aber Stärken und Schwächen, und die Gastfreundschaft gehört leider nicht zu den Stärken der Deutschen. Gastfreundschaft in einer Zeit, als die ersten Arbeitskräfte sich auf den Weg nach Deutschland gemacht haben. Jemand Fremden mit offenen Armen herzlich willkommen heissen alles tun, damit die Fremde sich möglicht wenig fremd anfühlt, steht bei Deutschen immer noch auf der to-do-Liste. Und leider habe ich das Gefühl, dass sich diese fehlende Wärme bei vielen Menschen noch nicht auffüllen liess.

    Und darum auch meine Verwunderung über das Unverständnis zur doppelten Staatbürgerschaft. Wie sollen sich denn Menschen fühlen, deren Familien vor 20, 30 Jaahren nach Deutschland gekommen sind, deren Herkunft ständig diskutiert und vorgeführt wird? Wie soll sich denn da Normalität einstellen? Für mich sind die Thesen und die gesamten Thematik von Sarrazin bis heute schockierend. In Italien zum Beispiel wäre so etwas undenkbar. Ganz egal, worum es geht, diese Unmenschlichkeit und soziale Kälte wären für Italiener in einer öffentlichen Diskussion unerträglich und seine Urteile exzessiv anmassend.

    Ich weiss nicht, ob sich jeder vorstellen kann, wie er handeln würde, wenn er als Deutscher in ein fremdes Land ziehen würde, und dort sich entscheiden müsste, seine deutsche Staatsbürgerschaft abzulegen. In einem Land, wo die Bewohner kaum mehr von Deutschland wissen, als ´Heil Hitler´ und Kartoffelsalat. Bier her!! Wäre man dann nicht geneigt - und vielleicht sogar auch ein klein bisschen aus Trotz ob der Gleichgültigkeit - seinen Kindern die eigene vertraute Kultur ans Herz zu legen?

    Oder vielleicht muss man selbst erst einmal Fremder gewesen sein, um diese Frage zu beantworten.

  • BP
    BRUNO (NICHT PROBLEM BÄR)

    Aha, doch Zensur bei der Taz!

     

    Vielen Dank für die nicht Freischaltung meines Kommentars.

     

    Ihr bastelt eure Welt doch echt selber!!!

     

    Oh, Spamvermeidungswort Keks, dass passt ja sehr gut!

     

    Die taz geht mir nämlich langsam aber sicher auch auf den Keks!

     

    Da bleib ich doch lieber der Zeit treu, die Taz dir deine Meinung ist mit wieso zu sehr Deniz Yüsel geschwängert!!!

     

    Man stelle sich diesen Menschen nur einmal mit einem Doppel-Pass vor, oh, je,dass, wäre, der, volle, Abseits, für, uns!!! :o)

  • F
    funkelrauschen

    Als jemand, der letzte Woche eingebürgert wurde, sage ich dazu Folgendes: So ein Unsinn!

     

    "Ich erkläre feierlich, dass ich das Grundgesetz und die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland achten und alles unterlassen werde, was ihr schaden könnte." - diese Worte waren Teil der Einbürgerung. Wie soll es für irgend jemanden möglich sein, gleichzeitig das Grundgesetz und die Gesetze des Heimatlandes zu achten, insbesondere wenn es sich bei dem Heimatland um die Türkei handelt?

     

    Die meisten Leser hier wurden in diesem Land geboren, haben also die Vorzüge und Freiheiten, die dieses Land bietet, praktisch hinterher geworfen bekommen. Ich musste dafür kämpfen.

     

    Menschen, die ihr Heimatland verlassen, tun es nicht ohne Grund. Das ist der Ausdruck von extremer Unzufriedenheit.

     

    Diskriminierung? Das ist das, wovor man aus dem Heimatland flieht. Weil das Heimatland die Religionsfreiheit einschränkt. Oder weil es einem vorschreibt, wen man lieben darf und wen nicht. Oder weil es einen ohne Prozess verurteilt.

     

     

    @Eva Völpel: Es ist ok kritisch zu sein, ohne dabei gleich überall Diskriminierung zu vermuten. Und schreiben Sie doch mal einen Artikel über einen integrationswilligen Türken, der dringend seine türkische Staatsangehörigkeit behalten möchte. Also falls Sie so jemanden finden.

  • R
    rauhfuß

    Das jetzt als ein Problem darzustellen finde ich ziemlich albern. Die haben immerhin die Möglichkeit sich zu entscheiden - die habe ich nicht!

     

    Dürfen Doppelstaatsbürger eigentlich in zwei Staaten wählen? Wenn ja fühle ich mich diskriminiert.

  • I
    ich

    Das Hauptproblem ist doch in Deutschland, dass faktisch schone eine große Gruppe die deutsche Staatsangehörigkeit bekommt ohne die vorherige abgeben zu müssen (alle EU Bürger, US Bürger, Kanada Bürger, Israel Bürger, Russland Bürger, Polen Bürger, Schweiz Bürger und dies sind nur die größten Gruppen). Warum soll dann ein türkischer Staatsbürger, um das gleiche Recht zu erhalten, seine türkische Staatsangehörigkeit abgeben und somit auf jeden Fall schlechter gestellt werden als all die oben angeführten. Meiner Meinung ist hier das Problem, gleiches Recht für alle.

  • BP
    BRUNO (NICHT PROBLEM BÄR)

    Ich persönlich hatte die Italienische und die Deutsche Staatsbürgerschaft gehabt, bin in den 60er Jahren in Deutschland geboren und mein Vater war Italiener und meine Mutter ist Deutsche.

     

    Irgendwann wurde ich zum Militär nach Italien befohlen, was mir ganz und gar nicht gefiel.

     

    Daraufhin war mir klar wenn Wehrdienst, dann in Deutschland, also habe ich auf dem Konsulat meine Italienische Staatsbürgerschaft aberkennen lassen.

     

    Und das war gut so!

     

    Ich denke mir, dass eine Doppelte Staatsbürgerschaft noch viel weniger zur Integration beiträgt als wie wenn, man(n) oder Frau, sich für einen Staat entscheiden dürfen, NICHT MÜSSEN wohlgemerkt, deshalb kann ich aus meiner eigenen Erfahrung nur eins sagen, bitte das Herz und nicht den Ratio darüber entscheiden lassen!!!

     

    In diesem Sinne, einen schönen Tag noch allen :-)

  • K
    Keren

    @DantesBlatt:

    In vielen Ländern ist es überhaupt kein Problem, mehr als einen Pass zu haben. Warum sollte das in Deutschland nicht auch so sein. Wer nur einen Pass haben möchte, kann sich ja dafür entscheiden, aber die Wahlfreiheit ist das , was Demokratie ausmacht. Vorallem da sich das Konzept von deutscher Staatsbürgerschaft über "Blut" von den Eltern ererben lässt und nicht wie zum Beispiel in den USA über "Land" funktioniert.

    Was kann Deutschland dabei verlieren, da in fast jeder Familie schon irgendeine Form von Migrationshintergrund besteht.

  • I
    Irene

    Mein Nachbar ist Kroate, seine Frau Italienerin. Der erwachsene Sohn, also ein Deutschitalokroate hat eine Frau geheiratet, deren Eltern aus Spanien eingewandert sind, eine Deutschspanierin. Nun haben die beiden einen Sohn bekommen, also einen Deutschkroatischitalospanier. Mit der "Muttersprache", die der kleine "Migrant" erstmal richtig lernen soll, bevor er mit Deutsch als Zweitsprache anfägt, wird es schon mal schwierig.

    Und als ich dann vorsichtig angefragt habe, welche Staatsbürgerschaft(en) der kleine Angelo nun hätte, haben mich alle nur groß angesehen und gesagt "deutsch natürlich".

  • W
    Welldone

    Den Schlenker über Oslo konnte sich die Autorin wohl nicht verkneifen, obwohl die Geschehnisse dort nicht das Geringste mit der im Artikel geschilderten vermeintlichen Problematik zu tun haben.

    Es ist doch ganz einfach: entweder bin ich deutscher Statsbürger und habe Rechte und Pflichten aus dieser Staatsbürgerschaft heraus oder ich bin es eben nicht und trage die sich aus meiner Haltung ergebenden Konsequenzen.

    Als Einwanderer identifiziere ich mich früher oder später mit "meinem" Land und respektiere die dort herrschenden Gesetze. Wenn ich das aber nicht kann oder nicht will, werde ich immer ein Problem haben und muss mir wohl die Frage stellen, ob dieses Land das Richtige für mich ist.

    Warum nur Türken damit Probleme haben und wie eine "doppelte" Staatsbürgerschaft diese Probleme lösen soll, erschließt sich mir nicht. Vermutlich ließen sie sich leichter lösen, wenn man Herrn Erdogan zu türkischen Wahlkampfzeiten ein Einreiseverbot erteilen würde, damit er hier vor Türken und türkischstämmigen Deutschen durch seine Tiraden die Integration seiner Zuhörer nicht noch behindert, statt sie zu fördern.

  • DB
    Der Berater

    Warum werden eigentlich immer die Türken ins Feld geführt? Aus meiner Praxis als Berater für Einbürgerungsbewerber kann ich ein solches Empfinden bei meinen Kunden überhaupt nicht feststellen - im Gegenteil, sogar solche die als Flüchtlinge oder Asylberechtigte die türkische Staatsgehörigkeit behalten dürften, nehmen oft die für sie sehr unangenehme Prozedur des Ausbürgerungsverfahrens auf sich, weil sie mit ihrem Herkunftsland nichts mehr zu tun haben wollen.

     

    Zur vermeintlichen Diskriminierung sollte auch noch gesagt werden, dass türkische Bürger aufgrund des Assoziationsabkommens EWG/Türkei in Deutschland erheblich mehr Rechte genießen als alle anderen Nicht-EU-Bürger - nur erstreckt sich dies eben unter anderem nicht auf die doppelte Staatsbürgerschaft - deren Sinn und Zweck sich im Übrigen fast niemandem erschließen mag, der davon betroffen ist - es sei denn, es gehe um finanzielle Vorteile, wie z. B. den Verlust eines Rentenanspruchs (wobei in solchen Fällen u. U. eine Einbürgerung unter Hinnahme von Mehrstaatigkeit vorgenommen wird).

     

    Denn das Leben als Mehrstaater kann durchaus Unwägbarkeiten mit sich bringen. So könnte ein Drittstaat bei einer Person, die sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit besitzt, je nach Belieben diplomatischen Beistand eines der beiden Länder verweigern und die betreffende Person quasi "nur" als Türken, nicht aber als Deutschen betrachten. Dies ist insbesondere für Flüchtlinge oder Asylberechtigte ein ernstzunehmendes Problem - wenn sie zum Beispiel in ein Land reisen möchten, dass mit ihrem Herkunftsland befreundet ist.

     

    Und auch ich möchte darauf hinweisen, dass die Bezugnahme auf die aktuellen Vorfälle in Norwegen nichts, aber auch gar nichts mit dieser Debatte zu tun hat - und wohl nur ein Versuch ist, etwas mehr Aufmerksamkeit für ein Thema zu erregen, dass bei den meisten Betroffenen auf nur wenig Interesse stößt.

  • H
    Hasso

    So was wie eine doppelte Staatsangehörigkeit-, ist das überhaupt eine Staatsangehörigkeit? Für mich betrachtet, ist das Verlogenheit. Wer sich nicht entscheiden kann, sollte statt des Personalausweises einen "Pfandleihschein" bekommen, den er dann je nach den Verhältnissen des Landes in dem er leben will einlösen kann. Die deutsche Politik ist eine Offenbarung der Verblödung.

  • I
    ingenieur

    Hallo, Jeder, der einen deutschen Pass hat, darf keine zweite Staatsbürgerschaft haben. Wieso sollte das für Türken, die einen deutschen Pass haben, anders sein?

    Integration in Deutschland: Am Stuttgarter Flughafen sind tw. statt der englischen Durchsagen neuerdings türkische Durchsagen zu hören. Damit sich unsere türkischen Mitbürger auch ja nicht ausgegrenzt fühlen.

  • I
    Ingo

    Warum nicht gleich 3 oder 4 Pässe?

     

    So ein Quatsch entweder oder!

  • H
    Hatem

    Solange in Deutschland lebende Türken Erdogan als "unseren Ministerpräsidenten" betrachten, wird das sowieso nichts mit der Integration.

  • A
    aurorua

    Als erster bekommt Erdogan die doppelte Staatsbürgerschaft und wird Vizekanzler, dann kann er mit seinen unltranationalen Hetzreden regelmäßig die deutschen Stadien füllen.

     

    @Cengiz

     

    Schwierig ist es nur deshalb weil sie extrem türkisch national erzogen werden. Im Übrigen ist ein wirklicher Konsens zwischen Islam und der bundesdeutschen Verfassung nicht möglich.

     

    Liebe Frau Völpel ihre philantropischen Ergüsse in Gottes Ohr, aber ziehen sie einfach mal für ein, zwei Jahre nach Neukölln, am Besten, wenn sie haben, mit schulpflichtigen Kindern.

  • H
    herbert

    Ich habe mit meiner Frau (die aus Asien kommt) über den Artikel gesprochen.

     

    Während ich ja durchaus Verständnis für einen Doppelpass habe, ist meine Frau ganz anderer Meinung. Ihrer Meinung nach wissen die Deutschen (alle Deutschen!) gar nicht, welches Glück sie haben, dass sie in Deutschland leben dürfen. Und die sogenannten "Türken" sind alle undankbar. Doppelpass kommt gar nicht in Frage. Wenn sie rechtlich einen deutschen Pass haben kann, wird sie ihn beantragen und den alten aufgeben.

     

    Das wäre doch mal einen interessanten Artikel wert, zu untersuchen, wie die anderen Migranten über dieses Thema denken. Beim Thema Migration wird mir viel zu sehr über Islam, Türkei etc. gesprochen. Es gibt auch noch andere Migranten!

     

    By the way: Beim Thema "Norwegen" gleich strengere Sicherheitsgesetze zu fordern wie Herr Uhl ist unfair.

     

    Mit derselben Begründung nun "ein Zeichen" zu fordern aber genauso.

  • D
    dantesBlatt

    Geht es Deutschen, wenn Sie in ein Nicht-EU-Land

    auswandern denn anders?

  • B
    Bjoern

    "Im Gegenteil: Aus der erfahrenen Zurückweisung erwächst vielmehr die Distanz."

     

    TAZ ? Zahl ich !!

  • B
    BiBo

    Ich verstehe nicht, wieso die Frage des Passes ein Argument für oder gegen integration, respektive die Integrationsfähigkeit eines Menschen sein soll? Deutschland ist ein Land, welches Menschen einen Paß, damit die Staatsangehörigkeit und die damit verbundenen Rechte und Pflichten anbietet. Ist das nicht höchst liberal? Ich finde, man sollte sich für einen Paß entscheiden, wobei, wie gesagt, dies überhaupt nichts über die Integration oder aber die Intregrationsmöglichkeiten aussagt. Die Vorfälle in Oslo sind in diesem Artikel, by the way, total irrelevant, weil dort sich die Frage nach einer doppelten Staatsbürgerschaft nicht stellt.

     

    Noch eines, ein guter Kumpel von mir hat sich freiwillig für die türkische Staatsbürgerschaft entschieden (er ist in D geboren, lebt hier, arbeitet hier, zahlt seine Steuern, ist verheiratet usw.). Zudem hab ich lange im Ausland gelebt (und zwar da, wo ich mit meiner Hautfarbe auffalle) und in anderen Ländern gibt es KEIN Angebot einfach die neue Staatsbürgerschaft zu bekommen...

  • K
    Katharina

    "Nicht zuletzt angesichts der Attentate von Oslo..." Hier in MultiKultiLand und v. a. bei der taz wird ja instrumentalisiert, was zum instrumentalisieren ist. War bei der taz die Kampagne bereits vorbereitet in den Schubläden und hat die taz nur auf den Auslöser gewartet? Sorry, aber diese permanenten Bezüge auf die Vorgänge, also die Toten, in Oslo zur Durchsetzung eigener ideologischer Vorstellungen sind unanständig. Ohne Schamgrenze.

    Und nun erklären Sie doch bitte, wie der zusätzliche türkische Pass die Integration fördert. Oder bringt er nicht sogar Menschen, die in diesem MultiKultiLand geboren wurden oder als Kinder kamen, erst recht in Identifikationsprobleme? Eigentlich sind das ja Deutsche. Alle reden von Deutsch-Türken, Migranten. Sollen sie das wirklich werden und dann von Erdogan auf seiner nächsten Volksverhetzungsrede irgendwo auf einem Marktplatz in Multikulturelien aufgefordert werden, sich hier ja nicht zu sehr anzupassen, weil sie -richtig, Türken- seien?

    Ich kenne einige junge Türken, die kamen mit ihren Eltern im Alter von ca 1-2 Jahren hier her, sprechen besser Deutsch als manche Eingeborenen-und haben mit diesem MultiKulti- und ihr seid ja geborene Türken-Gerede genau die Identifikations- und Zugehörigkeitsprobleme, die ja angeblich mit dem zusätzlichen türkischen Pass vermieden werden sollen, sagt die taz. Theorie ist das eine, die Realität eine andere. Also, keine türkische, sondern die deutsche Staatsangehörigkeit. Den Menschen zuliebe.Vielleicht sollten die Autoren der taz doch ab und zu ihre Redaktionsräume zugunsten des Kontaktes mit existierenden Wirklichkeiten verlassen.

  • DA
    Der Analogist

    Die Autorin des Artikels führt Norwegen ins Feld. Was hat denn die Tat eines Irren mit dem doppelten Pass zu tun? Gar nichts. Bitte kein Reflexaktionismus bei der taz.

     

    Es fällt auf, dass es immer Türken sind, die Nachteile haben. Keine Nation (außer Argentinien vielleicht) beschwert sich weltweit so häufig im Nachteil zu sein. Das ist beim Fussball so wie in der Politik.

     

    Menschen mit türkischem Migrationshintergrund nennt man hierzulande: Deutsch-Türke. Das Wort „Deutsch“ steht zuerst, „Türke“ zum Schluß. Das Gehirn speichert aber Türke, weil es zuletzt gesagt wurde. Selbst wenn der Mensch einen deutschen Paß hat, bleibt er in der Wahrnehmung der Leute Türke. Und wenn man das ein paar Jahre so hört, dann glaubt der Mensch von alleine, daß er in diesem Land Deutschland niemals dazugehören wird.

     

    In anderen Sprachen würde man es andersrum sagen: Türk-Deutscher. Rußland-Deutscher, Polen-Deutscher, etc. In der Wahrnehmung der Leute hört man in diesen Ländern daraus: Oh, sie ist african-american. Im Kopf bleibt kleben: Sie ist american. Amerikanerin mit afrikanischen Wurzeln. So sollte es auch in der deutschen Sprachbildung sein. Dann wüßten die Türken, daß sie hierhin gehören und bräuchten keinen zweiten oder dritten Paß. Oder daß sie nicht hierhin gehören.

     

    Auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen, das nervt und schafft keine Freude. Weder für die Hochzeitspärchen noch für die gestreßten Rumtänzer, die alle Optionen offenhalten wollen. Überall ein bißchen, aber nichts richtig. Ich war auf verschiedenen türkischen und kurdischen Hochzeiten eingeladen. Die Gäste sind immer bis zum Schluß geblieben, niemand ist am selben Abend noch auf eine zweite Hochzeit gefahren.

  • C
    Cengiz

    Hallo,

     

    schöner Artikel...

    Gerade für die erste und zweite Generation der Einwanderer ist es schwierig, sich zwischen zwei Pässen entscheiden zu müssen.

    So viel Wahlfreiheit sollte man den Türken schon gönnen.

    Es gibt da tatsächlich eine ganze Menge Diskriminierungspunkte wenn es um die Türken bzw. Muslime geht. Wählen dürfen sie nicht. Ohne Visum nach Deutschland einreisen dürfen sie nicht. Mit Kopftuch unterrichten dürfen sie nicht. Ihr Land darf nicht in die EU (...). Dennoch sind dies keine Gründe, manche gute Freundschaften abzubrechen. Reden sie mit Ihren Freunden, vielleicht verstehen sie Sie. Wer weiß, vielleicht sogar die Politiker!