piwik no script img

Kommentar Aufstand in SyrienAssad muss handeln

Kommentar von Georg Baltissen

Ein einfaches Telefonat des UN-Generalsekretärs mit dem syrischen Präsidenten wird nichts an dessen Vorgehen ändern. Für die Vereinten Nationen ist das Ganze peinlich.

D ie Brutalität, mit der das syrische Regime der eigenen Bevölkerung zusetzt, kann man auf den derzeit kursierenden YouTube-Videos bestenfalls erahnen. Dennoch vermitteln sie selbst einem Außenstehenden, dass diejenigen, die in Syrien geschunden wurden und werden, sich nicht von einem Telefonat zwischen einem UN-Generalsekretär und einem Präsidenten beeindrucken lassen. An die von Baschar al-Assad angekündigte Selbstverwandlung vom Schlächter in einen achtbaren politischen Führer glaubt in Syrien niemand.

Al-Assad und sein Regime mögen noch die Macht und die Mittel haben, weitere zwei- oder auch zehntausend Menschen zu töten. Aber das Vertrauen des Volkes wird dieses Regime nie wiedergewinnen können. Zu oft ist den Reformversprechungen nichts anderes gefolgt als neues und größeres Blutvergießen.

Das Regime ist in die Enge getrieben. Der UN-Sicherheitsrat wird sich einer Resolution zur Verurteilung Syriens nicht endlos entziehen können. Der UN-Menschenrechtsrat in Genf dürfte die syrische "Mordmaschinerie" nächste Woche demonstrativ an den Pranger stellen. Assad muss handeln, um dem drohenden Kesseltreiben von innen und außen zu begegnen. Also macht er, was er am besten kann: Versprechungen. Die waren bis jetzt folgenlos. Und das werden sie auch weiterhin bleiben.

Bild: taz
GEORG BALTISSEN

ist Redakteur im Auslandsressort der taz.

Sollten sich nämlich seine Armee, seine Miliz, seine Geheimdienst- und Schlägertrupps tatsächlich zurückziehen, gehörte ab morgen das Feld den Demonstranten. Assad wäre bestenfalls noch Bürgermeister von Damaskus, aber auch das nur für kurze Zeit.

Peinlich für die Vereinten Nationen ist die Veröffentlichung des Telefonats mit Assad, weil der UN-Generalsekretär damit so tut, als könne man Assad und seinen Versprechungen auch nur einen Funken Glauben schenken. Die UN sollte die politische Distanz zu einem blutrünstigen Regime auch in der Form wahren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Auslandsredakteur
61, ist Redakteur im Ausland und gelegentlich Chef vom Dienst. Er arbeitet seit 1995 bei der taz, für die er schon in den 80iger Jahren geschrieben hat. Derzeit ist er zuständig für die Europäische Union und Westeuropa. Vor seiner langjährigen Tätigkeit als Blattmacher und Titelredakteur war Georg Baltissen Korrespondent in Jerusalem. Noch heute arbeitet er deshalb als Reisebegleiter für die taz-Reisen in die Palästinensische Zivilgesellschaft. In den 90iger Jahren berichtete er zudem von den Demonstrationen der Zajedno-Opposition in Belgrad. Er gehörte zur ersten Gruppe von Journalisten, die nach dem Massaker von 1995 Srebrenica besuchte.
Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • VM
    Valentino Martinelli

    Sehr geehrter Herr Baltissen,

     

    ich wundere mich schon sehr über Ihre unfassbaren Behauptungen. Worauf stützen Sie denn bitte Ihre Aussagen?

    Genau wie über Lybien, wird über die Vorkommnisse in Syrien eine unglaubliche westliche Propaganda und Gleichschaltung der Medien betrieben, die mit der Wahrheit nichts mehr zu tun hat! Ähnlich wie in Libyen, hat in Syrien die "Demonstration"/"Revolte" in einem Randbezirk des Landes stattgefunden und nicht,wie eigentlich realisischer, in der Hauptstadt oder einem ähnlich bevölkerungsreichen Ort.In Syrien wurden am ersten Tag bereits über 6 Polizisten erschossen und Objekte in Brand gesetzt! Das ist alles andere als friedlich!

    Überlegen Sie sich bitte einmal wie der deutsche Staat auf so etwas reagieren würde. Der "Demonstranten"/"Rebellen" in Syrien sind schwer bewaffnet und verbreiten Angst und Schrecken!

    Ein großer Teil der Bevölkerung Syriens ist zwar für Reformen,aber gegen diese sog. "Rebellen" und andere äußere Kräfte (NATO,Scharfschützen,etc.).

     

    Bitte informieren Sie sich ordentlich, es geht hier um viele Menschenleben! In Libyen hat die westliche Propaganda sogar die NATO-Bombardements herbeigeführt,die nun eine wirkliche humanitäre Katastrophe herbei führen, die es vorher überhaupt nicht gab!Es waren alles Lügen,wie heute klar ist.

  • P
    Peter

    @Suri:

    Peinlich bist nur Du.

    Fahr doch nach Syrien wenn es dir hier in "dem Westen" nicht paßt. Ich zahl dir auch den Flug. Schick der Taz deine Adresse, ich schick dir dann das Ticket.

    Dann kannst du dort genauso deine Klappe genauso weit aufreißen wie hier. Getraust du dich aber wahrscheinlich nicht, da du dort dafür zu Tode gefoltert wirst.

    Im "dem Westen" gehört leider kein Mut dazu seine Meinung zu sagen. Da dürfen das sogar so unsympathische Realitätsverweigerer wie Du.

    Das mit dem Ticket ist mein Ernst. Freu mich schon auf deine Berichte aus dem freien Syrien.

  • S
    suri

    Wann wird eigentlich dem Westen für seine weltweiten Verbrechen seit seiner Entstehung einen Prozess gemacht. Ist das für UNO nicht peinlich?