Kampfjets, Drohnen, U-Boote, Panzer: EADS will die Weltherrschaft
Die Fusionspläne des Airbus-Mutterkonzerns: Zusammen mit dem britischen Unternehmen BAE wäre EADS der mit Abstand weltgrößte Rüstungsproduzent.
BERLIN taz | Das deutsch-französische Luftfahrtunternehmen EADS will der größte Waffenlieferant der Welt werden: Der Konzern plant die Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems. Das Unternehmen hätte damit vom Kampfjet über Drohnen, Raketen, U-Boote und Panzer bis hin zu Splitterwesten für Fußsoldaten den Bedarf einer Armee im Angebot.
Laut den schwedischen Friedensforschern vom Sipri-Institut wäre die fusionierte Firma mit Abstand der größte Waffenhersteller der Welt. Am Mittwochabend hatten BAE und EADS Fusionspläne in London veröffentlicht. Sie wollen ihre Geschäfte zusammenlegen, aber getrennt an der Börse gelistet bleiben.
BAE Systems würde 40 Prozent und EADS 60 Prozent am Gemeinschaftsunternehmen halten. Deutschland und Frankreich, beherrschende Länder bei EADS, signalisierten, die Pläne prüfen zu wollen. Die EADS-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Einbruch von mehr als sechs Prozent. Offenbar zweifelten Investoren an den erhofften Synergieeffekten durch eine Fusion.
BAE ist mit weltweit 83.000 Mitarbeitern ein fast reiner Militärkonzern. EADS hat den Schwerpunkt Zivilluftfahrt mit der wichtigsten Tochter Airbus, verkauft aber auch Hubschrauber und Flugzeuge für das Militär. Allein in Deutschland beschäftigt der Konzern 50.000 Mitarbeiter, weltweit sind es 133.000 an 170 Standorten. Mit der Fusion käme der Konzern auf über 70 Milliarden Euro Umsatz.
Angst ums Überleben
EADS erhielte mit BAE einen besseren Zugang zum US-Rüstungsgeschäft. Zudem könnte der Konzern die Diskussion darüber beenden, ob Franzosen oder doch die Deutschen die Firma dominieren. Die Chefs der beiden Unternehmen treibt aber langfristig auch die Angst ums Überleben.
EADS-Vorstandsvorsitzender Thomas Enders ist zwar erst drei Monate im Amt, doch aus seiner langjährigen Erfahrung als Chef der EADS-Tochter Airbus weiß er, dass der aktuelle Boom bei Passagierflugzeugen nicht mehr lange dauern muss. Konjunkturelle Schwankungen oder technische Probleme wie beim Riesen-Airbus A 380 können das Geschäft mit Zivilflugzeugen schnell belasten.
Auch die Briten plagen Sorgen: Noch sind die Auftragsbücher gefüllt, aber BAE lebte zuletzt zunehmend einseitiger vom US-Verteidigungsministerium. Heute ist der Konzern neuntgrößter Lieferant des Pentagons, etwa 45 Prozent des Umsatzes und die Hälfte des Gewinns stammen aus den USA.
Doch mit dem Ende der Auslandseinsätze und den Etatproblemen im Zuge der Finanzkrise wendete sich das Blatt. Um 500 Milliarden US-Dollar ist das US-Rüstungsbudget bereits für die nächste Dekade gekürzt worden. Weitere Einschnitte stehen nach der Wahl im November an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit