Kampf um den Kiehlsteg: Senat bleibt hart
Bürgerinitiative zur Rettung der Fußgängerbrücke übergibt Staatssekretär Christian Gaebler Protestunterschriften. Der will ein alternatives Sanierungskonzept nicht prüfen.
Im Streit um den Abriss des Neuköllner Kiehlstegs bleibt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hart: Die kleine Fußgängerbrücke über den Neuköllner Schifffahrtskanal soll abgerissen werden. Das erklärte Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) am Mittwoch der Bürgerinitiative (BI) "Kiehlsteg erhalten", die ihm 500 Protestunterschriften und ihr alternatives Erhaltungskonzept übergab.
Laut Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, sagte Gaebler, er wolle "keine Ressourcen für eine Sanierung oder Alternativkonzepte" einsetzen, weil der Steg "verkehrlich nicht erforderlich" sei. Bei der BI kam das Gespräch mit dem Staatssekretär offensichtlich anders an: Laut ihrem Sprecher Tom Küstner erklärte Gaebler, er sei froh über jede Brücke, die abgerissen werde, weil ihm das Personal fehle. "Daher könne er auch leider unser Konzept nicht prüfen lassen", gibt Küstner die Aussagen des Politikers wieder.
Der Kiehlsteg war 1962 als Ersatz für die 60 Meter entfernte Lohmühlenbrücke entstanden, die durch den Mauerbau unpassierbar geworden war. Laut Verwaltung ist der Kiehlsteg inzwischen nicht mehr sicher und sanierungsbedürftig, die Kosten einer Instandsetzung würden sich auf 260.000 Euro belaufen. Nun soll die Fußgängerbrücke für 42.000 Euro abgerissen werden.
Die in der BI vereinten Anwohner sind nicht nur verärgert, weil der Kiehlsteg tagtäglich von vielen Anwohnern benutzt wird und aus ihrer Sicht alles andere als überflüssig ist. Sie beklagen auch das intransparente Vorgehen der Verwaltung, die die Öffentlichkeit erst in der vergangenen Woche über den vorgesehenen Abriss informiert hatte. Tatsächlich ist der Steg auf Plänen zum Sanierungsgebiet Karl-Marx-Straße, die kürzlich in der Bezirkszeitung Karlson veröffentlicht wurden, weiterhin verzeichnet.
Hinzu kommt, dass die BI die Kostenangaben bezweifelt. In ihrem alternativen Konzept zur denkmalgerechten Sanierung, das laut Sprecher Küstner von unabhängigen Experten erstellt wurde, kommt die BI auf Kosten von rund 30.000 Euro. Auch bestätigte das Ingenieurbüro Hübner der Gruppe auf Anfrage, dass die Stahlkonstruktion der Brücke nur "geringe Korrosionserscheinungen" aufweise. "Eine Standsicherheitsgefährdung ist nicht gegeben", heißt es in dem Schreiben, das der taz vorliegt.
Der Abriss sollte am Montag beginnen - allerdings geschah nichts. Am Dienstag wurden drei Mitglieder der BI von der Polizei von der Brücke getragen, anschließend wurde diese mit Gittern versperrt. Am Mittwoch dann begannen Arbeiter mit dem Abriss des Holzgeländers und Teilen der Bodendielen. Die Lücken im Boden wurden am Donnerstag laut BI allerdings wieder mit Latten verschlossen. Grund für das Hin und Her sind offenbar Beschwerden von Anwohnern bei Polizei, Ordnungsamt und der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft wegen "Gefahr in Verzug für Leib und Leben von Passanten und Arbeitern", wie es in der Mail eines Bürgers heißt.
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