Index der Welthungerhilfe: 925 Millionen Menschen hungern
Drastische Preisschwankungen machen den Ärmsten der Armen schwer zu schaffen. Insgesamt stehen Afrika südlich der Sahara und Südasien am schlechtesten da.
BERLIN afp | 925 Millionen Menschen leiden weltweit unter Hunger. Darauf hat die Welthungerhilfe am Dienstag in Berlin anlässlich des jüngsten Welthunger-Indexes (WHI) hingewiesen. Welthungerhilfe-Präsidentin Bärbel Dieckmann machte darauf aufmerksam, dass Preisschwankungen für Nahrungsmittel die Hungerproblematik verschärfen, selbst wenn es in manchen Weltregionen wie Lateinamerika nachweislich Verbesserungen gibt.
In der Demokratischen Republik Kongo im Herzen Afrikas sind Hunger und Unterernährung im weltweiten Vergleich am weitesten verbreitet. Mit einem Wert von 39 ist dieses Land nach jahrelangem Bürgerkrieg nicht nur das Schlusslicht im Welthunger-Index 2011, vielmehr hat sich die Lage im Kongo seit 1990 (Wert von 24) gegen den weltweiten Trend drastisch verschlechtert. In anderen Weltregionen schneiden Haiti und Indien besonders schlecht ab.
"Die Familien schicken die Kinder nicht mehr in die Schule, sparen an den Gesundheitskosten und reduzieren die Mahlzeiten so weit, dass die Mangelernährung bei Kindern wieder steigt", beklagte Dieckmann unter Hinweis auf die zum Teil drastischen Preisschwankungen bei Grundnahrungsmitteln in den vergangenen Jahren.
Wenn ein deutscher Haushalt die Kosten in vergleichbarer Weise zu spüren bekommen sollte, müsste ein Brot laut Welthungerhilfe fast 30 Euro oder ein Beutel Kartoffeln 50 Euro kosten. In Ländern wie Nigeria müssen viele Menschen mehr als 70 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben. Die Organisation erklärte, dass neben dem Klimawandel auch die Herstellung von Treibstoff aus Agrarprodukten zu den Engpässen beiträgt.
Insgesamt stehen Afrika südlich der Sahara und Südasien am schlechtesten da. Hohe Werte im Welthunger-Index erhalten dort neben Bangladesch (24,5) und Indien (23,7) auch Nepal und Kambodscha (beide 19,9) sowie Nordkorea (19,0). Das noch immer unter den Folgen des schweren Erdbebens von Anfang 2010 leidende Haiti zählt zu den Ländern, in denen sich der Index zwischen 2001 und 2011 erhöht hat (von 26 auf 28,2).
Überdurchschnittliche Verbesserungen schafften seit 1990 mehrere große Länder Lateinamerikas, etwa Mexiko und Peru, aber auch die asiatischen Länder Iran und Saudi-Arabien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen