Haltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln: Abgelaufenes jetzt mit Preisschild
Erstmals wird in Deutschland „gerettetes“ Essen gewinnorientiert verkauft. Noch ist das Angebot des Berliner Lebensmittelladens überschaubar.
In Köln gibt es einen ähnlichen Betrieb, der jedoch ehrenamtlich und ohne Expansionsbestrebungen läuft. Sir Plus hingegen will weiterwachsen, einen Lieferdienst starten, Arbeitsplätze schaffen, „Mainstream werden“, wie die drei Gründer verkünden. „Wir haben eine gewisse Portion Mut“, sagt Raphael Fellmer. Den hat er schon bewiesen, als er bis zur Geburt seines zweiten Kindes ohne Geld und von gerettetem Essen lebte.
Nun hantiert er aber wieder mit Geld: 93.000 Euro haben Fellmer und die anderen beiden Initiatoren von Sir Plus über Crowdfounding eingenommen, weitere 100.000 Euro Darlehen bekommen, nun müssen sie mit dem Laden auch verdienen. „Profit ist eine philosophische Frage“, findet Koinhaber Alexander Piutti, Digitalunternehmer und Gründer zahlreicher Start-ups.. „Wir brauchen ein Business-Modell, denn wir wollen keine kleinen Brötchen backen.“ Das Problem der Verschwendung von Nahrungsmitteln sei gigantisch.
Kooperationspartner braucht der kleine Food-outlet-Laden noch, bislang ist das Angebot sehr überschaubar. Neben Obst und Gemüse unter anderem von der Metro und der BioCompany standen die zahlreichen Besucher*innen, die am Freitag zur Eröffnung kamen, vor allem vor Verpackungen.
„Erdbär“ und „Helden“ heißen die beiden Firmen, die gesunde und nachhaltige Bio-Kindersnacks, Müslis und „Quetschbeutel“ mit Obstpüree verkaufen.
Snacks und Getränke dominieren das Angebot, für 60 Cent bekommt man Snickers, Milka-Schokolade oder sogar Bier, ein Salat kostet 15, eine Schale Erdbeeren 50 Cent. Fleisch- und Milchprodukte sind auch geplant, werden aber noch nicht verkauft, da Kühlwaren höhere Hygienestandards erfüllen müssen. Die würden auf jeden Fall eingehalten, die Produkte stichprobenartig geprüft, sagt Mitgründer Martin Schott. Fast jedes Lebensmittel sei noch gut, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, und dürfe auch noch verkauft werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Neuwahlen
Beunruhigende Aussichten
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Berichte über vorbereitetes Ampel-Aus
SPD wirft FDP „politischen Betrug“ vor
Scholz telefoniert mit Putin
Scholz gibt den „Friedenskanzler“
Toxische Bro-Kultur
Stoppt die Muskulinisten!
Grünen-Parteitag in Wiesbaden
Grüne wählen neue Arbeiterführer