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Haltbarkeitsdatum bei LebensmittelnAbgelaufenes jetzt mit Preisschild

Erstmals wird in Deutschland „gerettetes“ Essen gewinnorientiert verkauft. Noch ist das Angebot des Berliner Lebensmittelladens überschaubar.

Durchgestrichen heisst nicht unverkäuflich Foto: imago/Christian Ohde

Berlin taz | In Berlin hat Deutschlands erster kommerzieller Laden für Lebensmittel eröffnet, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist oder die nicht der Norm entsprechen. Sir Plus heißt das Geschäft, das am Freitag im Stadtteil Charlottenburg startete.

In Köln gibt es einen ähnlichen Betrieb, der jedoch ehrenamtlich und ohne Expansionsbestrebungen läuft. Sir Plus hingegen will weiterwachsen, einen Lieferdienst starten, Arbeitsplätze schaffen, „Mainstream werden“, wie die drei Gründer verkünden. „Wir haben eine gewisse Portion Mut“, sagt Raphael Fellmer. Den hat er schon bewiesen, als er bis zur Geburt seines zweiten Kindes ohne Geld und von gerettetem Essen lebte.

Nun hantiert er aber wieder mit Geld: 93.000 Euro haben Fellmer und die anderen beiden Initiatoren von Sir Plus über Crowdfounding eingenommen, weitere 100.000 Euro Darlehen bekommen, nun müssen sie mit dem Laden auch verdienen. „Profit ist eine philosophische Frage“, findet Koinhaber Alexander Piutti, Digitalunternehmer und Gründer zahlreicher Start-ups.. „Wir brauchen ein Business-Modell, denn wir wollen keine kleinen Brötchen backen.“ Das Problem der Verschwendung von Nahrungsmitteln sei gigantisch.

Kooperationspartner braucht der kleine Food-outlet-Laden noch, bislang ist das Angebot sehr überschaubar. Neben Obst und Gemüse unter anderem von der Metro und der BioCompany standen die zahlreichen Besucher*innen, die am Freitag zur Eröffnung kamen, vor allem vor Verpackungen.

„Erdbär“ und „Helden“ heißen die beiden Firmen, die gesunde und nachhaltige Bio-Kindersnacks, Müslis und „Quetschbeutel“ mit Obstpüree verkaufen.

Snacks und Getränke dominieren das Angebot, für 60 Cent bekommt man Snickers, Milka-Schokolade oder sogar Bier, ein Salat kostet 15, eine Schale Erdbeeren 50 Cent. Fleisch- und Milchprodukte sind auch geplant, werden aber noch nicht verkauft, da Kühlwaren höhere Hygienestandards erfüllen müssen. Die würden auf jeden Fall eingehalten, die Produkte stichprobenartig geprüft, sagt Mitgründer Martin Schott. Fast jedes Lebensmittel sei noch gut, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, und dürfe auch noch verkauft werden.

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6 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Geschäftsmodell mit begrenzter Haltbarkeit.

  • Nachdem "Essensretter" ihr Hobby (Countainern statt Geld für Lebensmittel) ideologisch aufgeladen sowie als ökologisch und moralisch wertvoll gelabelt haben, kommt jetzt der Kapitalist und vermarktet den ganzen Quatsch ...

     

    Dann doch lieber gesundes und frisches Essen für alle und den Rest in den Müll. Wer das wieder rausholt, bleibt ein Dieb ... und wird vielleicht zum Betrüger, wenn er das Zeug weiter vermarktet.

    • @TazTiz:

      Das Haltbarkeitsdatum in Englisch "Best before date" sagt ja nicht, das dsa Lebensmittel ungenießbar oder schlecht geworden ist. Deshalb sollte es auch nicht weggeworfen werden, das ist eine Ohrfeige angesichts des Hungers in der Welt, aber auch der Armen in Deutschland!

      Das sich nun jemand damit ein "Geschäft" aufbaut , mag befremdlich wirken, aber es isteckt ja eine Menge Arbeit, Organisation und auch Kosaten dahinter, diese Produkte in einem Laden anzubieten. Daher hat dies mit einem Kapitalisten, der dies nutzt, nichts zu tun. Ein Betrüger und Dieb ist derjenige schon einmal gar nicht. Ich fände es gut, immer respektvoll zu bleiben, auch wenn uns Ideen nicht gefallen!

      • @Frauke Weissang:

        Nein.

         

        Gesunde, frische und risikofreie Ernährung in allen Preislagen sollte unser Ziel sein. Um das umzusetzen müssen (!) Lebensmittel vorgehalten werden, ohne dass diese verkauft werden können.

         

        Abgelaufene Lebensmittel haben ein deutlich höheres Risiko verdorben zu sein. Wer was anderes suggeriert, bewegt sich nahe am Betrug ...

         

        Auf so einen Quatsch kommen nur Menschen, die immer im Wohlstand und Überfluss gelebt haben. Sie können gar nicht mehr wertschätzen, dass wir in unseren Geschäften unverdorbene Lebensmittel kaufen können ...

  • Beschissene Idee. Weil die Hartz-4-Bürokratie das dann als Argument verwenden wird, um die Sätze nicht anzuheben. "Sie können ja ..."

     

    Es wird darauf hinauslaufen, daß Arme das Abgelaufene essen, und solche Startups daran verdienen. Zweiklassen-Lebensmittelversorgung.

  • Müssen die Ärmsten der Armen jetzt noch tiefer in die Taschen greifen, um satt zu werden?

    War das Business Modell der Tafeln nicht gut genug?