Großflughafen BER hat keinen Brandschutz: Es klemmt beim Rauchabzug
Brandschutz ist hochkomplex. Für den Berlin Großflughafen wurde ein neuartiges Konzept entwickelt. Das funktioniert aber noch nicht so richtig.
BERLIN taz | Brandschutz an Flughäfen ist ein hochsensibles Thema. Das ist spätestens seit dem 11. April 1996 bekannt. Damals hatten Schweißarbeiten an einer Terminal-Zwischendecke einen Großbrand im Flughafen Düsseldorf ausgelöst. Dadurch waren 17 Menschen getötet und 88 verletzt worden. Das Feuer hatte sich wegen der Decken aus Styropor ausbreiten können, so dass die Menschen schnell eingeschlossen waren.
Der Sicherheitsstandard wurde seither deutlich erhöht. „Die Flughafengesellschaft hat umfassende organisatorische und technische Konsequenzen aus dem Brandunglück von 1996 gezogen“, sagt Christian Hinkel, Sprecher des Flughafens Düsseldorf. Ein völlig neuartiges Brandschutzkonzept sei entwickelt worden. Man habe mögliche Brandlasten minimiert sowie Fluchtwege und Rauchabzug verbessert. Für die Früherkennung werden in Düsseldorf die MitarbeiterInnen geschult und regelmäßig Gebäuderäumungsübungen organisiert.
In den öffentlichen Terminalbereichen sind nur fest installierte Einrichtungsgegenstände erlaubt, die aus nicht brennbaren Materialien bestehen. Die Verschiebung der Eröffnung des Berliner Flughafens wollte Hinkel nicht kommentieren. „Sicherheit hat im Luftverkehr immer oberste Priorität“, betonte er.
Der neue Hauptstadtflughafen in Schönefeld wird erst nach der Sommerpause eröffnet. Die ursprünglich für 3. Juni geplante Inbetriebnahme wurde am Dienstag überraschend abgesagt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.
Grund für die Verzögerung seien Probleme mit Brandschutzanlagen, sagte der Chef der Flughafengesellschaft, Rainer Schwarz, in Schönefeld. Die Anlagen hätten "nicht den Reifegrad erreicht, die eine Abnahme erlauben würden". Ohne diese Abnahme könne ein öffentliches Terminal aber nicht in Betrieb gehen, sagte Schwarz.
Wirkprinzipprüfung im Terminal
„Aus der Brandkatastrophe in Düsseldorf wurde viele gelernt“, meint auch Hartmut Müller-Gerbes, Sprecher beim TÜV Rheinland. Änderungen habe es sowohl beim Baurecht als auch beim Brandschutz gegeben. Der TÜV Rheinland ist auch am Flughafen Berlin Brandenburg aktiv. Er führt die Wirkprinzipprüfung im Terminal, den beiden Piers und den technischen Gebäuden durch. „Wir können erst prüfen, wenn die Gebäude fertig sind“, so Müller-Gerbes. Die Prüfung ist Voraussetzung für die Freigabe durch das Bauordnungsamt.
In Berlin hapert es an der Entrauchungsanlage. Die über mehrere Etagen verteilte Anlage muss im Fall eines Brandes dafür sorgen, dass giftiger Rauch aus dem Terminal gepumpt und durch Frischluft ersetzt wird.
Der Bau der Anlage hatte sich wegen zahlreicher Planungsänderungen verzögert. Jetzt sei sie zwar installiert, es fehlten jedoch noch die Programmierung und Vernetzung der einzelnen Bestandteile. Erst dann könnten die beteiligten Firmen Siemens, Bosch, T-Systems, Imtech und Caverion die Testläufe beenden und der TÜV anrücken, der die Anlage weitere vier Wochen lang prüfen wird – er hat aber noch gar nicht beginnen können.
Das Desaster in Schönefeld müsste demnach schon seit Wochen absehbar gewesen sein. Doch noch Anfang Mai hatte der für die Freigabe der Baustelle zuständige Landrat Stephan Loge (SPD) vom Landkreis Dahme-Spreewald der taz versichert, dass er von einer rechtzeitigen Fertigstellung des Brandschutzes ausgehe.
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