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GemeinwohlökonomieDer Finanzmissionar

Ein österreichischer Wirtschaftsprediger will den Kapitalismus von innen angreifen – ganz freundlich. Jetzt hat er sich mit einem bayerischen Banker verbündet.

Christian Felber hat eine Vision, viele Antworten und wenige Zweifel. Bild: Luca Faccio

Christian Felber ist ein leiser, sanfter Mensch mit behutsamem Händedruck und scheuem Blick. Er kleidet sich zurückhaltend, sitzt bescheiden in einer hinteren Stuhlreihe und wartet, bis man ihn nach vorne bittet. Aber vorne am Rednerpult ändert sich das. Dann wird er bestimmt, fast schneidend. Kein Wunder, der Österreicher Felber hat eine Mission: Er will nicht weniger, als ein anderes Wirtschaftssystem auf den Weg bringen.

„Gemeinwohlökonomie“ heißt seine Idee von einem Wirtschaften, das auf Kooperation statt auf Konkurrenz setzt. Deshalb verlangt Felber, eine Obergrenze für Privateigentum von zehn Millionen Euro einzuführen, Banken die Finanzspekulation zu untersagen, Firmen die Gewinnausschüttung an ihre Besitzer mehr oder weniger zu verbieten und sie zu verpflichten, nur noch sozialverträgliche Produkteherzustellen.

Christian Felbers Idee passt in diese Zeit. Lehman ist lange schon pleite, mit Milliarden hat der Staat Banken gerettet, Arbeitnehmern bleibt immer weniger von Lohn oder Gehalt übrig. Die Schere zwischen Normalverdienern und Reichen öffnet sich. Felber will sie schließen. Sein Buch „Gemeinwohlökonomie“ mit dem Untertitel „Das Wirtschaftsmodell der Zukunft“ ist vor zwei Jahren erschienen. Mittlerweile gibt es viele Bücher anderer Autoren, die ganz ähnliche Namen haben. Es gibt eine gewisse Gemeinwohlmode. Aber ist es mehr als das?

taz

Die sonntaz vom 14./15. April beschäftigt sich mit dem guten Leben. Wir fragen, was genau das eigentlich ist, was es in einer Bank bedeuten kann und was gutes Leben mit Zuckerschlecken und italienischen Zahnkronen zu tun hat. Wie immer am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz

592 Firmen unterstützen mittlerweile Felbers Konzept. Zwar sind die meisten klein und gehören der Ökobranche an, aber es gibt auch größere Unternehmen darunter, etwa die Bahntechnik-Firma Rhomberg oder die Sparda-Bank München. Deren Chef Helmut Lind hat, trotz und wegen seines Jobs, eine ziemlich negative Sicht auf Teile der ökonomischen Realität. Nun soll Christian Felber mit seiner charismatischen Art den Mitarbeitern der Sparda München erklären, wie eine Wirtschaft funktioniert, in der es allen Menschen gut geht.

Aber wie soll eine Bank überleben, die mit einem Hauptprodukt – Krediten – keinen Gewinn mehr machen darf, durch den sie Personal und Investitionen finanziert? Und, noch grundsätzlicher gefragt: Ist die Profitgier, die Felber bekämpfen will, nicht der Motor des Fortschritts, den die Mehrheit der Bevölkerung in wohlhabenden Staaten genießt?

Wie der Tänzer und Wirtschaftsprediger Christian Felber bei den Mitarbeitern der Sparda Bank in München ankam, was genau ihn mit dem Bankchef verbindet und wie er die Gemeinwohlökonomie verwirklichen will, steht in der sonntaz vom 14./15. April.

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5 Kommentare

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  • J
    Johannes

    Frau "Leserin" !

     

    In Wirklichkeit ist die Finanzindustrie jene, die mit ihren Diktaten die Demokratie längst an den Rand gedrängt hat. Das nenne ich totalitär und total demokratiefeindlich. Dazu kommen noch viele große Unternehmen, welche keine Steuern mehr zahlen und durch ihre Macht die Gesellschaft laufend erpressen durch Drohungen wie Abwanderung oder Entlassungen.

    Ich bin Unternehmer und unterstütze die Gemeinwohlökonomie.

  • SS
    Seb Schäfer

    Leserin schreibt:

     

    ... die Ideen dieses Mannes in Teilen totalitär und mit dem deutschen Grundgesetz...nicht kompatibel sind?...

     

    Also das hätte ich doch gerne näher erläutert.

    Ich halte seine Vorschläge nicht nur für mit dem deutshen Grundgesetz vereinbar, sondern in weiten Telen sogar von diesem ausdrücklich gefordert. "Eigentum verpflichtet", und zwar dem Gemeinwohl.

  • JF
    Josef Fesel

    Immer wenn es um bestimmte Themen geht, die emotional besetzt sind und eventuell sogar in der Tabuzone liegen, setzt die gewohnte Funktion des Frontallappens aus - und das Stammhirn wird eingeladen, Argumente gegen die aufkeimende Angst zu meisseln.

    Tabuzone 1: Eigentum - hat schrankenlos und unverantwortlch der Gesllschaft gegenüber zu sein. Das Eigentum entsteht zwar aus der Bürgergemeinschaft, keht aber nie wieder dorthin zurück. Ws man hat, hat man für immer. First come, first have. Jede Infragestellung whatsoever wird mit Brandmarkung als Kommunist und Totalitarist bestraft.

    2: Profit: ähnlich, hat ebenfalls maximal zu sein.

     

    Hinweis: Felber ist nicht dagegen, dass Firmen Gewinn machen - bitte nach emotionalem Chillout in Ruhe nachlesen. Aber es ist nicht mehr der primäre Zweck eines Unternehmens, maximalen Profit zu machen. Im Lichte des Hausverstandes und im Zustand emotionaler Gesundheit betrachtet, ist die Fokusierung auf Vermögen / Geld nichts anders als Koprophilie (= das Vergnügen, sich mit den Exkrementen zu beschäftigen. Ist es das Ziel des Essens, Exkremente zu produzieren ?)

     

    Es geht doch letztenendlich um die Frage des Lebens, des guten Lebens, des gutens Lebens für alle auf dem Planeten. Oder gilt doch: "every man is an island"?

  • L
    Leserin

    Ist in der TAZ-Redaktion wirklich niemandem aufgefallen, dass die Ideen dieses Mannes in Teilen totalitär und mit dem deutschen Grundgesetz (gut, der Mann ist Österreicher)nicht kompatibel sind? Wie konnte sowas durch die Qualitätskontrolle schlüpfen? Sehr seltsam.

  • FP
    Frank Powers

    Lieber Hannes Koch,

     

    Sie schreiben:

     

    "Aber wie soll eine Bank überleben, die mit einem Hauptprodukt – Krediten – keinen Gewinn mehr machen darf, durch den sie Personal und Investitionen finanziert? Und, noch grundsätzlicher gefragt: Ist die Profitgier, die Felber bekämpfen will, nicht der Motor des Fortschritts, den die Mehrheit der Bevölkerung in wohlhabenden Staaten genießt?"

     

    Und Sie schreiben mit diesen wohl Besorgnis erregen sollenden Fragen an der Realität wollkommen vorbei.

     

    1. Banken vergeben ihre Kredite weder aus ihren Rücklagen noch aus ihrem Gewinn. Banken vergeben Kredite aus der Luft und erschaffen sie in dem Moment, in dem sie vergeben werden. Das nennt sich "Geldschöpfung durch Kreditvergabe". Mit dem Gewinn der Banken steht diese Geldschöpfung in keinem, aber auch wirklich gar keinem Zusammenhang.

     

    2. Profitgier als Motor des Fortschritts? Umgekehrt wird ein Schuh draus! Denken Sie wirklich, dass das, was den Menschen antreibt, neue Dinge zu versuchen und das Leben zu verbessern, allein die Profitgier sei?!? Also "homo oeconomicus" durch und durch und sonst nichts? Da unterschätzen Sie die menschliche Kreativität, die Lust am Ausprobieren und an der Erfindung, schlichtweg die menschliche Schaffenskraft. Profitgier, mit der Betonung auf GIER, braucht schlicht kein Mensch außer ein paar psychisch deformierten Individuen, die komischerweise ganz oben in unseren Hackordnungen zu stehen scheinen. Sie und ich und der Rest, wir wollen einfach gut leben. Das wäre schon genug, finden Sie nicht?

     

    Da bleibt mir nur, Christian Felber viel Glück zu wünschen. Freundliche Grüße, FP