Fangsaison beginnt: Rüsten für den Walkrieg
Mit "aggressiver Gewaltlosigkeit" wollen die Walschützer den Fang in der Antarktis stoppen. Die japanische Fangflotte schickt ein bewaffnetes Schiff.

STOCKHOLM taz | Mit drei Schiffen will Poul Watsons Walschutzorganisation Sea Shepherd in diesem Winter in den antarktischen Gewässern aufkreuzen, um Japan den Walfang so schwer wie möglich zu machen.
In der vergangenen Fangsaison waren die unter dem Namen "Operation No Compromise" laufenden Aktionen der Walfanggegner so erfolgreich gewesen, dass Japan die Jagd nach dem Fang von 170 Walen abbrechen musste, obwohl die Regierung 850 Wale freigegeben hatte.
Es war zunächst fraglich, ob Japan in diesem Jahr seinen staatlich subventionierten und als "wissenschaftlich" verbrämten Walfang in der Antarktis überhaupt fortsetzen würde. Immerhin haben die Fänger mit einer durch Erdbeben und Tsunami zerstörten Walverarbeitungsinfrastruktur und neuen Umweltbestimmungen für hier verkehrende Schiffe zu kämpfen.
Doch seit dem Jahrestreffen der Internationalen Walfangkommission im Sommer ist klar: Japan macht weiter. Ein bewaffnetes Fischereischutzboot soll die Fangschiffe begleiten. Seine Aufgabe: Störaktionen von Walschützern zu stoppen.
Entsprechend hat Sea Shepherd nun nachgerüstet. Die "Steve Irwin" ist bereits im Südatlantik unterwegs auf Kurs Antarktis. Zwei weitere Schiffe, die "Bob Barker" und die nagelneue "Brigitte Bardot", sollen folgen.
Er erwarte "eine entscheidende Schlacht", sagte Sea-Shepherd-Sprecher Watson in einem Gespräch mit dem britischen Guardian. Dabei werde man "aggressiv gewaltlos" vorgehen. In der Vergangenheit hieß das: Schiffe rammen, Stinkbomben, Wasserwerfer und - so behauptet jedenfalls Japan - kräftige Taue in den Schiffsschrauben der Walfänger. "Wir werden nicht in der Antarktis sein, um zu protestieren, sondern um zu intervenieren", kündigt Watson an.
Seit die eigenen Wale ausgerottet sind, jagt Japan in der Antarktis
Seit er bei Greenpeace ausstieg und 1977 mit der Earth Force Society eine Vorgängerin von Sea Shepherd gründete, bekämpft Watson mit seiner von vielen Hollywood-Promis unterstützten Umweltschutzorganisation Japans Walfang.
Tokio hatte die Jagdgebiete seit den 1930er Jahren auf die Antarktis ausgedehnt, nachdem die Wale in den eigenen Küstengewässern nahezu ausgerottet worden waren. Gegen die 1937 eingeführten ersten Fangrestriktionen in der neuen Fangregion verstieß Japan ebenso konsequent wie seither gegen alle weiteren internationalen Bemühungen zur Begrenzung des Fangs.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung