Ermittlungen gegen italienische Anarchisten: Razzien bei mutmaßlichen Briefbombern
Die Polizei hat Wohnungen von italienischen Anarchisten durchsucht und mehrere Personen festgenommen. Die Gruppe soll für Bombenanschläge verantwortlich sein.
ROM taz | In einer großangelegten Razzia sind am Mittwoch zahlreiche mutmaßliche Mitglieder der Federazione Anarchica Informale (FAI – Informelle Anarchistische Föderation) verhaftet worden. Die FAI hatte in den letzten zehn Jahren für zahlreiche Bombenanschläge verantwortlich gezeichnet, ohne dass die Polizei je eines ihrer Mitglieder hätte fassen können.
Die Fahnder waren in den frühen Morgenstunden zu insgesamt 40 Hausdurchsuchungen in Genua, Rom, Perugia und anderen Städten ausgerückt. Konkret werden den jetzt Verhafteten Anschläge mit Sprengsätzen und Briefbomben auf die private Wirtschaftsuniversität Bocconi in Mailand, auf ein Abschiebezentrum in Venetien, auf den Generaldirektor der staatlichen Steuereinzugsbehörde in Rom, auf die Deutsche Bank in Frankfurt sowie auf die griechische Botschaft in Paris zur Last gelegt.
Auf der Liste der Angeschuldigten stehen auch sechs griechische Anarchisten sowie der Spanier Gabriel Pombo Da Silva, der in Deutschland inhaftiert ist, und der Schweizer Marco Carmenisch, der dort einsitzt.
Zu Weihnachten 2003 hatte die FAI dem damaligen EU-Kommissionspräsident Romano Prodi einen mit Sprengstoff gefüllten Dampfkochtopf vor die Tür seiner Wohnung in Bologna gestellt und ihm eine Briefbombe geschickt, die Prodi jedoch nicht verletzte. Im Mai dieses Jahres bekannte sich die FAI zu dem Knieschussattentat auf einen Manager der Rüstungs- und Nuklearfirma Finmeccanica.
Die FAI agierte immer hoch konspirativ, als Teil eines anarchistischen Netzwerks mit Bundesgenossen in Griechenland, Spanien, der Schweiz, aber auch Großbritannien und Südamerika. In der italienischen Linken dagegen waren oft Stimmen zu hören, die die FAI als im staatlichen Auftrag agierende Truppe von Provokateuren einstuften.
Leser*innenkommentare
Anarchist
Gast
Große Hochachtung vor diesen Freiheitskämpfern die gegen die Diktatur des Geldes arbeiten! Die Bewegung muss aber noch wesentlich größer werden, kein Wohlhabender darf sich mehr sicher fühlen. Wir müssen uns endlich deren Autos und Häuser nehmen und die Eigentümer abschlachten!!! Die haben ihr Recht auf Leben verwirkt! Tod den Reichen!!!
Karl
Gast
Sind das wieder solche "Anarchisten" wie beim Attentat auf den Bahnhof von Bologna?
Glück auf!
Karl