England im Elfmeterschießen: Es kam, wie es kommen muss
Der deutsche Gegner steht fest. Italien bezwingt England verdient nach einem kräftezehrenden Spiel im Elfmeterschießen. Englands Fluch vom Punkt dauert an.
![](https://taz.de/picture/207184/14/ViertelfinaleItalien1q.jpg)
Das Spiel: Geht gut los. Balotelli in der ersten Minute per Schuss jenseits des 16-Meter-Raums. Aber zwei Minuten später kommt die noch größere Chance: für England. Johnson, vielleicht erschrocken über die perfekte Gelegenheit, scheitert an Buffon. Das ist der Generalbass der Partie: prima Kick mit Bewegung ohne viel Geschwurbel.
Balotelli vergibt in der 25. Minute fast freistehend vor dem englischen Tor, strauchelnd und wird außerdem von Terry abgeblockt. In der 32. Minute strauchelt nochmals Balotelli vor dem Kasten von Hart. In diesem Stil muntersten Haudrauffußballs mit einer Fülle von vergebenen Möglichkeiten – Italien mehr aus der Distanz jenseits des Strafraums, England überwiegend mit hohen Flanken und gelegentlichem Gewusel von Rooney – geht es in der zweiten Hälfte weiter.
Aber viele Angriffsmühen sehen jetzt nicht mehr aggressiv und fokussiert aus, sondern verzweifelt. De Rossi schießt gut, weiß sich gut in Szene zu setzen – aber auch er hat keinen echten Drive mal wirklich eine Lücke klug zu sehen: Terry hat defensiv alles unter Kontrolle. Was der Chelsea-Profi nicht verhindert, gleichen die Italiener mit fehlender Präzision aus.
Rooney köpft immerhin per Hinterkopf in der 77. Minute Richtung Tor – aber auch das sieht nur gut, nicht sinnvoll, aus. Schlampige Effekthascherei beider Mannschaften – es ist zum Erbarmen. Auch Nocerino versemmelt in der 89. Minute. Johnson lenkt seinen sicheren Treffer noch ins Aus. Und Rooney?
Wenige Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit – als Chance zur Pointe des ersten echten Angriffs in der zweiten Halbzeit – probiert er einen Fallrückzieher und knallt den Ball gen Himmel.
Erste Verlängerung des Turniers!
Verlängerung: Eine solche des aus den vorausgegangenen 93 Minuten bereits Bekannten. Gemessen an Spanien und Deutschland eher mehr Zufallskick denn planvolles (Aus-)Spielen. Das gilt auch für Diamantis Schuss, der effektvoll gegen Englands Pfosten scheppert.
Abwartende Teams, aber nicht einmal ununterhaltsam. Aber es bleibt: nerviges Abwarten. England wartet noch stärker ab, nicht mal ein Torschüsschenexperiment wagen sie. Die Albions Kick'n'Catenaccio, die Italiener engagiert-inkonsequent.
Das Elfmeterschießen: Ballotelli, Gerrard, Rooney, Pirlo treffen, Montolivo und Young scheitern, Nocerino bringt seine Mannschaft in Führung, Cole vergibt. Buffon gibt den Helden! Diamanti trifft – Halbfinale.
Der Moment des Spiels: das Elfmeterschießen – das erste des Turniers. Spieler des Spiels: Balotelli und Rooney: zwei Ballermänner in zwei Teams – und beide begabt zu treffen, aber ohne Fortune, weil es an pfiffigen Vorlagen fehlt. Dafür: Pirlo wenigstens passsicher.
Pfeifen des Spiels: die italienischen Fans. Kaum Muh und kein Mäh – einfach nur gegen das dominante „Rule Britannia“-Gegröle der Engländer unterlegen. Viel zu stimmlos, diese Tifosi!
Schlussfolgerung: Löw & die Seinen müssen keine Angst haben.
Und sonst? Elfmeterschießen können gerecht sein.
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