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Dresdener DatenskandalLeck dringend gesucht

Sachsens Innenminister gerät wegen der Handydatenaffäre unter Druck. Die Dresdner Staatsanwaltschaft verdächtigt einen linken Anwalt, die Presse informiert zu haben.

Wie geht's nun weiter? Sachsens Innenminister Markus Ulbig. Bild: dpa

DRESDEN taz | Im Zuge der Dresdner Handydatenaffäre sucht die Staatsanwaltschaft nun einen angeblichen Informanten der Presse. Dem Rechtsanwalt und Fraktionsvorsitzenden der Linken im Dresdner Stadtrat, Andre Schollbach, wirft sie vor, eine "verbotene Mitteilung" aus einem Gerichtsverfahren öffentlich gemacht zu haben, die den sächsischen Innenminister Markus Ulbig (CDU) Lügen strafte. Schollbach bezeichnete den Vorwurf als "absurd".

Während Ulbig bis Ende Juni den Einsatz eines Gerätes, das die massenhafte Erfassung von Handydaten ermöglicht, bestritten hatte, beriefen sich Medien und Oppositionspolitiker auf behördliche Unterlagen, die genau das Gegenteil bewiesen. Schollbach hatte unter anderem dem Neuen Deutschland gesagt, ihm läge ein Dokument des sächsischen Landeskriminalamts vor, das den Einsatz eines sogenannten IMSI-Catchers am 19. Februar belege.

Kurz darauf wurde in der Dresdner Morgenpost ein entsprechendes Papier als Faksimile abgedruckt. Beide Zeitungen wurden Ende vergangener Woche vom sächsischen Landeskriminalamt aufgefordert, die entsprechenden Unterlagen im Fall Schollbach "freiwillig" herauszugeben - allerdings ohne Erfolg.

Peter Rzepusie, Chefredakteur der Dresdner Morgenpost, sagte der taz: Man werde nicht kooperieren, selbst wenn nicht auszuschließen sei, dass die Dresdner Staatsanwaltschaft "jetzt auch noch in eine Redaktion einmarschiert".

Rechtsvertreter der Linkspartei

Johannes Lichdi, rechtspolitischer Sprecher der Grünen im sächsischen Landtag, ist über die Ermittlungen gegen Schollbach verärgert. "Ein unüberschaubarer Personenkreis - selbst Polizei- und Justizbeamte - hatten Zugang zu den Unterlagen", sagte Lichdi. Schollbach sieht in den Ermittlungen gegen ihn eine "politische Retourkutsche".

Als Rechtsvertreter der Linkspartei hatte er gegen die Razzia im "Haus der Begegnung" am 19. Februar 2011 (taz berichtete) geklagt. Das Landgericht entschied Ende Juli, dass die Durchsuchung der dort ansässigen Geschäftsräume der Linkspartei nicht durch einen richterlichen Beschluss gedeckt war. Das Land Sachsen leiste mittlerweile Schadensersatz für die entstandenen Schäden.

Darüber hinaus vertritt Schollbach Personen, die bei der Durchsuchung über Nacht in Gewahrsam genommen wurden. Auch ein halbes Jahr später wird dem Anwalt in keinem der genannten Fälle Akteneinsicht gewehrt. Allein deshalb sei die Behauptung nicht haltbar, er habe Informationen weitergegeben, so Schollbach.

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6 Kommentare

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  • DS
    Der Sizilianer

    Das Demokratiedefizit im Geburtsland der "Extremismustheorie" wird immer offensichtlicher.

     

    Bin gespannt, was da noch so alles rauskommen wird.

     

    So selbstherrlich, wie hier Gesetze ignoriert werden, gehören die betreffenden Personen jedenfalls endlich zurückgetreten und strafrechtlich verfolgt. Ein weiteres öffentliches Amt verbietet sich meines Erachtens für die Zukunft selbstverständlich sowieso.

     

    DAS wäre mal wehrhafte Demokratie!

  • V
    vic

    "Ein linker Anwalt", aha.

    Klar, links steht der Feind. Grundsätzlich, und

    in Dresden erst recht(s).

  • E
    else

    selbst wenn dieser anwalt "informationen" weiter gegeben hat, verstehe ich die ganze juristische aufregung nicht: es sind doch informationen, die belegen, dass die regierung bzw. die justiz lügt! es werden keine namen genannt, es kommt kein unbeteiligter zu schaden... es geht "nur" um politische transparenz und aufklärung - von wem auch immer aus aktiv befördert. solche sachverhalte ans tageslicht zu befördern ist doch eine presse eigene aufgabe, oder?!?

     

    das riecht doch sehr danach, dass die aufmerksamkeit wieder von den "rechtschaffenen" cdu-politikern auf die linken gelenkt werden soll. die durchsuchung linker gruppen etc. im februar war nachweislich ohne richterlichen beschluss, nun müssen die dresdner juristen und politiker aber endlich was "schlimmes" finden, um ihre aggressionen und repressionen vor sich und dem trägen volk rechtfertigen zu können.

     

    bei sich selbst fangen die letzten an zu suchen.

     

    p.s.: die menschenkette (eine woche vorher) hat den naziaufmarsch verhindert und straßen blockieren ist kriminell! nicht vergessen - so läuft das in dresden!!!

  • J
    Jan

    Hi, durch die Überschriften entsteht beim Lesen der Eindruck, Lichdi sei Rechtsvertreter der Linkspartei. Musste erst 2 mal lesen, bis ich den Grund für das Mißverständnis gefunden hab.

  • AH
    A. Hopfenschauer

    Zitat: "Auch ein halbes Jahr später wird dem Anwalt in keinem der genannten Fälle Akteneinsicht gewehrt."

    --

    Häm!

  • U
    unfassbar

    unfassbar, da werden systematisch Gesetze überschritten und wird gelogen um dies zu verschleiern, und das erste was der Staatsanwaltschaft einfällt, ist den "Schuldigen" für die Offenlegung dieser Mißstände zu suchen.

     

    Bei dem was sich bereits jetzt unter dem Deckmantel der Sicherheit geleistet wird, rücken die neuen Möglichkeiten von Vorratsdatenspeicherung und co in ein besonders vertrauenerweckendes Licht.

     

    "Niemand hat die Absicht, einen Überwachungsstaat zu errichten" ...