Olympia – Schwimmen: Lochte souverän, Phelps fast ertrunken
Ryan Lochte deklassiert seinen Gold-Konkurrenten Michael Phelps im Finale über 400 Meter Lagen der Männer. Der US-Olympiasieger von Peking 2008 wird nur Vierter.
Die Startbedingungen: War doch klar, ging bei allem Kummer um deutsche Torkelei im Aquatic Center fast unter: Ryan Lochte der Favorit, im Stil eines Usain Bolt im Vorlauf ins Ziel getrudelt; Phelps kommt gerade noch in diesen Showdown, als Achter aus den Vorläufen.
Die Entscheidung: Lochte groovt in die Arena, sehr locker, sehr hübsch, absolut knusprig gut in der Aura. Er signalisiert: Angst? Wenn, dann bürste ich sie mir jetzt aus dem Pelz – und wie. Vom Delphin über die Rückendistanz, die Brustdistanz bis hin zum Kraul am Schluss – Lochte hält sich alle anderen, als sei er ein König, wie Personal am Hofe vom Leib.
Nie wirkt er bezwingbar. Phelps aber scheint durch die Wellen zu japsen, es kräuselt sich auf der achten Bahn das Wasser. Was für eine Kränkung: Die Bewegungen, die Lochte auf der Bahn drei macht, muss Phelps an sich abrinnen lassen. Plötzlich wirken seine Kopfhörer, sein komischer Halbkimono, mit denen er die Arena betrat, albern übermodisch. Schließlich wird er Vierter. Nach Lochte, aber Noch vor Phelps kommen ins am Ziel: Thiago Pereira aus Brasilien und Kosuke Hagino aus Japan.
Das Drama: Phelps medaillenlos, Lochte, der ständig unter Weltrekord (Phelps!) schwimmt, bleibt klug und lässt nur den Sieg zu – er muss noch Reserven behalten, um die weitere Schwimmwoche zu bestehen.
Die Schlussfolgerung: Phelps, der, so sieht es aus, fast ertrunken wäre, bekommt keine Medaille. Keine Medaille. Das ist ungefähr so, als schwämme ein Hai durch einen Schwarm Makrelen und muss zusehen, wie ihn dieser kollektiv fast auslacht. Was stellte sich heraus? Phelps – ein Mensch. Trostlos!
Und sonst? Absolut wunderbare Inszenierung. Schon die Präsentation aller Schwimmer vor den Finals – Catwalk, Catwalk, Catwalk! – machte aus diesen Sportlern die wichtigsten Personen des Abends. Einleuchtend bei diesen „games“ vor enthusiasmiertem Publikum. Die Menschen („Menschen“!) überhaupt in London und Umgebung sind anbetungswürdig.
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