Dezentrale Suchmaschinen: Anders suchen als Google
Suchmaschinen wie Google haben großen Einfluss darauf, was im Internet gefunden wird. Yacy bietet eine dezentrale Alternative, bei der jeder mitmachen kann.
BERLIN taz | Man will nicht weniger als die Welt der Suchmaschinen revolutionieren. Die wird momentan fast komplett von Google beherrscht. In dem von Netzaktivisten gegründeten Projekt Yacy kann jeder Nutzer seine eigene Suchmaschine installieren und konfigurieren. Viele kleine Instanzen kommunizieren dabei untereinander, tauschen automatisch Ergebnisse aus und speichern sie dezentral.
"Die Suche ist eine Grundfunktion für das Meiste von dem, was wir im Internet tun", erklärt Yacy-Projektleiter Michael Christen. "Für eine derart grundlegende Funktion können wir uns nicht auf einige wenige große Firmen verlassen und dabei unsere Privatsphäre riskieren."
Das Yacy-Projekt hat gerade die Version 1.0 seiner Software veröffentlicht. Sie kann nicht nur kostenlos herunterladen und benutzt werden, auch Veränderungen an der Software selbst sind durch die Veröffentlichung des Quellcodes als freie Software möglich und erwünscht.
Suchmaschinen wie Google nutzen sogenannte Crawler, die das Internet durchstöbern, um Webseiten in den Suchindex aufzunehmen. In welcher Reihenfolge die Suchergebnisse anschließend erscheinen, das entscheidet häufig über Erfolg oder Misserfolg einer Seite. Jede Änderung des Google-Algorithmus hierfür wird von der Netzcommunity kritisch beäugt. Wie genau allerdings das Verfahren, das bei Google unter dem Titel "Page Rank" firmiert, funktioniert, das weiß nur der Suchmaschinenkonzern selbst.
Alternativ-Projekte mit bescheidener Resonanz
Die radikale Idee des Yacy-Projekts: Jeder kann selbst entscheiden, nach welchen Regeln das Crawling und die anschließende Sortierreihenfolge aussehen soll. Es gibt nicht eine Yacy-Suchseite im Netz, sondern viele - und diese arbeiten nach jeweils unterschiedlichen Regeln. Wem das nicht ausreicht, der kann sich eine Yacy-Suchmaschine auf dem eigenen Computer installieren.
Yacy ist nicht das einzige Projekt, das versucht, den großen Internetdienstleistern Konkurrenz zu machen. So gibt es das Projekt identi.ca, das eine Alternative zum Kurznachrichtendienst Twitter anbietet. Zuletzt kämpfte identi.ca aber mit technischen Problemen, einige der Services wurden abgeschaltet. An Alternativen zu sozialen Netzwerken wie Facebook arbeitet das Projekt Diaspora.
Für alle diese Projekte gilt allerdings, dass ihr Erfolg bislang - im Vergleich zu den Projekten, zu denen sie eine Alternative bieten wollen - sehr bescheiden ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung