DIE WAHRHEIT: Saumagen für Zombies
Mischmasch ist die allerneueste Mode im Kino. Den Anfang machte im Jahr 2011 „Cowboys & Aliens“.
„Mash-up“ heißt der letzte Schrei in Hollywood – Genres und Sujets, die garantiert nicht zusammenpassen, werden „verquirlt“. Den Anfang machte im Jahr 2011 „Cowboys & Aliens“. Einen Schritt weiter geht ab Oktober „Abraham Lincoln: Vampirjäger“. Und danach heißt es, sehr frei nach Jane Austen: „Stolz und Vorurteil und Zombies“. Auf der neuen Welle reitet nun auch die hiesige Filmindustrie mit. Die Wahrheit stellt die allerneuesten Filmprojekte vor.
Werther: Die Liebe stirbt nie
(Regie: Michael Haneke)
Im Nachlass eines berühmten Goethe-Forschers (Armin Rohde) findet sich ein sensationelles Manuskript. Es stammt aus der Hand des Weimarer Dichterfürsten und enthüllt die wahre Geschichte des jungen Werther (Daniel Brühl).
Nachdem der hoffnungslos Verliebte sich erschossen hat, entführt Goethe (Moritz Bleibtreu) den Leichnam aus der Gruft und schafft ihn zu seinem Lehrmeister, dem berüchtigten Medicus Victor von Frankenstein (Benno Führmann). Aus den sterblichen Überresten Werthers und Einzelteilen eines Gehenkten erschafft der fanatische Wissenschaftler neues Leben – das „W“-Monster.
Vom Hass auf alles Menschliche ebenso getrieben wie von einem dumpfen Verlangen nach der schönen Lotte (Alexandra Neldel), ermordet das Ungeheuer seinen „Schöpfer“, reißt Burg Frankenstein nieder und taumelt in die Nacht. Goethe, der dem Wüten der Kreatur nur knapp entrinnt, jagt zu Pferd nach Wetzlar, um Lotte zu warnen.
Tief im Wald begegnet ihm ein fiebergeschüttelter Knabe (David Kross). Mitleidig setzt der Dichter das Kind vor sich auf den Sattel und reitet weiter. Nebel steigt auf, und Goethe verliert den Weg. Aus dem brodelnden Dunst erscheint ein grässlicher Unhold (Christine Neubauer). Es ist der „Erlkönig“ – ein Vampir, der die Bewohner dieser Gegend schon seit Jahrhunderten tyrannisiert. Geifernd verlangt der Dämon nach dem Knaben und seinen „unschuldigen Säften“.
Da bricht das „W“-Monster aus dem Dickicht, verfolgt von einem mit Fackeln und Heugabeln bewehrten Lynchmob. Eine apokalyptische Schlacht entbrennt. Und Wolfgang Amadeus Goethe muss sich entscheiden zwischen Dichtung und Wahrheit …
Otto von Bismarck jagt Dr. Mo (Regie: Tom Tykwer)
St. Petersburg, 1859. Der junge Diplomat Bismarck (Daniel Brühl) genießt den Ruf eines Salonlöwen und Schwerenöters. Kein Sektkelch und kein Weiberrock sind vor ihm sicher. Doch der Schein trügt. Sobald das Zischen der Gaslampen verstummt, fällt die Maske des Lebemanns. Als Agent des Kgl. Preußischen Geheimdienstes kämpft Bismarck gegen die Welteroberungspläne des finsteren Genies James Moriarty – Codename „Dr. Mo“ (Benno Führmann).
Bei einer spektakulären Droschken-Verfolgungsjagd, die halb Petersburg in Schutt und Asche legt, rettet Otto der verführerischen Russin Anna Karenina (Alexandra Neldel) das Leben. Er ahnt nicht, dass Moriarty sie auf ihn angesetzt hat, um Bismarck auszuforschen und anschließend zu liquidieren. Doch der Charme des kühnen Preußen weckt Annas Gewissen. Sie beichtet ihm alles und führt ihn zur geheimen Festung des Schurken in der Bergwildnis des Ostharzes.
Dr. Mo steht kurz vor Vollendung seines teuflischsten Werks, einer eisernen Montgolfiere, aus der er die Hauptstädte der Erde mit Feuer und Tod überziehen will. Alles scheint verloren, als Moriartys monströse Sklaven (Christine Neubauer in einer Mehrfachrolle) den Agenten und seine Geliebte gefangen nehmen und Anna vor eine herandampfende Lokomotive werfen. Doch weder Bismarck noch Dr. Mo haben mit dem mysteriösen Doppelagenten namens Lassalle (Moritz Bleibtreu) gerechnet …
Die tausend Speisekammern des Helmut Kohl
(Regie: Fatih Akin)
Bereits als blutjunger Christdemokrat weiß Helmut (David Kross), worin die Mission seines Lebens besteht: die Einigung Europas. Und er kennt auch die Mittel dazu – Kung-Fu und die Abschaffung des Hungers. So macht er sich auf zu den sagenumwobenen Shiitake-Mönchen, um das Geheimnis der Unbesiegbarkeit sowie der Menükarten mit sechshundert verschiedenen Gerichten zu erlernen. Doch die tückische FJS-Bande setzt alles daran, den tapferen Jüngling aufzuhalten.
Mehr tot als lebendig erreicht Kohl das Shiitake-Kloster. Er ahnt nicht, dass seine wahre Leidenszeit jetzt erst beginnt. Erbarmungsloser Drill in der Kunst des Essstäbchen-Fechtens und endlose Meditationen über ein Glückskeks-Orakel fordern Übermenschliches von Helmut.
Aber sein zäher Wille und der feste Glaube ans Ahlener Programm der CDU helfen ihm weiter, wo nichts mehr möglich scheint. Beeindruckt von der Unerschütterlichkeit dieses Novizen, unterweist ihn Klosterabt Konrad (Armin Rohde) in der legendären Kunst der Drei-Finger-Saumagen-Explosionstechnik.
So gerüstet, kehrt Kohl heim nach Ludwigshafen, bereit zum letzten Gefecht mit FJS (Christine Neubauer) und Barzel, dem Meister der mortalen Metapher (Moritz Bleibtreu). Auf die tödlichste Bedrohung jedoch ist Helmut nicht vorbereitet – die anonymen Spender und ihre Schecks des Schocks …
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!