Christenverfolgung im Gazastreifen: Aus Protest ein Sit-in in der Kirche
Der Erzbischof beklagt die Entführungen eines jungen Mannes durch islamistische Gruppierungen. Die Hamas streitet die Übergriffe ab.
BERLIN taz | Dutzende orthodoxe Christen im Gazastreifen haben am Montag mit einem Sit-in in ihrer Kirche dagegen protestiert, dass ein junger Mann von Unbekannten entführt worden ist. Nach Angaben der Familie sei der junge Mann gezwungen worden, zum Islam überzutreten. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Maan am Dienstag auf ihrer Webseite.
Nach Angaben des griechisch-orthodoxen Erzbischofs Alexios wurde Ramiz al-Amash am Sonntag von Mitgliedern einer islamistischen Gruppe gekidnappt.
„Die Eltern des jungen Mannes gingen zur Polizeistation, um eine Anzeige gegen die Entführung ihres Sohnes aufzugeben“, sagte Alexios. Doch die Polizei habe nichts unternommen.
Der Erzbischof machte mehrere islamistische Gruppierungen dafür verantwortlich, dass junge christliche Männer seit geraumer Zeit mit Drohungen zum Übertritt zum Islam gezwungen werden sollen. „Sie schaffen sie weg von ihrer Familie und ihren Angehörigen und bedrohen sie“, sagte Alexios.
Im Falle von Ramiz al-Amash seien die schwer bewaffneten Kidnapper mit dem Entführten in drei Jeeps vor dem Krankenhaus aufgetaucht und hätten Ramiz erlaubt, kurz seine kranke Mutter zu besuchen.
Hamas-Regierung dementiert
Der Sprecher der Hamas-Regierung Ayman Batniji erklärte laut Maan, dass es im Gazastreifen keine Entführungen gebe und dass die Polizei in dem Küstenstreifen den Christen den größtmöglichen Respekt entgegenbringe. Im Gazastreifen leben etwa 3.000 Christen inmitten von 1,6 Millionen Muslimen.
Das palästinensische Zentrum für Menschenrechte in Gaza hat am Dienstag die Hinrichtung von drei Männern durch die Hamas-Behörden scharf kritisiert. Diese seien illegal, weil sie nicht von Präsident Mahmud Abbas bestätigt worden seien.
Hamas hat die Kritik zurückgewiesen. Die Männer waren wegen Mordes gehängt worden.
Seit der Machtübernahme 2007 wurden 14 Personen hingerichtet, die meisten wegen Kollaboration mit Israel. Bislang wurden insgesamt 30 Todesurteile ausgesprochen. Im Westjordanland werden Todesurteile seit Jahren nicht mehr vollstreckt.
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