Carsharing der Deutschen Bahn: Mein Auto ist auch dein Auto
Obwohl sie schon Marktführer ist, sucht die Deutsche Bahn neue Partner im Bereich der gemeinsamen Autonutzung. Dabei könnte sie auch von der Arroganz der Autohersteller profitieren.
BERLIN dpa | Die Deutsche Bahn bastelt offenbar an einer breiten Allianz für ihr Carsharing-Programm. „Wir führen Gespräche sowohl mit Autoherstellern als auch mit Autohändlern, um Kooperationen zu prüfen“, sagte ein Bahnsprecher, ohne Namen zu nennen.
Zuvor hatte die Wirtschaftswoche berichtet, die Bahn verhandle mit BMW und Daimler über eine gegenseitige Öffnung der Carsharing-Modelle. So wolle sie ihr eigenes Angebot ausdehnen. Zurzeit ist die Bahn Marktführer. Sie erreicht nach eigenen Angaben bundesweit 190.000 Kunden mit 2.500 Fahrzeugen. In ganz Deutschland gibt es in 309 Städten und Gemeinden klassische Carsharing-Stationen mit insgesamt 5.600 Wagen.
Auch mit Opel-, Peugeot-, Ford- und Citroën-Händlern verhandele die Bahn über eine Zusammenarbeit, hieß es. Dabei will die Bahn dem Bericht zufolge den Händlern über eine Lizenz ermöglichen, Autos aus deren Fuhrpark unter deren Namen über das Bahn-Carsharing-System anzubieten. Bisher fehlt ihr nämlich ein flächendeckendes Stationsnetz abseits von Bahnhöfen.
Laut Wirtschaftswoche will die Bahn bis 2014 die Zahl der Fahrzeuge verdoppeln. Denn wer kein Auto kaufe, bleibe Bahn-Kunde, zitiert die Zeitung einen Verantwortlichen. Dabei spiele der Bahn der Unwillen der Autohersteller in die Hände, ihre Händler an den hauseigenen Carsharing-Systemen zu beteiligen. Einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftswoche zufolge würden 39 Prozent der befragten Autohändler bei den Carsharing-Angeboten der Autobauer gern eine Rolle spielen: etwa bei der Bereitstellung der Fahrzeuge oder im Service.
Beim Carsharing schließen Fahrer mit einem Anbieter einen Vertrag für die kurzfristige Nutzung von Autos. Der Fahrer muss eine Kaution und eine monatliche Gebühr zahlen sowie einen Mietpreis für die tatsächliche Nutzung eines Autos.
Das Gemeinschaftsauto erfreut sich laut Bundesverband CarSharing wachsender Beliebtheit. Aktuell seien 220.000 Teilnehmer bundesweit registriert, 30.000 mehr als 2011.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei