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Brennende Autos in BerlinAutobrände beschäftigen Bundespolitik

Sechs Brände am Wochenende. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bietet Berlin die Hilfe der Bundespolizei an.

In Berlin-Neukölln brannte Samstagnacht dieser Renault. Bild: dpa

Auch am Wochenende brannten in Berlin wieder mehrere Autos, unter anderem in Charlottenburg, Friedrichshain, in Altglienicke und in Hohenschönhausen. Die Polizei nahm in Hellersdorf und Tiergarten zwei Verdächtige fest. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) bot Berlin Unterstützung an. Sollte Not am Mann sein, könne die Bundespolizei helfen.

Die Berliner Polizei lehnte das Angebot vorerst ab. Auswärtige Einsatzkräfte seien ohne entsprechende Orts- und Szenekenntnisse aktuell "wenig hilfreich", sagte Polizeisprecher Frank Millert der Morgenpost. Seit der Nacht zum Dienstag sind in Berlin bereits mehr als 70 Fahrzeuge in Flammen aufgegangen. Inzwischen gibt es offenbar Nachahmungstäter. In Chemnitz in Sachsen wurden in der Nacht zum Samstag innerhalb von drei Stunden sechs Brände gelegt. Unions-Innenminister machen den Berliner Senat für die zahlreichen Autobrandstiftungen in der Stadt verantwortlich. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte der Welt am Sonntag: "Die Autobrände in Berlin sind auch die greifbaren Ergebnisse einer Koalition mit der Linkspartei." Auch Linke-Fraktionschef Gregor Gysi will "mehr Polizei auf der Straße". Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) gab sich in der Bild am Sonntag dagegen überzeugt, dass die Täter mithilfe der Bürger gefasst werden könnten. Zugleich warf er der CDU und der FDP "billigen Wahlkampf auf dem Rücken der Polizisten" vor, indem sie die Anschläge zum Thema ihrer Wahlplakate machen. Die Polizei verdiene Respekt statt der Unterstellung, sie würde zu wenig gegen die Brandstifter tun. Seit Jahresbeginn stieg die Zahl der vermutlich aus politischen Motiven angesteckten Wagen in Berlin inzwischen auf über 140. Etwa 50 Autos wurden zudem laut Polizei ohne politische Motive angesteckt.

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16 Kommentare

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  • A
    Autofreier

    Wenn ein mensch von einem kfz-führer hingerichtet wird, so spricht die presse und die polizei und ggf. (wenn es überhaupt so weit kommt) der spruchkörper in über 99% der fälle ohne zu zögern von "unfall".

    Gesitige autofahrerei sozusagen.

     

    Wieso wird bloß nicht anerkannt, dass es sich um unfälle handelt, wenn mal ein auto brennt?

  • LC
    Laura Conchita

    @von ich:

     

    Warum gelten solche Straftaten als linksextrem auch wenn die Mehrheit der Brandstiftungen sicher von aufmerksamkeitsheischden Trittbrettfahrern begangen wird?

     

    Schlicht und ergreifend weil sie durchaus Sympathisanten im "linken" Spektrum finden - solange es die "Richtigen" trifft - Benz-Fahrer, Besitzer von gerade luxussanierten Eigentumswohnungen, CDU-Politiker usw. Ein paar Kneipengespräche in den richtigen Lokalen und man findet genug Leute, die nicht nur klammheimliche Freude empfinden.

     

    Es ist ja auch so, dass das Abfackeln von Autos, solange es lange genug weiter geht, durchaus ein effektives Mittel im Kampf gegen die Gentrifizierung ist.

  • I
    ich

    Ich habe mich schon immer gewundert, wieso jeder Autobrand direkt als linksextremistische Straftat eingeordnet wird. Woher soll die Polizei wissen, mit welchem Motiv ein Auto angezündet wird, wenn sie in 99% der Fälle keinen Täter, kein Bekennerschreiben oder Ähnliches findet.

    Vielmehr sind die Autobrände auch ein Folge der Berichterstattung und der Dramatisierung der Vorfälle durch die etablierten Parteien. Dadurch dürfte inzwischen jeder wissen, wie einfach Autos anzuzünden sind und wie unwahrscheinlich es ist, dabei gefasst zu werden.

    Ein Idealer Nährboden für Aufmerksamkeits-suchende Trittbrettfahrer aber auch für Versicherungsbetrüger...

  • S
    sammael

    Ja... so ist der, verweichlichte, staatsgläubige, unmündige deutsche Michel-Untertan.... in jedem anderem Land mit einer Bevölkerung die wenigstens den Ansatz von "Rückrat" zeigen würde, hätten sich längst Bürgerwehren organisiert die mit dem Pack aufräumen würden.

  • A
    Autofreier

    Erst überfuhren sie Igel und Hühner, dann Menschen.

  • N
    Niedersachse

    zu:

     

    "von Stephan Mirwalt:

    Der deutsche Spießer braucht ja nicht mit dem Auto zu fahren.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung."

     

    Wie definieren Sie Spießer? Sind das nicht die Leute, die auf andere mit anderen Lebensweisen oder -einstellungen herabblicken? Die sich in ihrer behaglichen Kleinstadt gemütlich eingerichtet haben?

     

    Heutzutage fährt der deutsche Spießer scheint's "nur mit dem Fahrrad".

  • A
    Autofreier

    Bundespolizei?

     

    Nein danke, nicht noch mehr Autofahrer!

  • JD
    Joachim Denkena

    Jedes Jahr werden weit über 20.000 Fahrraddiebstähle bei der Berliner Polizei angezeigt. Die Dunkelziffer dürfte bei einer Aufklärungsquote von ca. 10% sehr hoch sein, weil die Anzeige meist nicht mehr bringt als einen Nachweis für die Hausratversicherung.

    Als im Frühjahr wieder vermehrt Kinderwägen in Hausfluren angezündet wurden, machte man die Eltern dafür verantwortlich, dass die Wägen dort stehen. Soll man gefälligst täglich in den vierten Stock tragen oder in den feuchten Keller hinunter wuchten.

    Bei brennenden Pkw setzt anscheinend eine Wahrnehmungsstörung ein. Das Problem wird gehypet, weil für die Politiker alle Menschen AutofahrerInnen sind. Dabei besitzt in Berlin gut die Hälfte aller Haushalte keinen Pkw. Aber für die Probleme von FußgängerInnen, RadfahrerInnen und Tram/Bus/U/S-Bahn-FahrerInnen gibt es leider kein brennendes Interesse.

  • SS
    stefan seither

    @RLS: volle Zustimmung!

  • R
    Rothco

    @ Mirwalt + Wiedergängerin + die ,,wahren Linken"

     

    ,,Jetzt schaust Du weg, grüßt mich nicht mehr,

    und ich lieb' Dich immer noch so sehr.

    Ich weiß, was Dir an ihm gefällt:

    Ich bin arm und er hat Geld!

     

    Du liebst ihn nur, weil er ein Auto hat,

    und nicht wie ich ein klappriges Damenrad!" Ärzte

     

    Tja stephan, so ist das mit dem Neid. Erst brennen Autos und dann Menschen.

    Denkt mal darüber nach wem so ein brennendes Auto wirklich Sympathien verschafft. Solchen kleinen Haßzündler zünden den Haß an, aber brennen wird am Ende solch einer Entwicklung etwas ganz anderes.

    Hat übrigens schon jede Menge Migrantenautos getroffen. Sogar mit Kindersitzen, lieber Stephan. DU entscheidest nicht wer hier Was darf oder nicht. Deine rassistische und von Neid geprägte Scheinwelt läßt nicht zu daß Du mitspielen darfst.

  • GP
    Gianni Porcospino

    Toll Herr Friedrich. Setzen wir die Bundespolizei ein um Autobrandstifter zu jagen. Die Brandstifter in den Banken die das Vermögen von Abermillionen Menschen vernichten werden leider nicht von der Bundespolizei verfolgt, obwohl der Schaden für uns Alle ungleich größer ist.

  • M
    mrfrosty

    ach stephan, warum so harte worte? aber tröste dich, mit 15 habe ich noch so geredet.

  • PS
    Peter Schmidt

    Es gibt die verrücktesten Motive, Autos anzuzünden. Wie ich jetzt gelesen habe, wurde ein Auto von einer Satanistengruppe abgefackelt, weil diese im Nummernschild mit der Zahl "666" eine "mißbräuchliche" Verwendung ihrer eigenen Symbole erkannt haben wollte.

    Verrückte gibt es leider genug....

  • R
    RLS

    Wo war das Hilfsangebot von Bundesinnenminister Hans Peter Friedrich,

    als in den Berliner U-Bahnen ständig Menschen zusammen geschlagen wurden.

     

    Das ist typisch Deutschland,

    ein Automobil zählt mehr, wie ein Mensch.

  • T
    toteOma

    Leider haben die wahren Linken dieses Mittel der Abschreckung noch gar nicht für sich entdeckt. Sonst würden ausschließlich teure Marken brennen.

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Der deutsche Spießer braucht ja nicht mit dem Auto zu fahren.

     

    Ich fahre auch nur mit dem Fahrrad und empfinde gegenüber den Autofahrern nichts als Verachtung.