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Biosupermarktchef über Löhne"Leicht unter Tarif"

"Denn's" zahlt teilsweise schlechter als die Konkurrenz. Thomas Greim, Chef von Deuschlands größter Biosupermarktkette, über Stundenlöhne und Qualifikationen.

Biolebensmittel: gesund, teuer und teils von Mitarbeitern verkauft, die unter Tarif bezahlt werden. Bild: dpa
Jost Maurin
Interview von Jost Maurin

taz: Herr Greim, Ihre Ökosupermarktkette Denn's ist mit 72 Filialen mittlerweile die größte Deutschlands. Zahlen Sie Ihren Mitarbeitern den Tarif, der von Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt wird?

Thomas Greim: Wir orientieren uns an den Tarifverträgen. Der Stundenlohn variiert regional. Es gibt ja auch unterschiedliche Tarifverträge für die verschiedenen Regionen. Im Durchschnitt liegen wir in etwa auf Tarifniveau. Wir bieten allerdings noch betriebliche Fortbildungen und Personaleinkauf an.

Heißt das, dass Sie unter Tarif bezahlen?

Die Stundenlöhne liegen zum Teil über und zum Teil auch leicht unter dem Tarif. Außer vom Standort hängt das auch von der Qualifikation des Mitarbeiters ab. Wer zum Beispiel besonders viel Erfahrung in der Naturkostbranche mitbringt, erhält deutlich mehr als den Tariflohn.

Wie viel liegen Sie denn ungefähr darunter?

Das wird individuell verhandelt. Es sind aber keine enormen Schwankungen.

Greim
Im Interview: Thomas Greim

ist Gründer und Geschäftsführer des bayerischen Biohandelskonzerns Dennree. Dem 59-Jährigen gehören in Deutschland komplett oder mehrheitlich die Öko-Supermarktketten Denn's, Viv und Füllhorn. Sie haben etwa 850 (Denn's), 200 (Viv) und 190 (Füllhorn) Mitarbeiter und zusammen 82 Filialen. Das meiste Geld verdient Dennree aber, indem er als Großhändler rund 1.300 Naturkostläden mit Ware beliefert.

Selbst Discounter wie Lidl zahlen nach eigenen Angaben allen Mitarbeitern sogar mehr als Tarif. Warum dann nicht ein Biounternehmen wie das Ihre?

Das sind richtige Verkaufsmaschinen, bei denen der Arbeitslohn der Mitarbeiter prozentual eine geringere Bedeutung hat. Die Produktivität der Discounter ist immens. Die sind natürlich in der Lage, einen Kassierer hervorragend zu bezahlen, weil er schlichtweg dreimal so viel kassiert wie ein Mitarbeiter bei uns. Und wir haben ja auch Kunden, die Fragebedürfnisse haben oder menschliche Nähe suchen. Das kostet Zeit. Wir arbeiten auch viel mit Mehrwegflaschen. Damit ist keine Wertschöpfung für uns verbunden.

Ist bei Bioprodukten die Gewinnmarge nicht höher als bei konventionellen?

Ja, bei einigen Produkten, doch wir haben etwa nur 30 Prozent des Umsatzes pro Laden, also auch viel weniger Ertrag. Diese konventionellen Verkaufsmaschinen scheiden auch enorm viele Menschen aus. Nach dem Motto: Ein Lkw-Fahrer ist toll bis 40, dann soll er halt woanders hingehen. Wenn ich nur diese ersten 20, 25 Berufsjahre habe, dann kann ich einen tollen Lohn zahlen. Zu uns kommen sehr viele, die dieses Tempo und den Umgang in so einer Verkaufsmaschine nicht mehr mitmachen wollen und können.

Das gilt auch für Ihren Konkurrenten Alnatura, und der zahlt nach eigenen Angaben sehr wohl Tarif.

Über Konkurrenten kann ich mich nicht äußern. Fakt ist: Denn's hat keine Eigenmarken, die ja besonders große Gewinnmargen haben. Die Eigenmarke unseres Großhandels Dennree verkaufen wir nur im Biofachhandel und nicht konventionell. Wir sind Bioüberzeugte, da geht es nicht nur um Gewinnmaximierung.

Denn's macht doch Gewinn. Warum nicht damit den Leuten Tarifgehälter zahlen?

Denn's wird dieses Jahr vielleicht 110 Million Euro Umsatz und eine Million Euro Gewinn machen. Wenn noch weniger in unseren Bilanzen stehen würde, bekämen wir keine Mietobjekte mehr. Keine Bank würde uns Geld geben. Und eine Firma muss einfach einen Puffer haben für Rückschläge.

Denn's gehört zur Firmengruppe Dennree, die vor allem mit ihrem Großhandel viel mehr Gewinn macht.

Ja, Dennree wird dieses Jahr wohl 16 Millionen Euro verdienen. Denn's ist aber völlig eigenständig, eine Quersubventionierung findet nicht statt. Vielmehr behandeln wir Denn's wie jeden anderen Kunden im Großhandel. Auch dort subventioniert Dennree keine Gehälter. Das ist fair.

Man hört auch aus Ihrem Unternehmen, dass Überstunden nicht bezahlt würden und zu kurze Ruhephasen zwischen den Schichten an der Tagesordnung seien. Was sagen Sie dazu?

Das stimmt nicht, natürlich halten wir uns an gesetzliche Vorgaben.

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23 Kommentare

 / 
  • D
    Dieter

    Wenn man auf kununu denn's als Arbeitgeber bewerten will und schreibt, dass man in der Theorie die Überstunden abbummeln kann, aber dies in der Praxis nicht möglich ist, dann bekommt man von Seiten des Unternehmens einen Maulkorb verpaßt. Fakt ist: Überstunden kann man aufgrund der geringen Personaldecke überhaupt nicht abbauen. Ich kann nur dies bestätigen, was Mike schreibt: auch in unserer Filiale sammeln sich bei ALLEN Vollzeitkräften immense Überstunden an. Es gibt Personen, die haben 70 Stunden an aufwärts angesammelt. Weiterhin ist Fakt, dass dieses Unternehmen nur auf Druck von außen reagiert. Erst der große Bericht in der taz vom Sommer 2013 hat zu Änderungen geführt. Aber auch nur wegen dem Aufschrei in der Öffentlichkeit. Von sich heraus hätte sich Herr Greim nicht einem Millimeter bewegt. Was hat er sich denn eigentlich gedacht? Das die Arbeitsbedingungen in seinen Filialen irgendwann nicht ans Tageslicht kommen. Das Filialleiter mehr als 10 Stunden arbeiten ist auf Filialebene ein offenes Geheimnis.

  • M
    Mike

    Wenn Her Greim davon spricht, das Überstunden bezahlt und Ruhezeiten eingehalten werden, hat er wohl nie eine Woche in einem der Denn's Biomärkte gearbeitet.

     

    In der Regel sammeln sich immense Überstunden an, ich kenne Mitarbeiter im letzten Jahr 10 Tage frei nehmen konnten nur aufgrund der Überstunden (das aber nur wegen der eigenen Hochzeit). Gleichzeitig wurden über 15 Tage des Jahresurlaubs mit ins neue Jahr genommen und konnten bis jetzt aufgrund einer mangelhaften Personalplanung nicht genommen werden.

     

    Regelmäßig werden auch die Wechsel der Schichten so gelegt, das zwichen Spät- und anschließender Frühschicht die Ruhezeiten nicht eingehalten werden. Regelmäßig heißt hier durchschnittlich 1x pro Woche.

     

    Schichtpläne werden oft "auf den letzten Drücker" erstellt. Wenn man Glück hat, wusste man Freitags wann am Montag Arbeitsbegin ist.

     

    Im Ganzen ist das Unternehmen Denn's Biomärkte nicht anders als alle anderen Lebensmitteldiscounter - gewinnorientiert.

    Und das auch auf Kosten seiner Angestellten.

  • B
    Biene

    Habe vor ein paar Jahren bei dennree in Töpen gearbeitet: Die Arbeitszeit wurde zwar erfasst, aber Überstunden dennoch nicht bezahlt - sie konnten auch nicht abgesetzt werden. Lagerarbeiter stachen nach ihrer regulären Arbeitszeit aus und arbeiteten danach weiter (ohne Versicherungsschutz) um ihre Arbeit zu schaffen. Es war ein ständiges "Heuern und Feuern" an der Tagesordnung(soviel zum Thema "Woanders werden LKW-Fahrer mit 40 aussortiert"). Einen Betriebsrat gab es nicht (bei mittlerweile 2000 Mitarbeitern). Tarifverträge gab es auch nicht. Ich verdiente etwa die Hälfte von dem, was man für eine vergleichbare Tätigkeit mit gleichem Abschluss in westdeutschen Ballungsgebieten bekommt. Herr Greim sagt, dass denn's nur 1 Mio Gewinn macht - ist ja auch logisch, wenn man jedes Jahr 20 Biosupermärkte eröffnet und neu ausstattet. Irgendwo muss das durch unbezahlte Überstunden gewonnene Geld ja angelegt werden... Ich dachte immer in der Biobranche geht es menschlicher zu als im konventionellen Einzelhandel - Pustekuchen!!!

  • E
    einMitarbeiter

    Wir arbeiten Samstags im denn's Laden 10 Stunden und haben dabei eine halbe Stunde Pause.

    Ob das gesetzlich geht, weiß ich nicht.

  • O
    Ophelia

    Der schicke Schein und dahinter lacht die Ökolüge...

    und auch ein Jahr nach dem Gespräch mit Thomas Greim hat sich an der Lohnpolitik des Denn's Unternehmens nichts geändert. Im Gegenteil!

    Hinter dem schicken Design und den optimierten Beleuchtungssysteme werden die Mitarbeiter durch firmeninterne Kontrollbesuche der Herren "Wichtigs" in Schach gehalten. Sie kommen ganz ohne Vorwarnung mit Anzug und Krawatte, mal zu zweit, dann auch alleine und suchen nach den nicht ausgeführten Arbeitsvorgängen, die auf den doch so perfekt durchgestylten Biomarkt ein Schatten werfen könnten. Es wird nicht nur an den Löhnen gespart, sondern auch an den Arbeitskräften und so lässt sich immer wieder das Ungenügende finden. Der Ärger bleibt nicht aus. Wertschätzung gibt es keine nur schlechte Bewertungen für die Mitarbeiter/innen, die oftmals in Doppelschichten arbeiten müssen, weil es so sehr an Personal mangelt.

    Ich hätte noch ganz andere Fragen an Herrn Thomas Greim. Weiß er denn, was an der Basis seines Unternehmens geschieht? Was ist mit dem Idealismus von seinen Anfängen als Unternehmer geschehen?

    Er preist Produkte aus fairem Handel an und behandelt zeitgleich seine Mitarbeiter/innen auf eine Weise, dass es an Zumutbarkeit grenzt. Wie kann er das miteinander vereinbaren?

    Was nutzt mir letztlich die Gewissheit, Produkte dem öko-orientiertem Kunden anzubieten, die ein gesundes und besseres Leben anstreben, wenn die Menschlichkeit des Unternehmens durch knallharte Gewinnstrategien erstickt wurde?

    Es ist längst Zeit, dass sich etwas ändert und zwar dort, wo sich das Unternehmen dem Kunden präsentiert.

  • A
    Anonymos

    Als erfahrener Naturkost-Fachverkäufer verdiente ich bei "denn´s Biomarkt" im April 2009 Euro/Brutto/Std. 9,50 in NRW/Köln.

    Bei AlnaturA waren es im MAI 2 0 0 7 Euro/Brutto/Std. 11,60 in NRW/Köln.!

    Januar 2012 verdiene ich 13,52 Euro/Brutto/Std. - heute wie damals als "Verkäufer", in NRW/Köln/Biomarkt(nicht basic).

     

    Zu den Arbeitsbedingungen bei denn´s hier kein Kommentar. AlnaturA dagegen war ein Paradies.

  • S
    spiritofbee

    Wenn Bio weiterhin auf die eingefahrenen Handelsstrukturen als expansive Schiene aufbaut, werden die Qualitäten und Quantitäten eher verhalten ansteigen oder sogar auf der Stelle treten ( im Verhältnis zu konventionell). Solange kein wirklich offener Markt für Bioprodukte existiert, ist die Chance auf eine nennenswerte Ausdehnung recht gering. Nicht selten werden Projekte in kostengünstigen Ländern durch den Zwischenhandel eher ausgebremst. Handelsmargen von ca 100-140% vom Produzent (nach eigener Erfahrung!) bis zum Endkunden sind bei vielen Produkten normal und generieren noch nicht mal zufriedenstellende Gewinnmargen.

    Das dies auch anders geht und die Margen vor Ort und im Handel nützlicher eingesetzt werden können, zeigt das Beispiel Darjeeling Tee.

    Viele Produkte, die wir täglich bzw. regelmäßig konsumieren könnten durch solche Vertriebsstrukturen günstiger werden und die gewonnenen Überschüsse direkt in Erweiterungen ( Anbau, Lagerung, Vertrieb ) fließen. Wir müssen ein anderes Bewußtsein für die Art des Handels entwickeln, um dem Bioanbau eine Chance auf entsprechende Expansion zu erschwinglichen Kosten zu geben.

    Siehe hierzu auch:

     

    die CSA-Bewegung

     

    http://www.solidarische-landwirtschaft.org

     

    http://www.sorgim.ch/über-sorgim

     

    In immer mehr Ländern weltweit werden hier Lebensmittel nicht nur des täglichen Gebrauchs erheblich stressfreier und angenehmer für die Beteiligten produziert und konsumiert.

    Dies kann mithilfe des WWW auch immer mehr grenzüberschreitend möglich sein. Wir begeben uns oft leider bequemerweise beim Denken und Handeln auf die ausgetretenen Pfade der Gewohnheit

  • B
    Bioaddicto

    Insgesamt doch sehr kurz und knapp gehaltene Standardantworten, die auch vom Leiter einer normalen Discounterkette hätten stammen können.

     

    "Und wir haben ja auch Kunden, die Fragebedürfnisse haben oder menschliche Nähe suchen. Das kostet Zeit. Wir arbeiten auch viel mit Mehrwegflaschen. Damit ist keine Wertschöpfung für uns verbunden."

     

    Das er das noch hervorhebt, was für einen Biomarkt selbstverständlich sein sollte finde ich schon erstaunlich. Allerdings war es da mit menschlicher Nähe und vor allem Individualismus und alternativer Lebenskultur im guten alten Bioladen an der Ecke doch wesentlich ausgeprägter. Doch von denen gibt es dank den ganzen Biodiscountern ja kaum noch welche.

     

    Und dann so ein geringer Umsatz bei solch riesigem Aufwand?

     

    Das die Filialen alle total edel-steril-hightec-hochglanzmäßig durchdesignt und psychologisch auf Gewinnmaximierung konzipiert sind hat bestimmt ewig viel Geld gekostet, was natürlich vom (noch) ach so kleinen Gewinn abgezogen wird. Ist ja klar, daß da nicht mal mehr genug übrig bleibt, um die Mitarbeiter nach Tarif zu bezahlen...

     

    Das so ein Multi das aber offen eingesteht finde ich schon erstaunlich, nach dem PR-Debakel, das Alnatura durchgemacht hat, als deren untertarifliche Mitarbeiterentlohnung publik wurde.

     

    Die anschließende große Diskussion und Kundenaufregung hat dort ja ziemlich schnell zu Reaktionen der Konzernspitze und Veränderungen geführt, die allerdings noch immer nicht wirklich zufriedenstellend sind. Nicht umsonst steht im Artikel, daß Alnatura "nach eigenen Angaben sehr wohl Tarif zahlt"...

     

    Wie sieht das eigentlich bei "Europas größtem Biomarkt", der Berliner Vorzeigekette LPG aus? Würde mich mal sehr interessieren, wie die Mitarbeiter dort bezahlt und behandelt werden. Und wie sind deren Gewinn-/Umsatzzahlen?

     

    Dort wird immerhin das Thema "Regional" noch Großgeschrieben, was ich nur unterstützen kann.

     

    Das habe ich bei denn Denree Produkten von Anfang an vermisst. Die sind aus aller Herren Länder zusammengestellt, ohne Rücksicht auf lokale Alternativen und die damit erlangte Ökobilanz.

     

    Denree ist eh damit groß geworden, daß sie schon existierende Bioprodukte billiger und schick kommerziell populär designt nachgemacht haben und damit einen künstlichen Preisdruck in der Branche etabliert haben, genau wie die Eigenmarken von Alnatura usw.

     

    Kasse mit Masse statt Klasse...

     

    Wer gehört eigenlich noch alles zur Firmengruppe Denree mit ihren 16 Millionen Gewinn?

     

    UND WEM GEHÖRT DENREE EIGENTLICH?

  • J
    john

    Auch die taz kann sich nicht rühmen ihren Mitarbeitern das gleiche zu zahlen wie andere Zeitungen, zumindest wenn man dem Artikel auf Wikepdie glauben darf:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_tageszeitung#Bezahlung_der_Mitarbeiter

  • K
    Kunde

    So, hat die taz also wieder mal ein Haar in der Suppe gefunden. Ganz grosses Kino. Wenn jeder Bio-Anbieter künftig nur noch kritisch beäugt wird (..er zahlt 5 cent unter Tarif.. Pfui..) dann können wir es mit Bio auch gleich bleiben lassen.

     

    Auch wenn es hart klingt, aber mit der konventionellen "Landwirtschaft" steuert die Menschheit auf einen Abgrund zu, weil sie durch ihre Methoden langsam aber sicher unsere Lebensgrundlage auf dem Planeten zerstört. Daher ist jedes bißchen, was den ökologisch verträglichen Anbau (incl. Viehzucht ohne Quälerei) voran bringt absolut notwendig.

     

    Ich will keinen Freibrief für Sklaventreiber, aber ein paar Bio-Tante-Emma-Läden für Stadtbewohner - natürlich gut zu Fuß und per Fahrrad erreichbar, damit auch alle sehen, wie toll öko ich bin - bzw. für eine kleine, zahlungskräftige Elite werden die Welt nicht retten.

     

    Ein viel wichtigeres Thema ist der konsequente Ausbau der Bio-Landwirtschaft, bis es praktisch nur noch Bioprodukte in jedem Kaff und in jedem Supermarkt gibt. Die taz sollte lieber Antworten darauf liefern, wie man Bauern zum Bioanbau bringt, obwohl der Staat die Unterstützungen dafür immer weiter streicht. DAS wäre wichtig! Viele Supermärkte haben Bio-Produkte wieder ausgelistet, weil die erforderlichen Mengen nicht lieferbar sind. DAS ist wirklich schlimm! Kümmert euch mal darum.

     

    Aber auf Alnatura, Denn´s und wie sie alle heißen herumzuhacken, das ist einfach. Doch solche Heckenschützen-Artikel helfen uns bei Bio nicht weiter, solange der Normalbürger es immer schwerer hat, Bioartikel zu bekommen und sie sich auch leisten zu können.

    Thema verfehlt, sechs.

  • TB
    The Big Boiler

    Hab' ich das richtig verstanden - der begründet die Lohnzahlungen unter Taríf mit der Verwendung von Mehrwegflaschen??

  • G
    gerd.

    @Holländer

    "Nur mehr zahlen damit Herren wie Thomas Greim noch mehr verdienen mache ich aber lieber nicht. Deswegen achte ich, auch bei Öko, schon auf dem Preis."

     

    Das verstehe ich nicht: Wenn ich bei Öko auf den Preis achte, dann kaufe ich doch gerade häufig Dennree-Produkte, weil diese unterhalb der sonstigen Bioladenpreise liegen, auf Niveau der LIDL-Penny-usw-Biolabels!?

  • G
    Grünspecht

    Wieviel Euro müssten die MitarbeiterInnen nach Tarif das pro Arbeitsstunde in einem Biosupermarkt bekommen?

     

    Das hätte als wichtige grundlegende Info in den Artikel gehört.

     

    Ansonsten gilt:

    Nichts im Biosupermarkt Denree etc. kaufen, solange die ihre Leute nicht anständig bezahlen. (Wobei wahrscheinlich selbst der bestehende Tariflohn zu niedrig ist bei den laschen Gewerkschaften heutzutage).

     

    Nur in den Geschäften kaufen, bei denen die Angestellten zumindest Tariflöhne kriegen!

     

    Die Medien sind wichtig, damit man überhaupt erfährt, welche Ketten und Läden ihre Leute korrekt bezahlen und welche nicht.

     

    Bitte mehr Berichte zu diesem Thema in der taz!

  • H
    Holländer

    Neben den Öko und Fair Trade Zeichen, brauchen wir noch eines: ein Wahrzeichen der besagt, dass in der ganze Produktionskette Tariflöhne gezahlt wurden (und Gewerkschaften nicht schikaniert werden).

     

    Für solche Produkte zahle ich (wie bei Öko und Fair Trade) gerne etwas mehr. Nur mehr zahlen damit Herren wie Thomas Greim noch mehr verdienen mache ich aber lieber nicht. Deswegen achte ich, auch bei Öko, schon auf dem Preis.

  • S
    Stephan

    1.

    @ heinzl

    "sind die alle Bioanbieter und Fairtrader" -

    ein differenziertere betrachtung wäre angemessener. oder wollen wir unseren einkauf bei aldi relativieren?

    2.

    die vorwürfe an denn's wundern mich nicht. so sieht bio für

    alle nun mal aus. da wird gedrückt wie im konventionellen handel. auch denree ist als abnehmer für den produzenten die letzte wahl, da dieser preispolitisch locker mit aldi, lidl und co mithalten kann.

    3.

    der biosektor hat in den letzten 10 jahren die gleich entwicklung genommen wie der konventionelle handel in den letzten 50 jahren! von tante emma / müsli-öko-laden zu supermarktketten. das ist traurig und für die wirkliche

    avantgarde und die pioniere ein tritt ins gesicht, denn der

    großteil der biolebensmittel werden im supermarkt nicht im

    bioladen umgesetz. auch die produzenten spüren das deutlich:

    das gemüse/obst/getreide/etc. wird genormt verlangt. wer sich dem marktdiktat nicht beugt fliegt raus.

    4.

    unterstützt lokale betriebe, hofläden oder die immer mehr werdenden csa's(community supportet agriculture).

    damit auch fair trade in deutschland stattfinden kann.

  • AT
    An Tom

    "Das stimmt nicht, natürlich halten wir uns an gesetzliche Vorgaben."

     

    Naja, DAS stimmt wohl eher nicht, was der Tom da von sich gibt. Von den Überstunden ganz zu schweigen.

     

    ...und das mit 1Mio Gewinn würde wohl kein klar denkender Chef realisieren, da wird wohl eher krank gerechnet - ziemlich mutig, bei der Konkurrenz.

  • R
    Robert

    Mich stört schon lange das die Produkte von denree nicht fairtrade sind. Auf der HP von denree wird das grossgeschrieben aber die Produkte tragen das unabhängige Siegel nicht. Einzelne Produkte die auch in heimischen Gefilden wachsen wie zb. Buchweizen kommen aus China und wiederum rühmt man sich für seine CO2 Bilanz. Mir war die kleine Bioladenkultur lieber, dort hatten auch die MA noch eine andere Motivation.

  • M
    Marcus

    "Das stimmt nicht, natürlich halten wir uns an gesetzliche Vorgaben."

     

    Diese sind leider nicht ausreichend, um Mitarbeiter vor Überlastung zu schützen, wenn Arbeitgeber sich an die Grenzen des Gesetzes herantasten. Ich arbeite im Transportwesen und spreche aus leidvoller Erfahrung.

  • H
    heinzl

    Das ist halt das Problem mit dem Gutmenschenhandel:

    Natürlich kann man mit Bio- und Naturprodukten handeln oder Fair Trade propagieren - sobald es aber um die Betriebswirtschaft geht zählen wieder die nackten Zahlen.

    Was den Umgang mit Mitarbeitern angeht und insbesondere deren Entlohnung, sind die alle Bioanbieter und Fairtrader meilenweit von den "bösen" Discountern entfernt. Die Filialleiterin des Aldis vor Ort hatte auch nur ein verächtliches Schnauben übrig, als ich sie fragte ob sie nicht lieber bei unserem kleinen, gemütlichen und ach so korrekten Fairtrader im Ort arbeiten wollte.

  • TL
    Thomas Lehmann, Worms

    DER NICHT EINGEPREISTE MENSCH

     

    Greims Argumente bezüglich fehlender Produktivität im Vergleich zu Lidl oder Aldi - und einer daraus folgenden schlechteren Bezahlung der Mitarbeiter - gehen in´s Leere.

    Schliesslich hätte Greims die Möglichkeit, die Tariflöhne in die Verkaufspreise einzukalkulieren. Wenn er das nicht tut, finden wir bei ihm dasselbe sehr ärgerliche Phänomen wie bei anderen Protagonisten aus dem öko-alternativen oder kulturellen Milieu: Die Natur hört beim Menschen auf, reicht höchstens noch bis zum besonders hoch qualifizierten Facharbeiter ("mit besonders viel Naturkosterfahrung"). Genau dieses hässliche Menschenbild macht Ausbeutung in Form von Leiharbeit und 1-Euro- und Minijobs erst möglich. Dass die taz hier mal kritisch nachgefragt hat, freut mich.

  • G
    gerd.

    Q: "Man hört, dass..."

    A: "Das stimmt nicht."

    Interview-Ende.

     

    Das ist ja mal knallharter Journalismus!

  • B
    Branko

    Ist schwer glaubhaft.

     

    1Mio Gewinn bei 110 Mio Umsatz und 72 Filialen

    sind das sagenhafte 0,9% Umsatzrendite und nichtmal 14k€ pro Filiale und Jahr - nicht pro Woche.

    Dat is weniger als gornaut.

     

    Das Geld auf ein ordinäres Sparbuch zu packen bringt mehr Gewinn ohne nennenswertes Riskio.

     

    Das hat mit Idealismus in meinen Augen nichts zu tun, das ist rein betriebswirtschaftlich betrachtet schlicht selbstmörderisch.

  • F
    Fringe

    Weiß nicht, aber so ganz glaubwürdig erscheint mit der Kerle nicht ...