Berlin soll für Verspätung blechen: Klagen im Landeanflug
Nach der verschobenen Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens drohen Schadenersatzforderungen. Wie teuer die Verzögerung wird, ist aber noch nicht abzusehen.
BERLIN taz | Den Ländern Berlin, Brandenburg und dem Bund drohen Schadenersatzklagen, weil der neue Flughafen der Hauptstadt nicht rechtzeitig fertig wird. Die Chef der Berliner Industrie- und Handelskammer, Eric Schweitzer, rechnet mit zahlreichen Klagen. Wie teuer die Verzögerungen werden, ist immer noch nicht absehbar.
Die Flughafengesellschaft will am Montag kommender Woche den neuen Eröffnungstermin bekannt geben. Die Luftfahrt- und Tourismusbranche hält eine Eröffnung erst im Oktober für realistisch. Der Handelsverband Berlin-Brandenburg rechnet damit, dass die Händler am neuen Flughafen jeden Monat Umsätze in Millionenhöhe verlieren.
Die Flughafengesellschaft habe bereits zugesagt, bei Härtefällen unabhängig von juristischen Fragen einzuspringen. „Sie haben versprochen, dass niemand vor dem Ruin stehen wird“, so Busch-Petersen. Die Lufthansa, einer der wichtigsten Kunden des neuen Flughafens, will alle seine Flüge weiterhin am Flughafen Tegel durchführen, dessen geplante Schließung am 2. Juni nun verschoben wird.
Es werde kein Flug ausfallen, teilte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber mit. Über die Höhe der Schadenersatzforderungen konnte die Airline am Mittwoch noch keine Angaben machen. Auch Air Berlin wird weiterhin ab Flughafen Tegel fliegen. Burkhard Kieker, Geschäftsführer des Tourismusportals Visit Berlin, rechnet nicht damit, dass sich die Verschiebung der Eröffnung negativ auf den Tourismus in Berlin auswirkt.
Mitarbeiterzahl unklar
„Dass wir begeistert sind, wäre natürlich übertrieben“, sagte er am Mittwoch beim „Tag des Tourismus“, bei dem auch Flughafenchef Schwarz anwesend war. Das Image Berlins sieht er nicht angekratzt. „Im Gegenteil – die Deutschen gelten derzeit überall in Europa als Musterknaben, da ist es ganz sympathisch, wenn bei uns auch mal etwas schiefgeht“, so Kieker.
Unklar ist, wie viele Mitarbeiter bereits für die Arbeit am neuen Flughafen eingestellt wurden. Die Arbeitsagentur Brandenburg sucht vorerst weiter Personal – wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt. Am Mittwoch fand erneut eine Jobmesse statt, auf der Mitarbeiter für den neuen Flughafen gesucht werden.
Die Arbeitsagentur hat bisher 300 Angestellte an den neuen Flughafen und in sein Umfeld vermittelt, was mit diesen konkret nun geschehe, „hänge vom Einzelfall ab“, teilte die Arbeitsagentur mit. Die Unternehmen wollen demnach ihre Fachkräfte halten.
Am heutigen Donnerstag will Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zu der Eröffnungsverschiebung eine Regierungserklärung abgeben. Dass Wowereit tatsächlich erst zum Wochenbeginn von der Verschiebung erfahren hat, zeigt die Einladung zum Hoffest, die am Dienstag in hunderten Berliner Briefkästen landete – das Fest soll am 12. Juni stattfinden, neun Tage nach dem geplanten Eröffnungstermin. Die Einladung war in Form einer Bordkarte gestaltet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies